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© AFP

Olympia 2012: Gemeinsames Fußballteam für Großbritannien?

Premierminister Gordon Brown fordert eine britische Mannschaft für die Spiele in London. Dabei stößt er auf Widerstand vor allem aus Schottland.

Ein bisschen peinlich ist das den Engländern schon. Während sich Großbritannien im Goldrausch der olympischen Spiele aalt und einen historischen Triumph mit dem besten Abschneiden des britischen Teams seit hundert Jahren feiert, steht die englische Fußballnationalmannschaft etwas beschämt in der Ecke. Vor ein paar Tagen gab es wiedermal eine Enttäuschung: ein mageres 2:2 in einem Testspiel gegen Tschechien, und das auch nur, weil Joe Cole kurz vor Abpfiff noch den Ausgleich im Wembley-Stadion erzielte. Die britischen Kommentatoren zogen ein ernüchterndes Fazit: unsere Spieler sind im Trikot der Nationalmannschaft einfach schlecht. Punkt, aus. Dabei ist doch der Fußball Nationalsport Nummer eins und nicht Bahnradfahren, wo die Briten sieben olympische Medaillen gewannen. Jetzt gibt es aber Hoffnung für den angeschlagenen Liebling der Nation. Der Fußball soll auch vom olympischen Geist erfasst werden und deshalb will Großbritannien eine eigene Mannschaft bei den Spielen 2012 in London stellen.

Vorreiter dieser Idee ist Premierminister Gordon Brown. „Ich glaube die Menschen wären sehr überrascht, wenn es ausgerechnet bei Olympischen Spielen in Großbritannien, dem Mutterland des Fußballs, kein eigenes britisches Fußballteam gäbe“, sagte Gordon Brown.

Schottland bezeichnet die Idee als "riesiges Eigentor"

Doch ganz so einfach ist das nicht mit der gemeinsamen Mannschaft. Seit nunmehr 48 Jahren ist Großbritannien nicht mehr mit einem eigenen Fußball-Team bei den Olympischen Spielen angetreten. Vor allem weil sich Schottland, Wales und Nordirland um ihre fußballerische Eigenständigkeit sorgen – die sie bei anderen internationalen Turnieren, wie Welt- und Europameisterschaften, immer wieder demonstrieren. Es verwundert deshalb auch nicht, dass Schottlands Erster Minister Alex Salmond das starke Engagement Gordon Browns für eine eigene britische Fußballmannschaft schon mal in einer ersten Reaktion entrüstet als „riesiges Eigentor“ bezeichnete. Schottland wolle mit einer eigenen Mannschaft antreten und das Auftreten des in Glasgow geboren Browns zeige, wie weit sich der Premierminister bereits von seiner schottischen Heimat entfernt habe, sagte Salmond.

Der schottische Missmut wird von Brown noch weiter angefeuert, indem er ausgerechnet Sir Alex Ferguson, ebenfalls Schotte, als möglichen Teammanager der britischen Mannschaft ins Spiel bringt. „Ich habe bereits mit ihm gesprochen und er wäre der ideale Kandidat dafür“, sagte Brown. Auch Sebastian Coe, Cheforganisator der Spiele 2012 in London, hat laut Brown bereits mit Ferguson Kontakt aufgenommen. Doch der Teammanager von Manchester United reagierte äußerst reserviert auf die Offerte. „Ich werde im Jahr 2012 schon 70 Jahre alt sein und kann doch jetzt nicht sagen, was ich in vier Jahren mache“, sagte Ferguson.

David Beckham könnte das Team trainieren

Weil Sir Alex zögert, kursieren bereits andere Namen. Der prominenteste darunter ist David Beckham. Das Aushängeschild des englischen Fußballs ist Botschafter für die Olympischen Spiele 2012 in London und gegenüber der Boulevardzeitung „The Sun“ sagte er: „Ich denke, es wäre möglich.“ Großbritannien habe ein eigenes Fußballteam bei den Olympischen Spielen verdient. „Ich hoffe, dass wir es schaffen, ein Team auf die Beine zu stellen“, sagte David Beckham, der zurzeit noch bei den Los Angeles Galaxy in den USA Fußball spielt.

Unklar ist noch, wie sich der Weltverband Fifa zu den Bestrebungen der Briten nach einer eigenen Mannschaft verhalten wird. Mit Fifa-Chef Joseph Blatter habe der britische Premierminister Gordon Brown bereits Gespräche geführt, heißt es. Im Frühjahr zeigte sich Joseph Blatter noch wenig begeistert von der Idee. „Wenn es ein britisches Team geben sollte, dann sollte es nur aus englischen Spielern bestehen, damit wir keine endlosen Diskussionen um die Eigenständigkeit der vier Verbände bekommen“, sagte er im März. Mittlerweile soll Blatter etwas aufgeschlossener gegenüber einem wirklich gemischten britischen Team sein. Bleibt für die Briten nur zu hoffen, dass sie sich auch wirklich vom olympischen Spirit der anderen Athleten anstecken lassen und nicht vom Abschneiden der englischen Nationalmannschaft.

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