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Olympiasieger Robert Harting gibt beim Istaf noch mal alles. Danach beendet er seine Saison und hofft, dass dem Erfolg von London gute Werbeverträge folgen.

© dpa

Istaf: Olympia-Hüne Harting will noch einen Sieg

Der Berliner Diskuswerfer und Olympiasieger Robert Harting will bei seinem Heimspiel im Berliner Olympiastadion beim Istaf unbedingt gewinnen - auch wenn er seit den olympischen Spielen in London nur eingeschränkt trainiert hat.

Links stand eine große Leinwand, auf der blendete die Regie dankenswerterweise noch mal die Bilder von London ein. Robert Harting in Jubelpose mit freiem Oberkörper, Harting, der seine mächtigen Oberarme präsentiert, Harting, der scheinbar leichtfüßig über Hürden sprintet. Robert Harting in den Minuten nach seinem Olympiasieg im Diskuswerfen.

Ein nettes Timing, nur für den Fall, dass jemand vergessen haben sollte, welche urwüchsige Kraft dieser Hüne aufwenden kann. Links liefen also die Bilder, quasi als optische Ergänzung zu den kernigen Sätzen, die Harting rechts, auf einem Podium im Dachgarten des ICC, verkündete: „In meinem Wohnzimmer, im Olympiastadion, darf ich nicht verlieren. Das geht einfach nicht. Wenn euer Haus in Gefahr ist, steht ihr doch auch in Boxershorts und mit der Mistgabel davor und verteidigt es.“

Na ja, vermutlich nicht jeder der Journalisten, die Harting gerade zuhörten. Und selbst wenn, dann ist doch die große Frage, ob jene Hünen, die Harting als Angreifer identifiziert hat, sich davon beeindrucken ließen. Wenn Harting auftritt, ist das schon anders. Er steigt zwar nicht in Boxershorts und mit einer Mistgabel in den Ring, sondern in Sportklamotten und mit einem Diskus, aber es ist ihm verdammt ernst mit dem Ziel, beim Istaf zu gewinnen. Auch wenn er seit London nur eingeschränkt trainiert hatte.

Aber genau das sind die Sprüche, die den Weltmeister und Olympiasieger Robert Harting erst zur PR- und Medienfigur erheben. An der Urania hängt ein riesiges Foto von Harting, er wirbt darauf fürs Istaf. „Robert ist für uns klar die Nummer eins“, sagt Istaf-Geschäftsführer Martin Seeber.

„Für Robert als Berliner ist das Istaf etwas Besonderes“, sagt auch Werner Goldmann, Hartings Trainer. Goldmann sitzt im Trainerzimmer der Werferhalle im Sportforum Hohenschönhausen und sagt: „Es wäre gut für Robert, wenn er seine Erfolgswelle auskosten würde.“ Er denkt jetzt nicht bloß an Harting, er denkt an die ganze Sportart. Harting ist zweifellos derzeit das Gesicht der deutschen Leichtathletik, eine Sportart benötigt immer einen Star, der eine Art Lokomotivfunktion hat.

Istaf 2010: Der Star ist das Stadion

Harting saß schon kurz nach dem Olympiasieg, mit anderen deutschen Olympia-Größen, bei „Beckmann“ im TV-Studio. Er war bei auch „Lanz“, und mit Stefan Raab quatschte er über Technik beim Diskuswerfen. Dass alles muss freilich noch nicht nicht viel bedeuten. Harting hatte sein Trikot zerrissen, er war auf der Ehrenrunde über Hürden gehüpft – dass so einer erst mal als TV-Gast interessant ist, verwundert nicht.

Die spannende Frage lautet: Wie nachhaltig ist dieser Erfolg? Wie sehr ist er noch interessant, wenn die Saison lange vorbei ist? Sein Management verkündet selbstverständlich vollmundig: „Sponsoren und Medien reißen sich um Robert Harting. Bis zum Jahresende wird es sicher etliche neue Werbeverträge geben.“ Das hatte Marcel Göllnitz, Sportmarketing-Manager der Agentur Triceps, die Harting betreut, der Deutschen Presse-Agentur erklärt. Was davon Wahrheit ist und was PR-Geklingel, ist derzeit schwer einzuschätzen. Goldmann jedenfalls sagt zum Thema neue Sponsoren: „Es ist derzeit weniger, als er erwartet hatte. Man rennt ihm noch nicht die Bude ein.“ Aber vielleicht hat er als Coach einfach nicht den ganzen Überblick.

Harting ist ein so kantiger Typ, dass es schwer ist, eine Prognose zu stellen. Immerhin sagt Goldmann aber: „Er ist nicht mehr so brachial wie früher. Er ist mehr als in den vergangenen Jahren auf seine Außenwirkung bedacht.“ Harting habe durch sein Studium, Fachrichtung Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, viele neue Erfahrungen gemacht.

Irgendwann in nächster Zeit wollen sich Goldmann und Harting zusammensetzen. Es geht um die Frage: Wie geht es weiter? „Wie“, fragt Goldmann, „motiviert sich jemand, der alles erreicht hat?“ Eine berechtigte Frage. Theoretisch ist auch ein Karriereende denkbar.

Aber nichts deutet darauf hin. Der Olympiasieger hat sich ständig beklagt, dass er zu wenig Geld verdient. Jetzt kann er Kasse machen. Und dann sagte Harting auch noch: „Nächstes Jahr wird interessant.“ Nächstes Jahr könnte der 27-Jährige zum dritten Mal Weltmeister werden. Außerdem hatte er ja schon in der ersten Euphorie verkündet: „Ich will 2016 in Rio mein Gold verteidigen. Und mich dann mit einer Medaille an den Strand legen.“ Sogar in Boxershorts, das fällt dort nicht auf.

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