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Zum Sieg gezittert. Gegen Göppingen hatten die Füchse und Manager Bob Hanning bange Momente zu überstehen. Foto: dpa

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Sport: Per Nagelbrett nach oben Die Füchse Berlin gewinnen 29:26 gegen Göppingen und sind neuer Tabellenführer in der Bundesliga

Berlin - Dagur Sigurdsson sprang so ruckartig auf, als hätte er sich gerade unwissend auf ein Nagelbrett gesetzt. Der Isländer fuchtelte wild mit den Armen umher, warf Fäuste durch die Luft und gab jenem Gespann noch ein paar Worte auf den Weg, das seiner Ansicht nach gehörigen Anteil an diesem zwischenzeitlichen Rückstand hatte, den Schiedsrichtern nämlich.

Berlin - Dagur Sigurdsson sprang so ruckartig auf, als hätte er sich gerade unwissend auf ein Nagelbrett gesetzt. Der Isländer fuchtelte wild mit den Armen umher, warf Fäuste durch die Luft und gab jenem Gespann noch ein paar Worte auf den Weg, das seiner Ansicht nach gehörigen Anteil an diesem zwischenzeitlichen Rückstand hatte, den Schiedsrichtern nämlich. Eigentlich sind derartige Ausraster so gar nicht Sigurdssons Art, aber was war schon normal beim Spiel der Füchse Berlin gegen den Angstgegner aus Göppingen, gegen den die Berliner zuletzt nur eine der letzten sechs Begegnungen gewonnen hatten? Zumindest die durchwachsene erste Halbzeit war es, das Endergebnis aus Berliner Sicht allerdings nicht. Mit 29:26 (9:12) setzte sich Sigurdssons Team bei der ersten echten Bewährungsprobe der Saison gegen die Göppinger durch. „Wir hatten einen hartnäckigen Gegner“, sagte der Trainer, „der Sieg gibt uns einen Schub für Aufgaben in den nächsten Wochen“.

Die Berliner begannen konzentriert und gingen nach zwei Toren von Bartlomiej Jaszka und einem feinen Dreher von Konstantin Igropulo schnell 3:1 in Führung. Obwohl Nationalkeeper Silvio Heinevetter in der Folge herausragende Paraden zeigte, gelang den Gastgebern nicht, sich abzusetzen, im Gegenteil. Abgesehen von Igropulo vermochte es kein Berliner Rückraumspieler, für Gefahr aus der Distanz zu sorgen, nicht der sonst so treffsichere Sven-Sören Christophersen, nicht der spanische Edelreservist Iker Romero. Den daraus resultierenden Zwischenspurt der Göppinger konterten wiederum die Berliner mit einem Vier-zu-Null-Lauf. Der amtierende EHF-Pokalsieger aus Göppingen ließ sich davon aber nicht beirren. Konsequent suchten die Süddeutschen ihre wuchtigen Kreisläufer und die Rückraumwaffe Pavel Horak. Mit einem Drei-Tore-Rückstand gingen die Berliner in die Kabine (9:12). Unter den 6168 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle herrschte vorrangig ungläubiges Schweigen.

Das sollte sich nach dem Wiederanpfiff ändern. Erneut erwies sich Heinevetter als X-Faktor, der die Halle mit großen Paraden und ebenso markigen Gesten wieder zum Leben erweckte. Als Ivan Nincevic zum 18:17 traf (43.) schien die Begegnung zu Gunsten von Sigurdssons Team zu kippen. Allerdings erwies der Trainer seinem Team in dieser möglicherweise entscheidenden Phase einen Bärendienst: Als das bisweilen wenig konsequente Schiedsrichtergespann Lars Geipel/Marcus Helbig ein offensichtliches Zeitspiel der Göppinger nicht ahndete, schimpfte der Coach so laut, dass er eine Zeitstrafe kassierte. Aus dieser Unterzahl-Situation gingen die Füchse mit einem 19:22-Rückstand hinaus. In der hochdramatischen Schlussphase eines Spiels mit gefühlten zehn Richtungswechseln stellten die Berliner unter Beweis, weshalb sie seit einem halben Jahr keinen Punkt mehr in heimischer Halle abgegeben haben. Auf die Mischung aus einem gellenden Pfeifkonzert, einem Heinevetter in Champions-League-Form und der nun harmonierenden Rückraum-Achse Christophersen/Jaszka/Igropulo hatten die Göppinger keine Antwort mehr. Den Schlusspunkt setzte Bartlomiej Jaszka mit einem Sololauf durch die Göppinger-Abwehrreihen. Es war der Treffer zum 29:26. Dagur Sigurdsson erlebte ihn sitzend und verhältnismäßig entspannt auf der Bank. Von Nagelbrettern keine Spur mehr.

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