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Fassungslos. Andre-Pierre Gignac und seine Kollegen treffen das Tor nicht mehr, der französische Nationalstürmer wird Olympique zudem gegen Dortmund verletzt fehlen.Foto: Reuters

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Sport: Olympique sucht den zweiten Gang Dortmunds Gegner Marseille ist verunsichert

Berlin - Es wäre untertrieben zu sagen, dass sich Olympique Marseille den Saisonbeginn anders vorgestellt hat. Nach drei Punkten aus sechs Spielen stand der Traditionsklub vor zehn Tagen plötzlich auf dem letzten Tabellenplatz der Ligue 1 – ein Desaster für Frankreichs Vizemeister von 2010.

Berlin - Es wäre untertrieben zu sagen, dass sich Olympique Marseille den Saisonbeginn anders vorgestellt hat. Nach drei Punkten aus sechs Spielen stand der Traditionsklub vor zehn Tagen plötzlich auf dem letzten Tabellenplatz der Ligue 1 – ein Desaster für Frankreichs Vizemeister von 2010. Trainer Didier Deschamps tröstete sich damit, dass man nur gegen Klubs gespielt habe, die die letzte Saison in der ersten Tabellenhälfte beendet hatten. Tatsächlich gelang vor einer Woche gegen den Aufsteiger Evian Thonon Gaillard FC mit einem 2:0 der erste Saisonsieg. „Marseille legt den ersten Gang ein“, titelte die Lokalzeitung „La Provence“. Nach dem Unentschieden beim Tabellensechzehnten Valenciennes am Samstag lässt sich allerdings sagen: Olympique kommt bisher über den ersten Gang nicht hinaus, zurzeit steht die Mannschaft auf dem 13. Platz der Tabelle. Heute empfangen die Franzosen in der Champions League Borussia Dortmund (20.45 Uhr, live bei Sat1).

Die Gründe für die Krise kennt man von anderen Mannschaften, die von einer auf die andere Spielzeit nicht wiederzuerkennen sind: Defensivprobleme, Formschwäche einzelner Spieler, enttäuschende Zugänge, Verletzungen – und auch Pech. Marseille, das in der letzten Saison in 38 Spielen nur 29 Tore hinnehmen musste, verhält sich plötzlich in der Abwehr dilettantisch. Das mag mit dem Wechsel des nigerianischen Nationalspielers Taye Taïwo zum AC Mailand und jüngst auch der Verletzung des Innenverteidigers Stéphane M’Bia zusammenhängen.

Ein Rätsel sind die Leistungen mehrerer Schlüsselspieler, zum Beispiel von André Ayew. Der junge ghanaische Nationalspieler, eine der Entdeckungen der WM 2010, fand zuletzt so wenig ins Spiel, dass man sich fast fragen konnte, ob er wirklich auf dem Platz stand. Ähnlich verhält es sich mit dem defensiven Mittelfeldmann Alou Diarra, immerhin Kapitän der französischen Nationalelf. Deshalb setzte Trainer Deschamps jüngst Diarra – seinen Wunschspieler und Zugang von Girondins Bordeaux – auf die Bank. Auch andere Zugänge wie Linksverteidiger Jérémy Morel haben bis jetzt enttäuscht.

Überhaupt, die Transferpolitik: Marseille schloss dieses Jahr seine Spielerwechsel frühzeitig ab, denn späte Neuzugänge galten vergangene Saison als Grund für den schon damals holprigen Start. Es kamen gute, aber keinesfalls exzellente (ein Diarra in Bestform ausgeschlossen) Spieler von anderen Vereinen der Ligue 1.

Mehr war nicht drin, da Klubbesitzerin Margarita Louis-Dreyfus im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Ehemann Robert nicht ihr geerbtes Privatvermögen in den Verein stecken will. Bezeichnenderweise scheiterte es am Geld, als Olympique doch noch in letzter Minute den brasilianischen Angreifer Amauri von Juventus Turin verpflichten wollte. So manch ein Fan aus Marseille blickt neidisch zum Erzrivalen Paris Saint-Germain: Der teilt sich nun dank Rekordtransfers die Tabellenspitze mit Olympique Lyon.

Bei all dem Ärger war ausgerechnet die Champions League bisher der einzige Grund zur Freude für Marseille. Im Auftaktspiel bei Olympiakos Piräus gelang Marseille vor zwei Wochen mit einem 1:0 der erste Pflichtspielsieg der Saison. In der Champions League sei man eben, bewusst oder unbewusst, motivierter als in der League 1, erklärte Didier Deschamps nach Spielende. Und deshalb ist man in Marseille trotz Formschwäche für das Spiel gegen Dortmund zuversichtlich.

Matthias Sander

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