zum Hauptinhalt

Sport: Pelömeni

Pelmeni

Wenn Polemiker wie Wladimir Ý Kaminer behaupten, die russische Küche, sei vor allem flüssig und bestehe im Grunde nur aus Ý Wodka, stimmt das insofern, als die Russen, anders als die meisten Westeuropäer, nicht zum Essen trinken, sondern zum Trinken essen.

Ein russisches Festmahl beginnt in der Regel mit einem Trinkspruch, dann folgen etwa 100 Gramm Wodka, Gabelhappen, zweiter Trinkspruch, Wodka, Suppe, dritter Trinkspruch, Wodka, Hauptgericht, vierter, fünfter, sechster Trinkspruch, vierter, fünfter, sechster Wodka. Das geht so lange, bis auf jeden Gast, den Gastgeber, die Köchin und den Weltfrieden einmal das Glas erhoben wurde; und es versteht sich in Anbetracht des zu verdauenden Alkohols wohl von selbst, dass die Russen das Essen schon aus Selbstschutzgründen relativ ernst nehmen.

Doch weil seit etwa 13 Jahren auch in Russland Zeit wieder Geld ist, kommen die aufwändigen Köstlichkeiten, von denen man in den großen Romanen des 19. Jahrhunderts liest, immer seltener auf den Tisch. Meistens gibt es eine dicke Suppe, Pfannkuchen oder eben Pelmeni, ein wunderbar-einfaches zentralasiatisches Nudelgericht, das äußerlich an Ravioli erinnert und ganz leicht nachzukochen ist:

Für den Teig braucht man zwei Gläser Mehl, 1/3 Glas Wasser, einen Teelöffel Öl, ein Ei und eine Prise Salz. Als erstes mischt man Wasser, Milch und Salz, gibt die Flüssigkeit nach und nach unter das Mehl und knetet zusammen mit dem Ei und dem Öl daraus einen geschmeidigen Teig, rollt ihn mit einem Nudelholz oder einer Flasche dünn aus und sticht mit einem Wasserglas kleine Kreise heraus. Diese werden dann mit Zwiebeln, Knoblauch und Hackfleisch, je nach Geschmack vom Rind, Schwein oder Bären, gefüllt, an den Rändern gut zusammengedrückt und drei bis vier Minuten in kochendem Salzwasser gegart.

Dazu reicht man Smetana (einen besonders fetten Sauerrahm, den es in jedem russischen Lebensmittelgeschäft in Berlin gibt), frischen Dill oder Karamnow und natürlich Wodka. Und damit Sie nicht vergessen, dass es bei diesem Essen eigentlich ums Trinken geht, sollten Sie Ihre Pelmeni, wie in Russland überall üblich, auf kleinen, etwa untertassengroßen Tellerchen servieren und sich beim Zubereiten - man braucht etwa eine Stunde - schon einmal den einen oder anderen Toast überlegen. Na Zdorowje!

Stefanie Flamm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false