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Genug gesessen - die Rückrunde für die Hertha beginnt.

© dpa

Oberhausen - Hertha im Liveticker: Unterkante Oberhausen

Nach einer Woche Poolparty in Portimao tauchte Hertha wieder in den Alltag der Zweiten Liga ein. Es ging mit dem Herzblatthubschrauber ins Spaßbad Oberhausen, wo Rot-Weiß das Wasser bis zum Hals steht. Der Liveticker stand 90 Minuten am Beckenrand.

90.

Machen wir es kurz: Abpfiff. Hertha erfüllt seine Pflicht in Oberhausen. Ohne zu glänzen, gegen einen Gegner, der ganz offensichtlich für die große Slapstick-Olympiade in der Oberhausener Königs-Pilsener-Arena trainiert hat. Lasogga profitiert von den Pirouetten der Oberhausener Abwehr und trifft doppelt, dazu darf sich sogar Kobiashvili in die Torschützenliste eintragen. Damit ist auch schon alles gesagt. Der Start in die Rückrunde ist gelungen Hertha ist Zweiter, Lasogga der neue Kruse, Friend der neue Piotr Reiss und Michael Preetz darf eine Woche wieder so tun, als würde er keine Zweifel mehr kennen und morgen einen Dankeschönkorb nach Oberhausen schicken.

Oder ein altes Tchami-Trikot als Trostpreis. Bleibt dementsprechend nur noch das Rätsel aufzulösen. Die gesuchte Stadt war, natürlich, Oberhausen. Wahnsinn. Der Ticker gibt ab an Chayenne Lacroix. Oder Peter Zwegat. Ganz egal, hauptsache Flipchart.

In diesem Sinne: Gute Nacht!

86.

Noch einmal stolpern die Oberhausener durchs Mittelfeld wie Karsten Speck auf Freigang, müssen aber sogleich wieder in Ekelhaft, denn Reichert versucht es mit einem Schuss, der irgendwo hingeht, nur nicht in Richtung Maikel Aerts. Und so hat Herthas Torwart in diesem Spiel weiter in etwa so viel zu tun, wie sonst nur jene Polizisten, die in Berlin vor Synagogen und großen Zehlendorfer Villen stehen. Fehlt nur noch die Kalaschnikow. "Die hat doch schon lange aufgehört mit dem Eistanz", bemerkt ein sichtlich übermüdeter Kollege. Das gibt Abzüge in der B-Note.

81.

Das Spiel tropft nun dem Ende entgegen. Die Berliner machen nicht mehr als sie müssen und die Oberhausener versuchen mehr zu machen als sie können. das sieht dann am Ende so aus wie die von Forschern in den USA entwickelte Fußballsimulation mit Hefe-Einzellern, die durchh Stromschläge gesteuert werden und wild zappelnd einem virtuellen Ball hinterherjagen. Oder wie Zweite Liga am Montag Abend. Die Luft ist raus. Babbel loggt sich über sein iPhone auf Facebook ein, postet: pfffft! Das gefällt ihm.

78.

Babbel nutzt die sichere Führung und wechselt die gesamte A-Jugendmannschaft und einige B-Junioren ein. Muss sich dafür später vor Ursula von der Leyen verantworten. Kinder dieses Alters gehören zu dieser zeit eigentlich ins Bett und nicht in das Programm eines Senders, auf dem sich ehemalige Stripperinnen vor Flipcharts mit der Gutgläubigkeit der Anrufer die Brüste eincremen.

75.

Jetzt wechselt Bruns, holt Grothe raus. Der ist angeblich U21-Europameister. Sagt zumindest die Sport1-Stimme. Hat aber in Schweden nie gespielt. Der Paul Steiner des DFB-Nachwuchses. Hertha weiterhin mit Lasogga, dem Axel Kruse der Moderne.

73.

Wie reagiert Oberhausen. Antwort: gar nicht. Günter Bruns will das Debakel einfach aussitzen. Das Helmut-Kohl-Syndrom. Hertha kennt das ja. Und auf der Tribüne klatschen anonyme Spender.

70.

Doppelschlag Hertha. Oberhausens Verteidigung spielt, als wollten sie das Video dieses Spiels an Fritz Egner oder irgendeine dieser Shows schicken, bei der erwachsene Menschen über betrunkene Hunde und tumbe Säuglinge lachen. Augsburger Puppenkiste trifft Hansguckindieluft. Wilhelm Busch für Dummies. Und Hertha bekommt Elfmeter. Kobiashvili eiskalt. Ist ja auch Georgier. Hertha führt in Oberhausen mit 3:1 und weiß selbst nicht genau, wie das gekommen ist. Vielleicht sollte sich Babbel noch einmal die Aufzeichnung dieses Spiels anschauen. Gemeinsam mit Fritz Egner.

