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Sport: Pfiffe für Alba

Berliner Basketballer unterliegen Ostende 65:66

Berlin - Die Fans in der Max-Schmeling-Halle waren gerade aufgestanden, als das Unvermeidliche doch noch einzutreffen schien. Rund 20 Sekunden waren noch zu spielen, Alba Berlin führte im Uleb-Cup gegen den Tabellenletzten Telindus Ostende 65:64, als Ostendes Rashad Wright warf, der Ball sich in den Korb senkte - und wieder heraussprang. Würde es im bisher wichtigsten Spiel der Saison doch ein Happyend geben nach einer enttäuschenden Berliner Leistung? Es reichte nicht gegen die gleichfalls schwachen Belgier. Ausgerechnet Berlins Topscorer William Avery (21 Punkte), der in der Schlussphase mit mehreren Dreipunktewürfen geglänzt hatte, zeigte 8,6 Sekunden vor Schluss an der Freiwurflinie Nerven. Und traf zweimal nicht. Ostendes Lavor Postell machte es 4,3 Sekunden vor dem Ende besser, die Belgier siegten 66:65 (29:32).

Für die Berliner, die von den 5090 Fans mit Pfiffen verabschiedet wurden, könnte die dritte Heimniederlage im vierten Uleb-Cup-Heimspiel das Aus bedeuten. Möglicherweise ist eine große Chance vertan, endlich wieder ins Achtelfinale einzuziehen. Zwei Spiele stehen noch aus: in eigener Halle gegen Chimki Moskau und bei Hapoel Jerusalem. Doch mit der Leistung von gestern hat Alba in der nächsten Runde nichts zu suchen. Die Statistik war deutlich. Feldwurfquote: 38 Prozent, Freiwurfquote: 44 Prozent, Reboundduell: 38:45. Albas Trainer Henrik Rödl sagte: „Die Niederlage ist eine große Enttäuschung. Wir hatten die Chance, einen großen Schritt nach vorn zu tun, stattdessen haben wir einen großen Schritt nach hinten gemacht.“

Zuletzt hatte Alba beim heimstarken Team von Academic Sofia gesiegt und nach Verlängerung am Sonnabend das Spitzenspiel gegen Ludwigsburg für sich entschieden. Doch von gesteigertem Selbstbewusstsein war beim neuen Tabellenführer der Basketball-Bundesliga nichts zu sehen. Sharrod Ford begann das Spiel mit zwei Fehlwürfen von der Freiwurflinie, seine Mitspieler machten einfache Körbe nicht. Die Belgier, die sich schon vor dem Spiel kaum mehr Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales ausrechnetet hatten, gingen 14:10 in Führung. Sieben Punkte davon steuerte Lavor Postell bei – mehr als im gesamten Hinspiel, das Alba in Ostende mit 80:69 gewonnen hatte. Der Tiefpunkt war gestern früh erreicht: Ford lief allein auf den Korb zu und scheiterte beim Versuch, den Ball dort auch unterzubringen.

Doch auch die Belgier brillierten keineswegs. Rödl wechselte viel, und Alba kam plötzlich zu einer 11:0-Serie – darunter waren drei Dreipunktewürfe von Johannes Herber, Julius Jenkins und Nicolai Simon. Doch statt nach der 21:14-Führung souveräner aufzutreten, ließ Alba die Gäste wieder herankommen und für einen Moment sogar vorbeiziehen (23:24). Das Spiel war zerfahren, Alba machte Schrittfehler, leistete sich Fehlpässe ins Leere und nutzte die Chance bei ungenauen Pässen Ostendes nicht. Die ordnende Hand fehlte. Auch Spielmacher William Avery, gegen Ludwigsburg mit zwei Dreiern in der Verlängerung noch der spielentscheidende Mann, konnte das Spiel nicht lenken.

Die Pause trug nicht dazu bei, die Nerven der Berliner Spieler zu stabilisieren. Sie machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. Ostende erzielte acht Punkte in Folge, Alba keinen, stattdessen verwarf Sharrod Ford erneut zwei Freiwürfe. Kurz vor Ende des dritten Viertels machte Avery dann sechs Punkte in Folge: 45:44. Innerhalb kürzester Zeit hatte er doch seinen Wert für Alba demonstriert.

Im letzten Spielabschnitt fand Alba endlich ein Mittel gegen die Zonenverteidigung der Belgier. Doch weil auch Postell freistehend mit einem Dreier antwortete, blieb das Spiel bis zum Ende offen. Statt sieben Punkten Vorsprung hatte Alba nur noch zwei. Dann passierte erneut das, was ein schwaches Spiel am Ende noch sehenswert machte: William Avery traf einen Dreier, seinen vierten. Es hätte sein Abend werden können. Bis er 8,6 Sekunden vor Schluss an die Freiwurflinie trat.

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