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Sport: Olympia zieht andere Seiten auf

Der umstrittene NOK-Report wird reformiert – oder eingestellt

Berlin. Willi Ph. Knecht ist im Urlaub. „Keine Sorge, der kommt bald wieder“, sagen Freunde des Berliner Journalisten. Dass sie das derart betonen, hat einen bestimmten Grund: Einige wichtige Sportfunktionäre in Deutschland wären froh, wenn Knecht nicht an seinen Schreibtisch zurückkehren würde. Denn Willi Ph. Knecht ist einer der umstrittensten Figuren der deutschen Sportpolitik. Er ist verantwortlicher Redakteur des „NOK-Report“, des offiziellen Mitteilungsblattes des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Die Zeitschrift hatte mit einseitigen Berichten mehrmals negative Schlagzeilen gemacht und sogar für Verärgerung in der Bundesregierung gesorgt. Nun steht das Blatt vor der Abwicklung. Oder zumindest vor der Reform. Und die Zukunft von Willi Ph. Knecht ist ungewiss.

„Wir werden jetzt die gesamte Öffentlichkeitsarbeit unseres Komitees reformieren“, kündigt NOK-Präsident Klaus Steinbach an. „Dazu gehört natürlich auch die Arbeit des NOK-Reports.“ Nach Tagesspiegel-Informationen wird Steinbach am kommenden Freitag eine Kommission einsetzen, die die Außendarstellung des Komitees überprüfen soll. Zu der etwa zwölfköpfigen Gruppe werden Funktionäre des NOK gehören, aber auch Journalisten wie der ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf und ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann. Die Ergebnisse ihrer Analysen sollen in drei Monaten vorliegen. Anhand der Empfehlungen will die NOK-Spitze dann entscheiden, wie es mit dem hauseigenem Report weitergeht. Das Ergebnis ist noch offen. Doch Steinbach fordert unmissverständlich: „Auf diesem Gebiet muss sich schnell was bewegen.“

Ärger mit dem Kanzler

Mit einer Reform oder gar Abschaffung des Blattes würde der neue NOK-Präsident ein Versprechen einlösen. Vor seiner Wahl im vergangenen November hatte Steinbach eine „neue Kommunikation nach innen und außen“ zum Ziel erklärt. Unter der Ägide des alten Präsidenten Walther Tröger lag die Kommunikation des NOK eher brach, der Kontakt zu Wirtschaft, Regierung und Presse war dünn, mit dem Deutschen Sportbund gab es kaum Gespräche. Das lag auch am NOK-Report. Als „unverschämtes Kampfblatt“ ordnete etwa Sportbund-Chef Manfred von Richthofen die Zeitschrift ein, nachdem sie ihm kaum verhüllt Machtgier vorgeworfen hatte. Kurz darauf fühlten sich die um Entschädigung kämpfenden DDR-Dopingopfer verunglimpft, als sie in einem Artikel als „umstrittener Privatzirkel“ angegriffen wurden. Sogar das Kanzleramt war verärgert. Im Frühjahr 2001 war Tröger von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) empfangen worden. Nach dem Besuch schrieb Knecht im NOK-Report von einem „sportpolitischen Treffen nahe der Talsohle“. Peinlich für Tröger und das NOK.

Nun soll alles anders werden. Steinbach, der vor seiner Wahl selbst vom NOK-Report angegriffen worden war, greift intern durch. Die Auswirkungen waren bereits in der ersten Ausgabe nach der Wahl zu erkennen. Darin schrieb Knecht einen Beitrag über Steinbachs Antrittsbesuch bei Innenminister Otto Schily (SPD). Überschrift: „Sportpolitischer Meinungsaustausch in vollem Einklang“.

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