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Sport: Ostfriesisch herb

Dieter Eilts ist jetzt U-21-Nationaltrainer und damit der größte Gewinner der Klinsmann-Rotation

Dieter Eilts guckt nach unten, während er spricht. Man könnte denken, Eilts würde seine Antworten auf die Fragen von dem vor ihm liegenden Blatt Papier ablesen. Keine Gestik, keine Mimik, kein Senken oder Erheben seiner Stimme. Es ist 11.32 Uhr in Dessau. Während in Berlin die Fußball-Nationalmannschaft trainiert, wirkt der 39-Jährige ein bisschen verloren im Salon Mosigkau des Hotels „Fürst Leopold“. Nach den ersten drei Fragen eines Reporters lässt sich Eilts von der lockeren Atmosphäre im Raum anstecken. Er guckt seinen Fragestellern jetzt in die Augen und beweist Humor.

Trotzdem scheint der U-21-Bundestrainer froh zu sein, als nach einer knappen Viertelstunde keiner mehr eine Frage hat. Schnell verlässt er den Saal, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr, um einen Kader für die anstehende EM-Qualifikation zusammenzustellen: Am 8. Oktober spielt die U-21-Nationalmannschaft, die deutschen Nachwuchs-Hoffnungen also, zum Auftakt in Baku gegen Aserbaidschan. Um sich schnell einen Überblick über den Leistungsstand seiner Fußballer zu verschaffen, will Eilts beim heutigen Testspiel gegen Serbien und Montenegro (19.45 Uhr, live im DSF) alle Spieler zum Einsatz kommen lassen. „Das Ergebnis ist zweitrangig. Wichtiger ist, dass ich die Spieler kennen lerne.“ Es ist erst sein zweites Freundschaftsspiel mit der U 21, gleichzeitig aber sein letztes vor dem wichtigen Spiel in Baku.

Dieter Eilts ist seit Anfang August Trainer der U-21-Nationalmannschaft. Der ehemalige Nationalspieler besitzt zwar einen Trainerschein, viel Erfahrung hat er als Trainer aber noch nicht. Bisher trainierte er lediglich die U-19-Junioren des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB). Und die flogen bei der EM in der Schweiz im Juli dieses Jahres schon in der Vorrunde raus. Bundestrainer Jürgen Klinsmann machte ihn trotzdem zum Nachfolger des glücklosen Uli Stielike. „Ich kann ihm hundertprozentig vertrauen“, sagt Klinsmann über seinen ehemaligen Teamkollegen aus der Nationalmannschaft. Klinsmann, Eilts und Teammanager Oliver Bierhoff sind 1996 zusammen Europameister geworden.

Klinsmann und Eilts arbeiten eng zusammen: „Wir telefonieren häufig. Wenn er einen Spieler in meiner Mannschaft auf einer bestimmten Position sehen möchte, dann versuche ich das einzurichten.“ Gestern beispielsweise schickte Klinsmann Bastian Schweinsteiger zu Eilts, „damit der Spielpraxis bekommt“.

Eilts ist sich darüber im Klaren, dass seine Mannschaft hauptsächlich als Zubringer für die A-Nationalmannschaft fungieren soll. Die Taktik seines gesamten Teams will er deshalb aber nicht gleich nach der des Vize-Weltmeisters ausrichten: „Wir müssen unsere Spiele natürlich auch gewinnen, um uns für die EM zu qualifizieren.“ In der deutschen Qualifikationsgruppe sind neben dem Auftaktgegner Aserbaidschan, Polen, England, Österreich und Wales. Um mit Sicherheit weiterzukommen, müssen die Deutschen Gruppenerster werden.

Ob Dieter Eilts der richtige Mann für die nach dem Bundestrainerposten wohl zweitwichtigste Position im DFB-Trainerstab ist, wird sich erst nach den Qualifikationsspielen zeigen. Sein langjähriger Teamkollege bei Werder Bremen, Mirko Votava, traut dem ruhigen Ostfriesen viel zu: „Dieter ist zielstrebig und diszipliniert“, sagte Votava dem Tagesspiegel. Und fügte hinzu: „Auch wenn er zurückhaltend wirkt, weiß er, wann er mal dazwischenhauen muss.“ Als Spieler wusste der Ex-Bremer jedenfalls, wann er dazwischenhauen musste. Aufgrund seiner körperlichen Robustheit und seines resoluten Einsatzes war er bei Spielmachern in ganz Europa gefürchtet.

Im „Fürst Leopold“ muss Dieter Eilts niemanden fürchten. Als zwei Journalisten nach dem offiziellen Termin zu spät eintrudeln, nimmt sich Dieter Eilts nochmal ein bisschen Zeit. Er trinkt jetzt gelöst seinen Kaffee, antwortet sehr bestimmt und direkt. Was am Anfang noch monoton klang, hört sich nun schon viel kreativer an. Dieter Eilts macht den Job noch nicht so lange, genauso wie Jürgen Klinsmann. Aber er wird wie Klinsmann an seiner Aufgabe wachsen wollen. Das hat sich Dieter Eilts fest vorgenommen.

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