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Sport: Pflaster am Kragen

Der SCC und die Tücken der Volleyball-Champions-League

Von Karsten Doneck, dpa

Zum Schluss griff auch noch Inge Trotz helfend ein. Die Ehefrau des Geschäftsführers Günter Trotz überklebte den kleinen weißen Schriftzug des Herstellers auf dem blauen Trikotkragen farbgetreu mit blauem Pflaster. Und wieder war eine der Forderungen abgehakt, die der Europäische Volleyball-Verband (CEV) zuhauf an die Klubs stellt, die an der Champions League teilnehmen. Der Deutsche Meister SC Charlottenburg hat vor dem Auftakt gegen Pamapol AZS Czestochowa aus Polen (morgen, 19 Uhr, Sömmeringhalle) seine Hausaufgaben erledigt. Manager Kaweh Niroomand klagt aber: „Der bürokratische Aufwand ist völlig überzogen.“

Die Papiere der CEV mit alten und immer wieder neu eintrudelnden Regularien füllen beim SCC mehrere Aktenordner. Der europäische Verband hat zum Beispiel für die Champions League einen eigenen Sponsorenpool organisiert und legt größten Wert darauf, dass der auch angemessen bei den Spielen präsentiert wird. Zentimetergenau ist festgelegt, wo welche Bande zu stehen hat. Die Sponsoren der Vereine finden kaum noch Raum für eigene Aktivitäten – zumal ja selbst der Trikotkragen als Werbefläche wegfällt.

Nichts, aber auch rein gar nichts überlässt die CEV im organisatorischen Bereich dem Geschick der Vereine – geschweige denn dem Zufall. Für alles existieren Vorschriften. So muss bei den Spielen eine detailgetreue Statistik geführt werden. Der SCC heuerte dafür Bernd Zimmermann vom Instuitut für angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig an. Auf Zimmermann wartet viel Arbeit. Bereits nach jedem einzelnen Satz muss die Statistik zur CEV gemailt werden. Ein extra bestellter Fotograf muss schon bald nach Spielschluss zehn Farbfotos an den Verband senden. Passiert das nicht, werden Strafen verhängt, im Falle nicht rechtzeitig eingetroffener Fotos zum Beispiel 1000 Euro.

Auf einem Seminar im Oktober in Luxemburg hatte die CEV die Champions-League-Teilnehmer mit den umfangreichen Regularien vertraut gemacht. Die Schulung dauerte zwei Tage. Am Ende rauchte nicht nur Günter Trotz als Abgesandtem des SCC der Kopf, sondern es formierte sich auch eine Protestfront. Die beiden niederländischen Vertreter verzichteten auf eine Teilnahme, auch der Meister der Ukraine wollte unter derlei Bedingungen nicht mehr Champion werden. Der SCC entschied sich trotzdem zur Teilnahme, weil „die Champions League eine Chance für uns ist, den Volleyball aus dem Alltag herauszuholen“, so Niroomand.

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