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Sport: Olympia spaziert nicht

Die Griechen haben die Spiele mit einer schönen Eröffnungsfeier begrüßt – aber jetzt verstecken sie sich

Es gibt sie tatsächlich, die kleine, schlichte Taverne in Steinwurfweite zum Athener Olympiakomplex. In die sich kein Olympia-Tourist, kein Athlet und kein Offizieller verirrt. Denn die brausen Tag für Tag in klimatisierten Bussen oder Taxen die dreispurige Straße neben dem Olympiagelände hoch und runter – an der kleinen Seitengasse vorbei. Dabei sind es nur wenige Schritte und eine sanfte Rechtskurve bis hin zur landesüblichen Ruhe mit weinrebenumranktem Vorhof, wackligen Stühlen und abgegriffenen Fotos direkt neben der Spüle.

Es ist das kleine Reich von Jorgos Antonopoulos, dem Gastwirt des bescheidenen Idylls. Sechs Uhr Nachmittag. Eigentlich wollte der 40-Jährige gerade Feierabend machen, nun bereitet er noch gerne mit den letzten Resten aus der Küche eine Mahlzeit. Und dann erzählt Jorgos Antonopoulos, was er von dem Theater dort hinter der Kurve hält: wenig. Antonopoulos wird sich vielleicht den Marathon anschauen und „die 100 Meter“. Vor dem Fernseher. Sehr begeistert klingt das nicht, aber begeistert sind die Griechen von ihren Spielen ja auch nicht.

Es ist ein eher trostloses Bild, das sich einem in diesen ersten Tagen bietet. Egal, ob morgens oder abends: Ständig sucht man nach den Menschenmengen, die vor vier Jahren durch den Sydney Olympic Park flanierten. Aber es gibt sie nicht. Die Australier zelebrierten ihre Spiele. Die Griechen haben die Rückkehr der Spiele an ihren Ursprung zwar mit großen Worten und einer wundervollen Eröffnungsfeier begrüßt. Aber das war es dann bisher auch.

Natürlich gibt es ausverkaufte Stadien. Doch selbst als Griechenlands Wasserballer am Sonntag im voll besetzten Aquatic Centre gegen Deutschland spielten, blieb das Volk erstaunlich emotionslos. Nur beim Goldgewinn der griechischen Synchronspringer tanzten die Menschen plötzlich los. Die beiden Radrennen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, gestern konnten die Bogenschützen jeden Zuschauer persönlich begrüßen.

Die Australier strömten auch zu Vorläufen oder Qualifikationen, während die Athener Organisatoren schon einmal darauf hinwiesen, dass die drei Millionen verkauften Tickets – von insgesamt 5,3 Millionen – den Werten von Barcelona 1992 und Seoul 1988 entsprächen. Dabei geht es nicht nur um die Auslastung der Sportstätten. Aussagekräftiger ist das Straßenbild. Da sieht es in Athen so aus wie immer im August: ziemlich leer.

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