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Abschied als Freund. Claus-Dieter Wollitz hat das Image von Energie Cottbus in den vergangenen Jahren aufgebessert. Nun verlässt der Trainer den Zweitligisten. Foto: dapd

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Sport: Pasta und basta

Nach dem Abschied aus Cottbus kehrt Wollitz wohl nach Osnabrück zurück.

In der Cottbuser Pizzeria „Da Nando“ gab es am Donnerstagabend beileibe keinen trüben Abend. Im Gegenteil. Das Abschiedsessen des Fußball-Zweitligisten Energie Cottbus für seinen scheidenden Trainer Claus-Dieter Wollitz soll sehr harmonisch gewesen sein. Rund 20 leitende Vereinsfunktionäre und Sponsoren gaben Wollitz bei Pasta und Pizza die Ehre. Das Essen mit Präsident Ulrich Lepsch untermauerte die These, die Wollitz wenige Stunden zuvor auf einer improvisierten Pressekonferenz zur einvernehmlichen Trennung aufgestellt hatte: „Ich bin als Trainer gekommen und gehe als Freund.“

Nach Informationen des Tagesspiegels hat Wollitz zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass er zu einem anderen Verein wechseln wird. Kaum war die Pressekonferenz beendet, vermeldete der VfL Osnabrück die Entlassung von Chefcoach Uwe Fuchs. In Osnabrück lebt die Familie von Wollitz. Beim VfL hat Wollitz selbst gespielt und zwischen 2004 und 2009 seine längste Schaffenszeit als Trainer erlebt. „Wir bemühen uns sehr um eine Rückkehr von Wollitz“, sagte Dirk Rasch, Präsident des VfL Osnabrück. „Ich gehe davon aus, dass am Montag alles über die Bühne geht.“

Wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, zeigte auch Energie Cottbus, das in den letzten beiden Partien dieses Jahres vom bisherigen Kotrainer Markus Feldhoff betreut wird. Vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) bei Dynamo Dresden gab Präsident Lepsch bekannt, dass die Profis ab dem 1. Januar 2012 von Rudi Bommer trainiert werden. Der 54-Jährige machte für das Engagement bei den Lausitzern von einer Ausstiegsklausel beim Drittligisten Wacker Burghausen zum Jahresende Gebrauch. „Rudi Bommer bringt alle Voraussetzungen mit, in der gegenwärtigen Situation der richtige Trainer für uns zu sein. Und er betrachtet uns als große Herausforderung, brauchte deshalb keine Bedenkzeit“, sagte Lepsch.

Schon recht lange hat dagegen Wollitz seinen Abgang durchdacht. Angesichts seines Feuers an der Seitenlinie und der fortwährend ausgelebten Emotionen hinterlässt seine Flucht aus Cottbus aber Fragen. Ausdrücklich verweist Wollitz auch auf familiäre Gründe. Die räumliche Trennung von seiner Familie wurde in den zweieinhalb Jahren in Cottbus immer mehr zum Beziehungsproblem.

Dennoch hat es den Anschein, als lasse Wollitz den Verein nach der tollen und mit dem Pokalhalbfinale garnierten Saison 2010/11 wegen des bislang unbefriedigenden Abschneidens in dieser Serie im Stich. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht. Als Trainer bin ich dafür verantwortlich“, sagte Wollitz. „Auf Grund der Supercharaktere in der Mannschaft haben die Spieler es verdient, dass ich diesen Schritt mache.“ Viele Spieler sind jedoch nur nach Cottbus gekommen, weil Wollitz sie zu einem Wechsel in die ostdeutsche Provinz überzeugt hatte. Präsident Lepsch bescheinigte Wollitz, dass er das Image des früher überwiegend mit Ausländern spielenden Vereins deutlich verbessert habe. Dennoch ließ Lepsch Wollitz ohne Groll ziehen. Das spricht für gewisse Verschleißerscheinungen.

Wollitz kann sich zum 1. Januar einen Dienstbeginn in Osnabrück vorstellen. „Ich werde mir wahrscheinlich am Wochenende Spiele anschauen. Ich habe genug Kraft, Emotionen und Überzeugung“, sagte er. Energie Cottbus meinte Claus-Dieter Wollitz damit allerdings nicht mehr.

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