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Peking 2008 - Grimm holt Kanu-Slalom-Gold

© dpa

Olympiasieg 1: Goldenes Paddel

Alexander Grimm konnte es selbst erst gar nicht glauben. Als erster Deutscher dieser Spiele holte der 21-jährige Kajak-Fahrer am Dienstag Gold. Sein Trainer freut sich darüber besonders: Denn Thomas Apel wurde offiziell gar nicht nach Peking mitgenommen.

Thomas Apel kam nicht durch. Er stand da, mit zitternden Knien, und konnte nichts weiter tun, als zu lächeln. Er wollte so gern seinen Athleten in den Arm nehmen, wie sich das gehört nach einem erfolgreichen Rennen. Aber seit gestern ist Alexander Grimm nicht mehr einfach nur sein Athlet. Er ist jetzt Olympiasieger, der erste deutsche dieser Spiele, und der erste deutsche im Kanu-Slalom überhaupt. Der 21-jährige Kajak-Fahrer aus Augsburg war nach seinem Sieg so gefragt, wie es Slalom-Kanuten nur selten sind. „Ich kann das noch gar nicht realisieren“, sagte Grimm. „Ich hatte ein Gefühl, wie ich es noch nie in einem Wettkampf hatte.“

Das Halbfinale hatte er noch als Vierter beendet, ihm fehlten jedoch nur 1,23 Sekunden auf den Führenden. Alles war noch möglich. Grimm erwischte dann im Finale auf dem als sehr schwierig geltenden Olympia-Parcours die perfekte Route: „Ich habe keinen Fehler gemacht, das ist von oben bis unten gut durchgelaufen.“ Rund 10000 Zuschauer im gut gefüllten Shunyi-Park jubelten ihm zu, der Sprecher rief einen Superlativ nach dem anderen ins Mikrofon: fantastisch, unglaublich, spektakulär, fabelhaft. Da sei eine positive Energie auf ihn übergesprungen, sagte der Kanute.

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Große Fahrt. Alexander Grimm kurz vor seinem Sieg.

© AFP

Am Ende hatte er 1,60 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Fabian Levevre (Frankreich) und 1,75 auf den Dritten Benjamin Boukpeti (Togo). Als es endlich so weit war, als Apel, seit Grimms Jugendtagen dessen Trainer, seinen Athleten endlich in die Arme schließen durfte, war das die Umarmung zweier Männer, die gegen Widerstände kämpfen mussten und am Ende Recht bekommen haben. Apel durfte den Zielbereich eigentlich gar nicht betreten, denn man hatte ihn nicht offiziell mitgenommen nach Peking.

Alexander Grimm ist nicht der einzige deutsche Kajak-Fahrer, dem eine Medaille im Kanu-Slalom zugetraut wurde. Seine Kollegen Erik Pfannmöller und Fabian Dörfer sind wie er selbst Weltmeister, die drei gewannen 2007 gemeinsam Mannschaftsgold. Als Grimm sich in der nationalen Qualifikation gegen die beiden Älteren durchsetzte, sei er noch nervöser gewesen, berichtet Apel. „Da konnte ich mir den zweiten Lauf überhaupt nicht ansehen.“ Diesmal konnte er.

Weniger erfolgreich war das Duo Grimm/Apel dann beim Gerangel um die Trainerfrage. Die Plätze des deutschen Teams für Olympia sind begrenzt, deshalb kann nicht jeder Athlet seinen Wunschtrainer dabei haben. Grimm wollte natürlich Apel, aber Weltmeisterin Jennifer Bongardt bevorzugte Sven Peiler. Weil ihr eher eine Medaille zugetraut wurde, setzte sie sich durch – und Apel musste von der Tribüne aus das Rennen seines Athleten verfolgen. Vor dem Halbfinale hatte er ihm aber noch ein paar Tipps gegeben. Grimm sollte es locker angehen, nicht zu verkrampft, denn das sei ihm schon häufiger zum Verhängnis geworden. Grimm tat wie geheißen. Darüber hat sich wohl niemand so sehr gefreut wie sein Trainer. „Dass Alex im zweiten Lauf noch einen draufsetzen kann, hat er schon oft genug bewiesen“, sagte Apel. Es lief also alles nach Plan.

Als sein Sieg feststand, zeigte Grimm zunächst kaum eine Regung. Er trieb in seinem Boot hinter der Ziellinie umher, völlig erschlagen von dem, was da gerade passiert war. Den Weg zum Siegerpodest allerdings legte er schon winkend zurück. Früher sei er ein schüchterner Junge gewesen, erzählt sein Trainer. „Er ist schon viel lockerer geworden.“ Und tatsächlich, als Grimm auf das oberste Podest stieg, hüpfte er sogar. Und streckte beide Fäuste in die Luft.

Susanne Rohlfing[Peking]

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