67.

Aus dem Nichts, und wirklich aus dem Garnichts, aus dem schwarzen Loch in diesem Spiel trifft Hertha zum 2:1. Petersch spielt einen Rückpass so kurz und unansehnlich wie Dirk Bach, Torwart Pirson tritt über den Ball, als wollte er eine Szene aus seinem Lieblings-Film mit Bruce Lee nachspielen und Lasogga steht plötzlich so frei vor dem Tor wie zuletzt nur Dortmunds Kuba, macht es aber besser als der Pole und trifft zum 2:1. Tanzt dann Szenen aus seinem Lieblins-Film mit Patrick Swayze. Hertha Flashdanced zurück auf Platz zwei.

61.

Oberhausen malt nun eine abstrakte Skizze eines Angriffs auf den Rasen. Ist ja auch Montag. Das Ganze hat aber allenfalls die Qualität einer Rattelschneck-Karikatur. Hertha setzt das Löschpapier an und kann die Situation bereinigen.

55.

Beide Mannschaften haben sich nun stillschweigend dazu entschlossen, das Mittelfeld zu ignorieren. Die Zone um den Mittelkreis wir von den Spielern gemieden wie Nordkorea von der Weltöffentlichkeit. Besonders Niemeyer leidet unter diesem Embargo, produziert Pässe ohne Absatzmarkt.

51.

Gegenangriff Oberhausen, aber Petersch scheitert an seiner eigenen Charaktermaske, wirkt mit dem Ball am Fuß so unglaubwürdig wie Keith Richards mit einem Glas Milch in der Hand.

48.

Hertha versucht es weiter, fühlt sich aber in der Langhansrolle so wohl, dass die Angriffe seltsam fleischlos bleiben. Raffael mit einer rein veganen Ecke. Wenig Kalorien in Blauweiß. Nur Ronny tanzt aus der Reihe und will sich in dieses Spiel beißen. Hat noch Punkte offen. Frisst aber auch nur Gras.

46.

Wiederanpfiff. Und gleich die erste Möglichkeit. Freistoß Hertha, diesmal nicht von Ronny, der noch in der Kabine geblieben ist, um seien Weight-Watcher-Punkte abzuzeichnen. dafür Ruka..., äh Rukavit..., naja also der Australo-Ukrainer in Reihen der Berliner mit einem Deisler-Gedächtnis-Freistoß, der das mögliche 2:1 leicht touchiert, sich dann aber noch über die Latte dreht. Hertha aber scheint wieder da zu sein. Wie Rainer Langhans. Und auch Dressman Babbel denkt sich: Oberhausen, Obermaier, Hauptsache die Frisur sitzt.

Halbzeit

Zeit für das beliebte Faßbender-Zwischenfazit, präsentiert von Alpecin: Der Anfang war ein Versprechen. Weil Lasogga, Herthas Versprechen für die Zukunft, früh zum 1:0 getroffen hat. Doch im Anschluss aalt sich Hertha in der Favoritenrolle und vergisst darüber Fußball zu spielen. Und weil Schiedsrichter Aytekin nach einer Viertelstunde von einem unstillbaren Jieper nach Lippenakrobatik geschüttelt wurde steht es zur Halbzeit nur 1:1. Der Aufstieg liegt, bleibt es dabei, wieder hinterm Horizont. Und Babbel dirigiert sein ganz persönliches Panikorchester.

45.

Noch wenige Sekunden bis zum Abpfiff. Das Telefon klingelt. Axel K. (Hobbies: Football, Kneipe, Spieltaganalyse) ist in der Leitung, möchte lösen: "Rosenhaube". Leider falsch, Axel. Aber du kannst dir was vom Trostpreistisch holen. Das Trikot von Alphonse Tchami zum Beispiel. In Oberhausen wird derweil abgepfiffen, Hertha geht mit einem dürftigen 1:1 in die Pause, dem Trostpreis unter den Fußballergebnissen. Noch ist alles drin, würden die Experten sagen. Wieder 600 Kilometer gefahren und einen Arbeitstag umsonst geopfert, die Fans. Gleich geht's weiter. So leid es uns tut. Halbzeit.

41.

Freistoß für Hertha. Ronny darf ausführen. Doch dem Brasilianer gelingt nur eine Flanke, die ähnlich schwerfällig wie er selbst in den Strafraum fällt. Hertha mit Übergewicht. Zumindest optisch.

36.

Zehn Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte scheinen sich die Berliner nun wieder daran zu erinnern, das sie in Portugal angeblich auf einem guten Weg waren, pilgern in Richtung Oberhausener Sechzehner, bis sie sich wieder in der Manndeckung des Gegners verlaufen. Wäre dieses Spiel ein Buch, es wäre "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling. geschrieben von Tommy Jaud. Idioten auf dem Jakobsweg.

