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Vorsicht beim Twittern: der DOSB hat seinen Sportlern Leitlinien für Social-Media-Nutzung in Sotschi vorgegeben.

© dpa

Olympische Twitter-Spiele: Social-Media-Nachhilfe für Athleten

Nicht immer nur aufs Smartphone starren, die Bild-Zeitung im Hinterkopf behalten und den Sport nicht vergessen: Mit einem skurrilen Leitfaden warnt der Deutsche Olympische Sportbund die Athleten in Sotschi vor den Stolperfallen auf Twitter und Facebook.

Bobfahrer Kevin Kuske twittert, Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch sowieso - die Twitter-Accounts der Olympia-Stars versprechen persönliche Einblicke hinter die Kulissen von Sotschi. Hier ein Foto von der Rennstrecke, da ein Tweet über die Vorfreude. Nur zu konkret soll es nicht werden. In dem Papier des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) "Tipps im Umgang mit sozialen Netzwerken" gibt es klare Vorgaben, wie die Sportler mit den sozialen Medien umgehen sollen.

Offenbar sorgt sich der DOSB sehr um die Konzentration seiner Sportler: "In erster Linie sollt ihr sportlich erfolgreich sein, der Sport geht der Kommunikation in Social-Media vor", heißt es gleich in Punkt 1 des Leitfadens. Die Sportler sollten sich konkrete Zeitfenster für Social Media einrichten, damit vor lauter Twitterei nicht das Training vergessen werde. Auch den Mannschaftsgeist sieht der DOSB von Facebook und Co. offenbar bedroht: "Teamspirit erreicht man nicht, wenn jeder alleine auf sein Smartphone starrt, die Kommunikation in der realen Welt darf nicht vernachlässigt werden", mahnt der DOSB.

Kommunikationsoffensive zu Olympia

Trotzdem wollen sich die Sportverbände die gesteigerte Aufmerksamkeit während der Winterspiele zunutze machen. Mit einer "Kommunikationsoffensive" will der DOSB den Sport bekannter machen. Die Athleten sind deswegen sogar angehalten unter dem Hashtag #WirfuerD zu twittern. "Denn gemeinsam sind wir stark, sind wir ein Team und können den olympischen Sportarten mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen.", heißt es vom DOSB. Zu viel Aufmerksamkeit soll es aber nicht sein. "Überlegt vor jedem Beitrag, ob ihr damit klarkommen würdet, wenn er am nächsten Tag als Titelstory in der BILD-Zeitung zu sehen wäre", heißt es nämlich im Leitfaden weiter. Privates solle privat bleiben.

Wegen Tweet aus dem Team geflogen

Bisher scheinen die deutschen Athleten die sozialen Medien souverän zu meistern. 2012, während der Olympischen Sommerspiele in London, war eine griechische Athletin wegen eines Tweets aus dem Kader geworfen worden. Der Tweet der Dreispringerin Paraskevi Papachristou war allerdings weniger privat, als vielmehr rassistisch: "Mit so vielen Afrikanern in Griechenland werden die Mücken aus dem West-Nil essen wie zu Hause" hatte sie bei Twitter geschrieben. Nach Mückenstichen waren in den Monaten zuvor in Athen mehrere Menschen an West-Nil-Fieber erkrankt, ein Mann starb.

Verbote für Journalisten

In Sotschi müssen sich derweil auch Journalisten bei Facebook-Posts und Tweets in Acht nehmen. Allerdings aus anderen Gründen. Zunächst war Wassili Konow, Chef des russischen Nachrichtensenders R-Sport, mit den Worten zitiert worden: "Es wird als ernsthafter Verstoß betrachtet, wenn Journalisten ein Mobiltelefon benutzen, um Athleten oder Zuschauer zu filmen und in der Aufhebung ihrer Akkreditierung resultieren". Ausschließlich eine "professionelle Ausrüstung" sei bei der Berichterstattung zugelassen, hieß es. Kurz darauf ruderte das Internationale Olympische Komitee (IOC) zurück und ließ über seinen Sprecher Mark Adam wissen: "Schießen Sie so viele Fotos, wie Sie wollen". Videos auf Twitter zu posten, ist aber nach wie vor verboten. Aus markenrechtlichen Gründen. Denn die TV-Vermarktung ist bereits teuer verkauft. Wer dennoch Video-Schnipsel von der Strecke ins Netz stellt, muss mit Klagen rechnen.

Der DOSB macht seinen Sportlern letzten Endes doch Mut: "Habt Spaß und seid authentisch", ist vielleicht der wichtigste Tipp im Leitfaden. "Guten Morgen von der Ziellinie", twitterte denn auch Fahnenträgerin Maria Höfl-Riesch ganz fröhlich aus Sotschi. Die Olympischen Twitter-Spiele können beginnen.

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