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Oliver Kahn könnte sich schon im Sommer endgültig vom FC Bayern verabschieden müssen.

© Imago/MIS

Ob Oliver Kahn oder Hasan Salihamidzic: Alles steht beim FC Bayern auf dem Prüfstand

Dass Oliver Kahn seinen Posten als Vorstandschef über die Saison hinaus behält, gilt in München mittlerweile als unwahrscheinlich. Doch beim FC Bayern könnte es sogar noch mehr Stühlerücken geben.

Den richtigen Moment zu erwischen, das ist derzeit nicht unbedingt die große Stärke der Verantwortlichen des FC Bayern. Die Protagonisten, ob die in der Führung oder die Fußballspieler auf dem Rasen, haben zuletzt ziemlich viele falsche Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt getroffen.

Die Pressemitteilung zu den Sommerplänen, die der Verein am Freitag verschickte, wirkte nun bemüht, endlich einmal wieder etwas richtig zu machen. Der deutsche Rekordmeister sei sich „seiner Wurzeln in Bayern und München stets bewusst“, wird der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn zitiert. Es geht um das Trainingslager in der Vorbereitung auf die neue Saison, das – wie früher einmal traditionell – am Tegernsee stattfinden wird.

Zurück in die Vergangenheit also, aber ob Kahn da noch mitmachen darf, dabei sein wird, wenn die Münchner nach dem Trainingslager Ende Juli auch noch nach Asien fliegen, weil sie eben nicht nur im Süden Deutschland verwurzelt sind, sondern sich zu einer weltweiten Marke entwickelt haben, ist fraglich. Sogar unwahrscheinlich. Der Aufsichtsrat wird auf seiner Sitzung am 22. Mai, so heißt es, über darüber beraten, ob der frühere Torhüter seinen Job behalten darf.

Zweifel hatte es offensichtlich schon vor der Entlassung von Julian Nagelsmann Ende März gegeben und vor dem sportlichen Debakel mit dem Ausscheiden aus DFB-Pokal und Champions League sowie der desaströsen Niederlage in Mainz, die dazu führte, dass die Bayern nun womöglich zum ersten Mal seit elf Jahren die Saison ohne Titel beenden.

Dass der Trainerwechsel für die Mannschaft nicht die erhoffte Ruhe brachte, sondern im Gegenteil wie ein Brandbeschleuniger wirkte, hat nun dazu geführt, alles auf den Prüfstand zu stellen. Nicht nur Kahn. Der neue Trainer Thomas Tuchel ist allerdings außen vor. Er musste fast machtlos zusehen, wie die Verunsicherung zu- statt abnahm. „Unsere Mannschaft traut sich selbst nicht mehr über den Weg“, fasste er den Zustand vor der Bundesliga-Partie am Sonntag gegen Hertha BSC zusammen. Gegen den Abstiegskandidaten, findet Tuchel, müsse man „das Ganze auf Augenhöhe angehen“, denn „für uns ist aktuell nichts einfach“.

Auch Hasan Salihamidzic steht längst zur Disposition

Jeder im Team scheint zu sehr mit sich selbst beschäftigt, einige scheinen so einer enormen Drucksituation wie im Moment nicht gewachsen zu sein. Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat in den vergangenen Jahren viele Hochbegabte geholt, aber nur wenige Spieler, die vorangehen, wenn es brenzlig wird. Einzig Matthijs de Ligt erfüllt von den Transfers in jüngerer Zeit diese Anforderungen. Deshalb steht auch Salihamidzic zur Disposition, obwohl Uli Hoeneß offiziell noch nicht abgerückt ist vom Sportvorstand, den er einst unter seinen persönlichen Schutz gestellt und stets vehement verteidigt hatte.

Kaum jemand dürfte angenommen haben, dass Hoeneß sich nach seinem Rückzug auf den Posten des Ehrenpräsidenten tatsächlich nicht mehr darum kümmert, was an der Säbener Straße passiert. Mit seinem Besuch des Trainings und der längeren Diskussion mit Tuchel unter der Woche befeuerte er allerdings die Spekulationen, ohne ihn werde noch immer nichts entschieden beim FC Bayern.

Es verging zuletzt kein Tag, an dem nicht irgendein anderer Kahn-Nachfolge-Kandidat aus dem Hut gezaubert wurde. Die Liste reichte von Philipp Lahm über Oliver Bierhoff, Ex-DFL-Chef Christian Seifert bis hin zu Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt und dem Sohn von Uli Hoeneß. Sogar über eine Rückkehr von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß wurde spekuliert. Kaum waren die Kandidaten aber genannt worden, kam meistens schon das Dementi.

Wenn es ordentlich rumpelt beim FC Bayern, geben frühere Spieler gerne gute Tipps und ihre Interpretationen zur Situationen zum Besten. Mario Basler findet die Außendarstellung von Kahn „katastrophal“ und rät dem ehemaligen Teamkollegen in seinem Podcast, sich daran zu erinnern, was Uli Hoeneß einst nach Niederlagen wie jener in Mainz gemacht hätte: Ausflippen in der Kabine nämlich. Lothar Matthäus spekulierte in der „Sport Bild“, dass Kahn den Job bei Bayern womöglich unterschätzt habe. Solche Sprüche von Ehemaligen kommen nicht gut an im Verein. Auch das hat Tradition.

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