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Dara Torres

© ddp

Olympia: Die Schwimm-Oma

Dara Torres startet mit 41 Jahren – und kämpft gegen Dopingvorwürfe. Ihre Rückkehr in das Schwimmbecken verdankt sie ihrer Tochter.

Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Da hätten die US-Medien einfach die schöne Geschichte von der "Super Mom“ Dara Torres gefeiert, von der gereiften Mutter, die allen jungen Hüpfern im Pool einfach davonschwimmt. Von der schönen Power- Frau, die bei den Olympischen Spielen in Peking mit ihren 41 Jahren einen Altersrekord aufstellen wird. Doch dann fiel Floyd Landis vom Thron der Tour de France, wurde Marion Jones geständig, zeigten die Proben, dass der Nationalsport Baseball durch und durch verseucht ist mit allem, was die Muskeln schneller, größer wachsen lässt.

Torres: Dopingvorwürfe sind Kompliment

Mittlerweile stellen viele in den USA eben kritische Fragen – auch an Dara Torres. Zum Beispiel, wie jemand nach Sydney sechs Jahre frei nehmen und dann seine Zeit über die 100 Meter von 54,43 Sekunden auf 53,78 Sekunden verbessern kann. Oder wie sie es schafft, an der Schulter und am Knie operiert zu werden und weniger als ein Jahr danach Rekorde zu schwimmen. Torres sagte am Freitag nach ihrem Sieg über 100 Meter Freistil, der ihr die Olympia-Teilnahme sicherte, sie verstehe jede Unterstellung, dass sie nicht sauber sei, als Kompliment.

Wohlwissend, dass sie den Zweifeln nicht davonschwimmen würde, hatte sie sich im vergangenen September mit dem Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada, Travis Tygart, zusammengesetzt. Sie bat ihn um die Teilnahme an einem Pilotprogramm, das Urin- und Blutproben besonders häufigen und sorgfältigen Untersuchungen unterzieht. "Ich denke, ein schmutziger Athlet wäre verrückt, sich freiwillig für dieses Programm zu melden“, sagte Tygart. Außerdem habe Torres nicht einmal die Einzelheiten wissen wollen.

"Ich wollte lieber in den Abfluss am Beckenrand kotzen"

Als Rezept ihres Erfolges führt Torres ohnehin etwas anderes an. Eine spezielle Stretch-Methode gibt ihr angeblich die Flexibilität und die Kraft, um im Wasser schneller als die anderen zu sein. Zudem unterzieht sich die Schwimmerin einem strengen und kostspieligen Regime. Zu ihrem Team gehören neben Headcoach Michael Lohberg, der einst auch die deutsche Brustschwimmerin Anne Poleska betreute, ein Sprinttrainer, ein Krafttrainer, zwei Masseure, zwei, die das Stretchen übernehmen, ein Chiropraktiker – und eine Kinderfrau für ihre Tochter. Jahresbudget: um die 100.000 Dollar. Torres kann es sich leisten.

Als eines von sechs Kindern wuchs sie in Los Angeles im Nobelstadtteil Beverly Hills in einem Haus mit zehn Badezimmern auf. Inzwischen macht sie längst ihr eigenes Geld mit Sponsoren, als Moderatorin von Sportsendungen und als Fotomodel. Dass sie nach ihrem Abschied 2000 überhaupt wieder zurückkehrte, ist ihrem unbändigen Ehrgeiz zu verdanken – und ihrer Tochter. Weil Torres während der Schwangerschaft unter Übelkeitsattacken litt, verlegte sie ihr tägliches Training vom Fitnesscenter in die Schwimmhalle: "Ich wollte lieber in den Abfluss am Beckenrand kotzen als neben den Stepper.“

Das Wasser nahm sie noch einmal gefangen. In Peking könnte Dara Torres ihre zehnte olympische Medaille gewinnen. 24 Jahre nach ihrer ersten in der 100-Meter-Freistilstaffel in Los Angeles.

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