zum Hauptinhalt

ORTSTERMIN: Zehn kleine Frischlinge: Wie die Bayern nachts ihren Triumph auskosten

Martin Demichelis wollte die Medaille nicht mehr abnehmen. Den ganzen Abend lief der Argentinier durch den Saal des alten Telegrafenamts in Berlin, wo der FC Bayern zum festlichen Mitternachts- Bankett geladen hatte.

Martin Demichelis wollte die Medaille nicht mehr abnehmen. Den ganzen Abend lief der Argentinier durch den Saal des alten Telegrafenamts in Berlin, wo der FC Bayern zum festlichen Mitternachts- Bankett geladen hatte. Natürlich waren alle fein gekleidet, selbst Franck Ribéry hatte irgendjemand einen Anzug angezogen, es gab exquisites Essen, die Tische waren weiß gedeckt, wichtige Menschen waren da, Ministerpräsident a.D. Edmund Stoiber, WM-Elfmeterschütze a.D. Andreas Brehme. Lucio und Breno fotografierten sich unaufhörlich mit dem Pokal, und dauernd sagte irgendjemand „die Sau rauslassen“. Die Bayern hatten Lust zu feiern, und das ist schon eine Nachricht, weil sie ja so was schon so oft gemacht haben in den vergangenen Jahren: Titel feiern.

Wenn man den Bayern, diesen kindisch scherzenden, hüpfenden, lachenden, sich gegenseitig umarmenden Fußballweltstars zugesehen hat, dann hat man es förmlich gespürt: Wie groß der Pokal ist, spielt nur bedingt eine Rolle – Titel werden immer mit dem Herzen gefeiert, in der Kreisklasse wie in der Bundesliga. Ein „fantastisches Spiel“ sei das gewesen, sagte Karl-Heinz Rummenigge, die Mannschaft habe „Fantastisches geleistet“, sagte Oliver Kahn. Man werde heute „so richtig die Sau rauslassen“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld, gleich danach schränkte Manager Uli Hoeneß ein, man müsse sich „jetzt noch mal vier Wochen konzentrieren, dann können wir die Sau rauslassen“, doch Rummenigge korrigierte ihn sogleich, er rief: „Ich sehe das anders, ich sage: Lasst die Sau raus!“

Verständlich ist es aber, dass die routinierten Bayern sich nach diesem Pokalsieg aufführten wie kleine Jungs – immerhin haben zehn Spieler ihren ersten Vereinstitel erreicht, Klose etwa, auch Podolski, Ribéry und Toni. Den Aufstieg mit Köln habe er mal geschafft, sagte Podolski, aber „das kann man nicht als Titel zählen“. Die Elder Statesmen Hitzfeld und Kahn, grundzufrieden über ihren ersten letzten Titel, gaben einen schönen Gegensatz zu den lustigen zehn kleinen Frischlingen.

Um kurz nach vier Uhr morgens ging Luca Toni zur Garderobe, es war genug, vorerst. Das Feiern in dieser Saison ist ja bei den Bayern auch noch lange nicht zu Ende. Michael Neudecker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false