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Sport: Parade der WM-Helden

Fifa nominiert zehn Spieler für den Goldenen Ball

Berlin - Wer für Adidas zur besten Elf gehört, war schon vorher klar. Der Werbespot des Konzerns zeigt zwei Jungen, die auf dem Bolzplatz ihre Traumelf wählen. Ballack, Beckham, Zidane, am Ende sagt einer „Beckenbauer“, und wahrhaftig trabt der junge Franz auf das staubige Feld. Vor der Adidas-Arena am Reichstag ist eine Kulisse dieses Spots aufgebaut. 100 Meter entfernt, auf einer Bühne im Retortenstadion, hat Beckenbauer wieder weißes Haar. Neben ihm stehen Uefa-Präsident Lennart Johansson und der Adidas-Vorstandsvorsitzende Herbert Hainer. Hinter Beckenbauer ist ein Ballschrank aufgebaut, der so aussieht, als hätte man zu den Denkmälern des „walk of ideas“, die überall in Berlin herumstehen, eine Telefonwählscheibe hinzugefügt. Auf den Bällen stehen die zehn Namen der Spieler, die für den Goldenen Ball nominiert sind. Am Montag nach dem Finale wird der beste Spieler der WM die Trophäe erhalten.

Als Johansson den zehnten Ball herausnimmt, denkt man für einen Moment, dass jetzt der Name Beckenbauer fällt, doch dann sagt Johansson: „Zidane“. Beckenbauer ist zwar omnipräsent bei dieser WM, in die Wunschformation der Technischen Kommission der Fifa ist er dann doch nicht gelangt. Dafür Michael Ballack und Miroslav Klose, der am Sonntagabend wohl den Goldenen Schuh für den besten Torschützen erhalten wird.

Auf der Liste fallen vor allem die auf, die fehlen. Neben Klose ist ein Stürmer dabei: Frankreichs Thierry Henry. Kein Ronaldo, kein Kaka, kein Ronaldinho, kein Brasilianer unter den zehn größten Stars des Turniers. Wer hätte das vor vier Wochen gedacht? Die WM glänzte nicht mit Offensivleistungen. Die bestorganisierten Defensivreihen setzten sich durch. Die Stars der Italiener sind folgerichtig jene, die ihre Arbeit oft im Verborgenen leisten. Die Abwehrkünstler Fabio Cannavaro und Gianluca Zambrotta sind nominiert, wie auch Torhüter Gianluigi Buffon und Mittelfeldspieler Andrea Pirlo. Dazu kommt der – ebenfalls defensive – Portugiese Maniche.

Ein Jungstar fehlt. Es ging kein Stern auf in Deutschland. Philipp Lahm und Frank Ribery zeigten ihr Potenzial, auf die Liste der Besten schafften sie es nicht. Frankreich wird von den Helden von 1998 repräsentiert: Vieira, Henry, Zidane. Als Johansson diesen Namen verliest, wird selbst der Schwede sentimental, der zuvor noch gebrummt hatte, es sei nicht seine Aufgabe, Leistungen von Spielern zu bewerten. Warum Zidane? „Haben Sie bei Frankreich gegen Brasilien nicht zugeschaut?“, fragt Johansson. „Warum fragen Sie dann noch?“

Steffen Hudemann

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