31.

Hertha BSC nun mal wieder in der gegnerischen Hälfte. Ramos hat den Ball, und freut sich darüber wie ein Sechsjähriger beim Ostereiersammeln. Doch dann schmilzt ihm der Angriff unter den Fingern weg und tropft ins aus. Visuelle Wasserfolter. Auch Ramos lacht nicht mehr. Und auch Babbel hat sich längst in seinen Trenchcoat zurück gezogen. Wartet dort auf bessere Zeiten. Mittlerweile macht sich das Fehlen von Kruse bemerkbar.

28.

Berauhosen mit dem nächsten Angriff. Aber Lell, der noch immer die Nase von Lamidi in der Faust trägt, klärt zur Ecke. Ecke, das klingt nach Fußball, aber man sollte sich davon nicht blenden lassen. Dieses Spiel hat mit Fußball derzeit in etwa so viel zu tun wie Simone Thomalla mit Qualitätsfernsehen. Tatort: Oberhausen.

25.

Auch die Sport1-Stimme driftet ab, hat den Fußballalmanach auf den Knien und liest die Namen jener Weltmeister vor, die nie Weltmeister geworden sind. Paul Steiner zum Beispiel. Würde Sport1 das mitternächtliche Sportquiz heute um drei Stunden nach vorne verlegen, man wäre nicht undankbar. Deshalb sucht der Ticker jetzt folgende Stadt: Berauhosen. Na, liebe Fans? Gegenbauer legt noch ein Geldpaket drauf, bis der Hot-Button zuschlägt, versprochen. Die Leitungen 17, 9 und 43 sind ab jetzt frei. genau wie Raffael, der aber anders als der Hot-Button nie zuschlägt. Zumindest auswärts nicht.

23.

Das Spiel verdampft im Mittelfeld. Nebel des Grauens. Zuletzt wurde Langeweile im Fernsehen so greifbar nur von Henryk M. Border dargestellt, der in seinem psychedelisch bunten Auto im Auftrag der Assimilations-Satire durch die Republik gefahren ist. Ähnlich spannend: Testbild schauen. Oder das Fehler-Suchbild im Berliner Kurier.

20.

Weiter Fußball so kunstvoll uneffektiv wie Rettungspläne von Bahnchef Gruber. Babbel leiht sich Rehhagels Megafon, versucht seine Spieler zu erreichen, kommt aber an den falschen Knopf und spielt stattdessen nur eine Calypso-Version von "Somewhere over the Rainbow." Zumindest bei der Südamerika-Fraktion zeigt diese Maßnahme allerdings Wirkung. Der Rest übt sich weiter in Niveau-Limbo.

17.

Hertha schüttelt sich kurz. Doch der Gegenzug verreckt auf halber Strecke. Pendelverkehr zwischen Aerts und Niemeyer. Und vorne wartet Lasogga auf einen Bus, der nicht kommt.

15.

Die Sekunden vor dem Elfmeter noch mal in Zeitlupe. Lells Hand im Gesicht von ganz Oberhausen, so sieht es zumindest Aytekin, der sich zur Vorbereitung auf dieses Spiel die Performance von Babak Rafati in Nürnberg angeschaut hat. Bisher eine fehlerfreie Leistung, findet zumindest Rafati.

14.

Aus dem Nichts gellt nun aber ein Pfiff durch Oberhausen, als würde Otto Rehhagel mit einem Megafon auf der Tribüne sitzen. Elfmeter, weil sich Lell im Strafraum darauf besinnt, dass er eigentlich nicht Kapitän, sondern Unsicherheitsfaktor ist. Greift seinem Gegenspieler ins Gesicht, als wollte er ihm eine falsche Nase aus dem Antlitz reißen wollen. Lamidi fällt. Aytekin pfeift. Aerts ist ohne Chance. Und für Oberhausen triff "ausgerechnet ein gebürtiger Berliner", freut sich der Sport1-Mann, der gut hörbar keiner ist. 1:1. Alles offen, würden Experten jetzt sagen. Alles scheiße, die Hertha-Fans.

10.

Oberhausen kämpft sich nun das erste Mal in Herthas Hälfte, doch Reichert bricht unter den ungewohnten Luftverhältnissen zusammen. Durchatmen bei Hertha.

7.

Tor! Hertha spielt zwei identische Angriffe über links. Zwei Mal darf Kobiashvili von links flanken, in der Mitte wartet Lasogga, scheitert erst mit dem Kopf, um dann sechzig Sekunden später doch zu treffen. 1:0 für Hertha. Viertes Saisontor von Lasogga. Ein Tor für den Aufstieg, ein Tor gegen Rob Friend. Der Kanadier sitzt auf der Bank und spielt bereits "Ich packe meinen Koffer" mit sich selbst. Vielleicht kann Gegenbauer ihm dabei helfen. Pakete schnüren kann der ja.

