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Neue Größe im Handball. Maximilian Hermann im Spiel gegen Island.

© AFP

Österreich bei der Handball-EM: Der Zulieferer fährt allein

Österreichs Handball besteht bei der EM – und verstärkt die Bundesliga.

Als das dritte Spiel in Folge verloren war, da war ihr Traum längst erfüllt. Beim 27:33 gegen Island hatte die österreichische Handball-Nationalmannschaft zwar keine Chance. Aber was macht das schon. Auftaktspiel gewinnen, Hauptrunde erreichen – das waren die Ziele. Beide haben sie bei der Europameisterschaft in Dänemark längst erreicht.

Dass sie überhaupt dabei sind – im Gegensatz zu den Deutschen – , ist eine kleine Sensation. Zum ersten Mal überhaupt hatten sie sich für eine EM qualifiziert. Bei der EM 2010 im eigenen Land waren sie als Gastgeber gesetzt. Das hat anscheinend sogar David Alaba beeindruckt. Kaum war Österreichs erfolgreichster Fußballer aus dem Trainingslager des FC Bayern in Dubai zurückgekehrt, sendete er über Facebook schnell Grüße an seine Landsleute vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Titelverteidiger und Gastgeber Dänemark: „Vielleicht kann ich mir das Spiel sogar ansehen. Viel Erfolg, Burschen!“, schrieb er.

Österreich ist vor allem eines: ein Wintersportland. Das weiß auch Konrad Wilczynski: „Zuerst kommt der Skisport, irgendwann der Fußball, dann lange nichts und dann der Handball.“ Wilczynski, bald 32 Jahre alt, ist österreichischer Handballnationalspieler und war von 2005 bis 2011 Publikumsliebling bei den Füchsen Berlin. „Wir haben einen Traumtag erwischt und die Tschechen waren noch nicht so gut drauf“, sagt er über den 30:20-Auftaktsieg.

Den Dänen unterlagen sie 29:33. Auch gegen Mazedonien (21:22) verloren sie und zogen dennoch in die Hauptrunde ein. Auch wenn österreichische Handballer auf den ersten Blick wie Exoten anmuten, sind sie längst etabliert in der Liga, die sich als die beste der Welt sieht: „Man hat gemerkt, dass der österreichische Handballer vor Jahren in Deutschland noch belächelt wurde“, sagt Wilczynski, „aber über die letzten Jahre hinweg schauen die deutschen Vereine vermehrt nach Österreich, um Spieler zu holen.“

Neun Spieler aus dem 16er-Kader der Österreicher spielen in der deutschen Bundesliga. „Spieler wie Robert Weber, Raul Santos, Viktor Szilagyi oder Nikola Marinovic sind in ihren Vereinen absolute Leistungsträger“, sagt Wilczynski. Robert Weber vom SC Magdeburg schaffte es vergangene Saison mit 154 Treffern in die Top Ten der besten Werfer. In dieser Saison liegt der Rechtsaußen derzeit auf dem vierten Rang mit 135 Toren, gefolgt von seinem Landsmann, dem 21-jährigen Raul Santos (Gummersbach, 129) auf Rang sechs. Österreichs Kapitän Viktor Szilagyi hält zudem einen besonderen Rekord: Der 35 Jahre alte Rückraumspieler vom Bergischen HC ist der einzige Handballer, der mit Champions League, EHF-Pokal und Pokalsiegercup alle drei europäischen Vereinstrophäen gewonnen hat – alle mit deutschen Mannschaften.

Weil die Tschechen nicht weitergekommen sind, ist Österreich punktlos in die Hauptrunde eingezogen und wird es wohl auch im nächsten Spiel gegen den amtierenden Weltmeister (heute, 18.15 Uhr) bleiben: „Gegen die Spanier wird es noch schwerer, weil sie sehr aggressiv spielen“, sagt Wilczynski, neben Teamkollege Roland Schlinger mit 17 Treffern derzeit bester Werfer. „Aber wenn sie uns die Chance lassen, dann werden wir die natürlich annehmen. Gegen Ungarn rechnen wir uns schon etwas aus.“

Jetzt haben sie ein neues Ziel. „Wenn wir ein besseres Ergebnis als vor vier Jahren bei der Heim-EM schaffen, dann wäre das das i-Tüpfelchen“, sagt Wilczynski. Damals wurde Österreich Neunter – unter einem gewissen Dagur Sigurdsson, mittlerweile Trainer der Füchse Berlin.

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