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Sport: Olympia 2000: Kritik für Personalpolitik von Samaranch

Der Fall des indonesischen "Holzbarons" Mohamad Bob Hasan hat die olympische Personalpolitik von Juan Antonio Samaranch in die Kritik gebracht. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat in einem Brief an den indonesischen Ministerpräsidenten Abdurrahman Wahid vergeblich versucht, dem IOC-Mitglied und Multimillionär Hasan die Ausreise zur 111.

Der Fall des indonesischen "Holzbarons" Mohamad Bob Hasan hat die olympische Personalpolitik von Juan Antonio Samaranch in die Kritik gebracht. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat in einem Brief an den indonesischen Ministerpräsidenten Abdurrahman Wahid vergeblich versucht, dem IOC-Mitglied und Multimillionär Hasan die Ausreise zur 111. Vollversammlung in Sydney zu erlauben. Hasan ist ein Günstling des 1998 gestürzten Ex-Präsidenten Suharto. Der Olympier ist angeklagt, 87 Millionen Dollar veruntreut zu haben. In der Vollversammlung legte IOC-Vizepräsident Richard Pound den Marketing-Report vor. Er verzeichnet für die vergangenen vier Jahre Rekord-Einnahmen von 3,6 Milliarden Dollar (7,92 Milliarden Mark). Pound bezeichnete es als "normalen" Vorgang, dass Samaranch den indonesischen Präsidenten um eine Ausreiseerlaubnis für Hasan gebeten habe. "Hasan ist nicht verurteilt", sein Status habe sich seit der IOC-Vollversammlung 1999 in Seoul, zu der er ausreisen durfte, nicht verändert. Auch wisse das IOC nicht, "ob er im Gefängnis sitzt, seinen Reisepass abgeben musste oder unter Hausarrest steht", sagte Pound. Laut Charta sind IOC-Mitglieder olympische Botschafter in ihren Ländern.

Der eng in das feudale System von Suharto eingebundene Hasan wird in Indonesien für die Vernichtung von großen Teilen des Regenwaldes verantwortlich gemacht. Deshalb ist die Aufnahme des steinreichen Geschäftsmannes 1994 in das IOC mit großer Kritik begleitet worden. Immerhin erhebt das IOC den Anspruch, eine besonders umweltfreundliche Organisation zu sein. In Jakarta zeigte sich Generalstaatsanwalt Marzuki Darusman "amüsiert" über den Vorstoß von Samaranch. Die Motive seien "seltsam, sie stehen im Widerspruch zum olympischen Geist". Den letzten Fall einer IOC-Intervention für ein Mitglied hatte es Anfang der 90er Jahre für den Bulgaren Iwan Slawkow gegeben. Der mit dem kommunistischen Regime seines Landes eng verbundene Olympia-Funktionär saß länger in Haft. Samaranch hatte vergeblich versucht, ihm die Ausreise zu ermöglichen.

Als eine völlig verfehlte Personalpolitik gilt auch der Fall des Russen Shamil Tarpischew. Samaranch beförderte den Tennislehrer von Ex-Präsident Boris Jelzin auf dessen Bitte ebenfalls 1994 in das IOC. Danach wurde Tarpischew durch undurchsichtige Geschäfte zu einem der Superreichen im neuen Russland.

Pounds Vorlage des Vier-Jahres-Reports im olympischen Marketing liest sich als ein großer Erfolg. Die Einnahmen von 3,6 Milliarden Dollar wurden aus der Vermarktung der Olympischen Spielen in Nagano (1998) und Sydney erzielt. Allein das Geschäft mit den Spielen 2000 wirft 2,8 Milliarden Dollar ab. Das IOC behält von den Einnahmen rund 554 Millionen Mark. Mit dem großen Rest subventioniert das IOC die Organisationskomitees von Nagano und Sydney sowie die 199 NOK und die 35 Internationalen Verbände mit olympischen Sportarten.

Heute schließt die Vollversammlung ihre Sitzung mit den Neuwahlen ab. Der Tauberbischofheimer Thomas Bach ist im Duell mit dem Japaner Chiharu Igaya Favorit bei der Wahl eines Vizepräsidenten. Zudem wird das Exekutivkomitee von elf auf 15 Mitglieder erweitert. Durch die Zuwahl von 14 Mitgliedern wird die Vollversammlung künftig 127 Mitglieder umfassen.

Wolfram Göschel

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