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Sport: Pappig und gut

Die Beachvolleyballer schreckt der Regen in Berlin nicht – sie preisen seine Vorteile

Berlin - Der Himmel ist wolkenverhangen, es regnet, und der Sand auf dem Beachvolleyball-Platz vor dem Berliner Hauptbahnhof ist nass und pappig. Es ist Dienstagvormittag, und Christoph Dieckmann sagt: „Das Wetter? Ist doch kein Problem. Die Bedingungen sind für alle gleich. Ist schon o.k.“ Dann ist wohl wirklich alles in Ordnung, schließlich muss er notfalls bei so einem Wetter auf dem nassen Sand spielen. Dieckmann gehört mit Julius Brink (beide VC Olympia) zu den Favoriten des Grand-Slam-Turniers ins Berlin, die Beiden sind die Nummer sechs der Weltrangliste, und sie rechnen mit einem Turniersieg. Es wird schwer, in Berlin ist die gesamte Weltklasse am Start. Bei den Frauen haben Sara Goller und Laura Ludwig (beide Hertha BSC) höchstens Außenseiterchancen, als Nummer zehn der Welt können sie die ganz Großen höchstens „ein wenig ärgern“ (Goller).

Regen stört allenfalls ein paar sensible Zuschauer. „Berlin ist sogar ein Fortschritt“, sagt Dieckmann. „In Stavanger hatten wir zehn Grad.“ Den fünften Platz belegten sie in Norwegen trotzdem. Kälte, Regen, so was nimmt man hin als Beach-Volleyballer. Deshalb haben die Turnierverantwortlichen auch keine Versicherung gegen witterungsbedingten Ausfall abgeschlossen. „Wozu?“, fragt Frank Ehrich, der Pressesprecher des Turniers, „Beachvolleyball ist eine Out-door-Sportart.“ Unterbrochen wird ein Spiel nur bei starkem Gewitter. Aber an einen kompletten Turnierausfall kann sich Ehrich nicht erinnern, und er ist seit Jahren dabei. In St. Peter-Ording, an einem Wattstrand an der Nordsee, stand das ganze Feld mal zwei Tage komplett unter Wasser – Spieler und Veranstalter blieben ruhig. „Wir haben immer genügend zeitlichen Puffer“, sagt Ehrich. In Berlin stehen sechs Plätze zur Verfügung, notfalls müsse man halt ausweichen. Außerdem liegen auf jedem Platz 40 Zentimeter Sand, der kann viel Wasser aufnehmen.

Auf nassem Sand, sagt Dieckmann, könne man sogar einfacher spielen als auf trockenem. Durch das Wasser wird der Sand verdichtet, die Spieler haben damit eine bessere Grundlage zum Abspringen. „Eine Mannschaft, die annimmt und angreift, ist dadurch im Vorteil“, sagt Dieckmann. Nur wird durch das Wasser der Ball schwerer, „deshalb kann man beim Angriff weniger Druck machen als sonst“. Unangenehmer als der Regen, sagt Dieckmann, ist die Kälte. „In Stavanger war es fast schon über der Grenze. Da war es nicht einfach, die Muskeln warm zu bekommen.“ Der 31-Jährige hätte sich natürlich eine lange Hose anziehen können, ab einer bestimmten Temperatur erlaubt es das Reglement. Ansonsten muss man sich Zusatzkleidung genehmigen lassen. Aber Dieckmann und Brink ziehen sich nie lange Hosen oder ein langärmliges Trikot an, sie fühlen sich einfach nicht wohl in solcher Kleidung. Andererseits, das gibt Dieckmann gerne zu, ist die Kälte für Brasilianer ein viel größeres Problem als für ihn. Da kann das Wetter durchaus über einen Turniersieg entscheiden. Sara Goller und Laura Ludwig haben mit dem Wetter sowieso keine Probleme. „Je schlechter das Wetter ist“, sagt Ludwig, „desto besser sind unsere Ergebnisse.“

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