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Olympische Momente: Als Paquito den Favoriten davon fuhr

Der Winter 1971/72, das ist der des Jean-Noel Augert. Der Franzose führt souverän die alpine Weltcupwertung an und gilt für die olympischen Titelkämpfe in Sapporo als großer Favorit. Im Slalom, seiner Paradedisziplin will er die Goldmedaille. Doch die Konkurrenz ist nicht minder ambitioniert.

Der Winter 1971/72, das ist der des Jean-Noel Augert. Der Franzose führt souverän die alpine Weltcupwertung an und gilt für die olympischen Titelkämpfe in Sapporo als großer Favorit. Im Slalom, seiner Paradedisziplin, will er die Goldmedaille. Doch die Konkurrenz ist nicht minder ambitioniert. Die italienischen Cousins Gustav und Roland Thöni aus Südtirol haben sich fest vorgenommen, Augerts Goldplan zu durchkreuzen.

Francisco Fernandez Ochoa hat dagegen niemand auf der Rechnung. „Paquito“, so sein Spitzname, ist zwar kein Unbekannter, aber alles, was der Spanier bisher im Slalom zustande brachte, war ein neunter Platz bei der WM 1970.

Es deutet wenig an diesem bedeckten 13. Februar darauf hin, dass dieser Francisco Fernandez Ochoa in Sapporo für eine der größten olympischen Sensationen im alpinen Skisport sorgen könnte. Die Piste am Mount Teine ist anspruchsvoll. Am Ende werden nur 37 von 72 Fahrern das Ziel erreichen. Auf der schnellen Piste mit dem dichten Naturschnee können nur technisch versierte Fahrer bestehen – Fahrer wie Francisco Fernandez Ochoa. Bereits im ersten Lauf schockt der Spanier die Konkurrenz und fährt auf Platz eins. Weder die Zuschauer noch Jean-Noel Augert können glauben, was sie gerade erlebt haben. Augert und den Thönis bleibt nach Ochoas fulminanter Vorgabe nur noch die Hoffnung, dass sich der 21-Jährige beim zweiten Versuch einen groben Fehler leistet oder an dem nun entstandenen Druck zerbricht. Doch Ochoa tut ihnen den Gefallen nicht. Die 75 Tore, die sich ihm beim zweiten Lauf in den Weg stellen, passiert „Paquito“ problemlos. Obwohl Ochoa nicht mehr an seine Zeit aus dem ersten Lauf anknüpfen kann, gewinnt er am Ende mit einer Sekunde Vorsprung in 1,49,27 Minuten den Männer-Slalom der olympischen Spiele von 1972 vor Gustav und Roland Thöni und sorgt damit für eine Sensation. Topfavorit Augert landet auf einem enttäuschenden fünften Platz.

In Spanien wird Ochoa durch seine Goldfahrt über Nacht berühmt. Die nationale Presse nimmt dank des 21-Jährigen erstmals Notiz vom Skisport. Im Jahr 2006 widmete Ochoas Heimatstadt Cercedilla ihrem Helden eine Statue, die in seinem Beisein von den spanischen Königstöchtern Cristina und Elena enthüllt wurde. Wenige Tage später starb Francisco Fernandez Ochoa im Alter von 56 Jahren an Lymphdrüsenkrebs. sst

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