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Mehman Ramazanzade schaffte beim Eurocup in Finnland die Qualifikation für Peking.

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Winter-Debüt von Aserbaidschan muss warten: Pech statt Premiere

Mehman Ramazanzade hatte in Peking der erste Winter-Paralympionik Aserbaidschans werden sollen. Doch unverrichteter Dinge trat der 52-Jährige die Heimreise an.

Von
  • Delia Kornelsen
  • Zoe Bunje

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Mehman Ramazanzade ist der erste aserbaidschanische Sportler, der sich für paralympische Winterspiele qualifizieren konnte. Seine Zeit in Peking endete allerdings ohne die erhoffte Premiere. Der 52-Jährige verletzte sich beim letzten Training vor seinem Wettkampf, so dass ein Start für ihn nicht in Frage kam. Gerade einmal 48 Stunden nach seiner Ankunft in China trat er am Donnerstag enttäuscht seine Heimreise an. Sein Traum von einer Teilnahme an Winterspielen ist damit vorerst geplatzt. Doch allein seine Qualifikation war die Fortsetzung einer kuriosen Karriere als Sportler, die 1991 im Armdrücken begann.

Als Mehman Ramazanzade vor anderthalb Jahren auf Youtube Videos vom Para-Skilanglauf sah, war ihm direkt klar: In diesem Sport möchte er sich versuchen. Er ging zum Aserbaidschanischen Paralympischen Komitee und erzählte den Verantwortlichen von seiner Idee. Sie waren einverstanden, „Mach das!“, ermutigten sie Ramazanzade, der mit neun Jahren beide Beine bei einem Zugunglück verloren hatte. Gedacht, getan: Am vergangenen Mittwoch sollte der aserbaidschanische Sportler in Peking im Skilanglauf starten. 

Es begann mit einem Turnier im Armdrücken

Als sich vor mehr als 25 Jahren das NPC von Aserbaidschan gründete, hatte Ramazanzade bereits verschiedene Wettkämpfe im Armdrücken in seiner Heimat gewonnen und an einem internationalen Wettkampf im Armdrücken in Moskau teilgenommen. Aufgrund seiner sportlichen Erfolge wurde er eingeladen, um sich in der Disziplin Gewichtheben einmal auszuprobieren. Das Ziel: die Paralympics 1996 in Atlanta. Ramazanzade nahm die Herausforderung an und trat nach nur einem halben Jahr Training als einer der ersten beiden aserbaidschanischen Sportler bei den Sommerspielen in Amerika an. 

Wiedersehen in Paris? Ramazanzade will bei den Sommerspielen 2024 starten.
Wiedersehen in Paris? Ramazanzade will bei den Sommerspielen 2024 starten.

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Große sportliche Erfolge feierte Ramazanzade bei den Paralympics nie. Auch 2000 in Sydney und 2008 in Peking nahm er im Gewichtheben teil, in Australien erzielte er mit einem sechsten Platz sein bestes Ergebnis. Dennoch ist seine Geschichte eine außergewöhnliche: Nachdem Ramazanzade sich an der Schulter verletzte, begann er mit dem Bogenschießen und dem Diskuswerfen und nahm in beiden Disziplinen an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Als er sich erneut verletzte, wechselte er 2016 zum Para-Radfahren, für die Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio reichte es jedoch nicht. 

Die Qualifikation für Peking

Ramazanzade ließ sich auch davon nicht aufhalten und beschloss stattdessen, die Winterspiele in Peking ins Visier zu nehmen. Nach der Zusage des NPC's begann sein Training auf einer Asphaltstraße in seiner Heimatstadt auf Rollski. Im November 2020 trainierte er das erste Mal auf Schnee. Beim Eurocup in Finnland wollte er sich dann für Peking qualifizieren, doch er stürzte und für einen Moment schien der Traum seiner vierten Paralympischen Spielen zu platzen. Doch Ramazanzade rappelte sich in dem Rennen wieder auf und schaffte es noch schnell genug über die Ziellinie.

In Peking gab er kurz vor seinem Start als erster aserbaidschanischer Wintersportler der Paralympics Zeitung noch ein Interview. Er wolle „einfach mit dabei sein und ein gutes Rennen machen“, hatte Ramazanzade gesagt. Im letzten Training vor seinem Wettkampf verletzte er sich bei einem Sturz so sehr, dass er auf einen Start verzichten musste.

Ramazanzade wird seine Sportkarriere auch dieses Mal fortsetzen – auch auf internationalem Niveau. Über 25 Jahre ist er im Leistungssport aktiv, doch der Sport sei noch immer wie die Luft zum Atmen für ihn, sagte er im Interview. Seine Motivation ist über die Jahre nicht gesunken: „In meinem Körper gibt es eine riesige Motivation. Meine Willenskraft ist immer da! Wenn ich eine Platzierung habe, mir der ich unzufrieden bin, ist das immer auch eine Motivation, weiter zu trainieren und mich zu verbessern.“ Bei den Sommer-Paralympics 2024 in Paris möchte er im Para-Radfahren teilnehmen.

Am liebsten macht Mehman Ramazanzade immer den Sport, für den er gerade trainiert. Rudern würde er auch noch gerne noch einmal ausprobieren, sagte er. Doch eines steht für ihn fest: „Solange ich lebe, werde ich Sport treiben. So lange es meine Kraft erlaubt, werde ich weitermachen.“

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