1. Minute

Hertha versucht es gleich mit einem ersten Angriff. Über die Flügel. Wie von Babbel in Portimao einstudiert. Aber Ramos verliert den Ball, als hätte er die eine Woche Portugal ehr genutzt um sich im Origami fortzubilden oder im Bälleverlieren. Auch eine Kunst. Für Leute ohne Kunstverständnis.

20:15 Uhr

Schiedsrichter Aytekin pfeift die Realität an. Hertha mit Lasogga anstatt Friend. Vor einer beeindruckenden Kulisse von schätzungsweise 450 Fans. So laut war es zuletzt beim Hallencup in Borsig oder im Stadtbad Wedding kurz nach halb zehn Uhr abends.

20:10 Uhr

Schocknachricht unmittelbar vor dem Anpfiff. "Kruse kann nicht spielen", sagt der Mann von Sport1. Dafür steht Alphonse Tchami in der Startelf. Wenn Nostalgie weh tut.

20:05 Uhr

Michael Preetz ist noch nicht auf der Gästebank angekommen. Wurde aber, so berichten zuverlässige Quellen, gerade eben noch in den Katakomben des Niedersachsenstadions gesehen, wo er einen schweren Koffer in die Herrentoilette schleppte. Inhalt: Mehrere tausend Schokogoldtaler und eine Dr. Oetker Schatztruhe. Angeblich eine Schenkung. Über den großzügigen Spender gibt es zur Stunde noch keine näheren Informationen.

20:00 Uhr

Noch keine Bilder aus Oberhausen, dafür turnt der Neue von Simone Thomalla über schwedisches Parkett. Will Fuchs sein, ist aber mehr neongelbes Schnatterinchen. Pittiplatscht hinter spanischen Wurfgeschossen her, kommt aber an keinen Ball. Auf der Tribüne sitzt Rudi Assauer und lacht: "Nur schauen, nicht anfassen!" Klebt sich dann einen künstlichen Heiner Brand Schnauzer ins Gesicht, sieht damit aus wie Dragoslav Stepanovic. Blick nach Oberhausen. Blauweiße Fahnen. Auch für Hertha gilt also: Lebbe geht weiter. Auch wenn es nur ein zweitklassiges ist.

18:50 Uhr

Herthas Aufstiegstournee macht Station in Oberhausen. Das klingt erstmal wie ein weiterer trister Zweitliga-Auftritt in den provinziellen Randzonen der Zweiten Liga, ist aber bei näherem Hinsehen ein Hinweis auf die Ambitionen des Hauptstadtklubs, auf die noch immer vorhandenen Restallüren des ehemaligen Divaklubs, aus jener Zeit, in der brasilianische Wunderstürmer die Großmannssucht ihres Manager als Pelzmantel zur Schau trugen.

Denn nach Oberhausen kommen sie alle. Die No Angels waren schon hier, David Copperfield, Britney Spears und Rihanna. Nur Usher hat sein für den vergangenen Samstag angesetztes Konzert abgesagt. Überraschend, fanden Bauchnabel gepiercte Schreiteenies und verschluckten ihre mitgebrachten Kuscheltiere. Nicht ganz so überraschend aber aus Berliner Sicht, hat der R’n’B-Star die Hauptstadt durch seine Abwesenheit doch schon vergangene Woche nahezu in den Ausnahmezustand getrieben, als sich die Frustration in der o2-World in Gewaltorgien entlud, die man sonst nur von Rudi Assauer und Ex-Frau Simone Thomalla kennt.

Oder von Parlamentsdebatten in Südkorea. In Oberhausen blieb es ruhig. Enttäuschungen ist man hier eben gewohnt. Rot-Weiß Oberhausen steht mit nur einem Punkt Vorsprung über dem Strich, unter dem die Relegation droht. Unterkante Oberhausen. Mitten im Abstiegskampf. Hertha erwartet im Niederrhein-Stadion deshalb alles andere als ein Planschabend im Entspannungsbecken. Die Angst vorm tabellarischen Ertrinken inklusive. Zumal gerade der Defensivschlauch leicht perforiert wirkt. Statt Hubnik und Mijatovic spielen Neumann und Kaka, der stabschreckenartige Brasilianer mit der Puppenkistenmotorik.

Auch deshalb steht der Ticker ab 20 Uhr mit einem Rettungsring aus Fußballweisheiten und Allgemeinplätzen an der Seitenlinie. Gleich geht’s los.

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