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Abschiedsschmerz. Der türkische Nationalspieler Nuri Sahin verlässt jenen Klub, für den er gespielt hat, seit er elf Jahre alt war.

© dpa

Nuri Sahin: Tränen für die Weltkarriere

Nuri Sahin wechselt zu Real Madrid und vermisst jetzt schon seine Kollegen von Borussia Dortmund. Für den BVB ist der Verlust des Spielmachers in der defensiven Schaltzentrale ein herber Verlust.

Um 12.30 Uhr verkündete Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc offiziell, was in der Stadt des Deutschen Meisters längst jeder wusste: „Nuri Sahin wird Borussia Dortmund im Sommer verlassen.“

Die Borussia hat den Kampf um ihren wertvollen Spieler verloren, zu stark ist die Anziehungskraft des Mitbewerbers. Sahin, der das Spiel der Dortmunder in dieser Saison in der Schaltzentrale maßgeblich gestaltet hat, unterschreibt bei Real Madrid einen Vertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren. „Real Madrid ist der größte Verein der Welt“, sagte Sahin bei einer Pressekonferenz, „ich bin sehr stolz, diesen Schritt gehen zu können.“ Der türkische Nationalspieler sprach von der „Erfüllung eines Kindheitstraums“, er werde versuchen, „Dortmund, die Türkei und auch Deutschland würdig zu vertreten. Ich weiß, dass mich auch viele in diesem Land als ihren Jungen sehen.“

Zorc bestätigte eine Ausstiegsklausel in Sahins bis 2013 terminierten Vertrag mit dem BVB, die es dem Profi erlaubt, „für eine gewisse Gebühr, die für Inland und Ausland unterschiedlich ist, den Verein zu verlassen.“ Konkret wird von zehn Millionen Euro gesprochen. Für die Spanier ist das ein Schnäppchen, denn Sahins Marktwert dürfte höher sein. Die Zusatzvereinbarung sei eine Voraussetzung dafür gewesen, dass der Vertrag 2009 überhaupt verlängert worden sei, sagte Zorc. „Wir waren damals nicht die schönste Braut“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Heute würden wir solche Klauseln nicht akzeptieren.“

Sahin sagte, es habe sich nicht um eine Entscheidung gegen Dortmund, sondern für Madrid gehandelt: „Ich arbeite hart für eine Weltkarriere, da muss ich diesen Schritt tun.“ Er wird bei Real rund vier Millionen Euro im Jahr verdienen. Beeinflusst wurde die Entscheidung auch von Sahins Freund Mesut Özil. Die spanische Zeitung „As“ berichtete, der deutsche Nationalspieler habe ihm „wahre Wunderdinge über Real und das Leben in Madrid“ erzählt. Zudem habe es ein „offenes und ehrliches Gespräch“ mit Reals Trainer José Mourinho gegeben. „Ich bin mir sicher, dass mich dieser Trainer weiterbringen wird“, sagte Sahin.

Der Deutsch-Türke aus dem sauerländischen Meinerzhagen kickt für den BVB, seit er elf Jahre alt ist. „Ich liebe Dortmund und diesen Verein, und ich weiß, dass auch die Menschen hier mich lieben“, sagte Sahin. Entsprechend schwer falle ihm der neue Schritt.

Als Sahin auf seine Kollegen und deren Reaktion auf den Weggang angesprochen wurde, kämpfte er mit den Tränen. Der Gang in die Kabine sei sehr emotional gewesen: „Diese Mannschaft liegt mir sehr am Herzen, ein solches Team mit solchen Mitspielern werde ich wahrscheinlich nie wieder erleben.“ Und dann fügte der 22-Jährige mit feuchten Augen hinzu: „Ich vermisse sie jetzt schon.“

Für den BVB ist der Verlust des Spielmachers ein herber Verlust. Immer wieder waren die romantischen Gedanken des „Elf-Freunde-müsst-ihr-sein“ befeuert worden, der beim BVB seine Renaissance erlebte. Es wurde sogar von einer Absprache innerhalb der Mannschaft berichtet, in dieser Konstellation zusammenbleiben zu wollen. Sahin dementierte die Existenz eines solchen Pakts: „Wir schätzen uns sehr, aber so etwas gab es nicht.“ Watzke hatte schon vor Tagen vorausgesagt, die Konkurrenz werde den Höhenflug der Dortmunder nicht tatenlos begleiten: „Die Imperien werden zurückschlagen.“

Nun heißt es bereits, Arsenal London wolle Jung-Nationalspieler Mario Götze. Doch der hat seinen Kontrakt beim BVB gerade erst verlängert. Ohne Ausstiegsklausel. Und deshalb verkündet Michael Zorc auch im Brustton der Überzeugung: „Wir haben keine Sorge, dass diese Mannschaft auseinanderbricht.“

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