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Play-off-Halbfinale: Eisbären: Mehr wie Mannheim spielen

Die 1:6-Niederlage am Dienstag in Mannheim hat bei den Eisbären Spuren hinterlassen: Sie wollen ihren Gegner im dritten Halbfinalspiel nun auch mit dessen Mitteln besiegen - mit mehr Kampfgeist und Intensität.

Die Kufen der Schlittschuhe knirschen auf dem glatten Untergrund. Die Pucks krachen gegen die Plexiglasscheibe. Klack, klack, klack. Es ist ein trügerischer Eindruck, den die Eisbären bei ihrer Trainingseinheit in der Arena am Ostbahnhof hinterlassen. Denn ganz so gewöhnlich, wie es zunächst den Anschein hat, kommt die Übungseinheit am Donnerstagvormittag nicht daher. Hinter den Helmen der Spieler verbergen sich angespannt-fahle Gesichter, und auch ihr Trainer gibt sich strenger als sonst. Mehrere Male korrigiert er seine Profis und lässt selbst simpelstes Passspiel einüben.

Die 1:6-Niederlage beim zweiten Halbfinalspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft in Mannheim hat bei der Mannschaft von Don Jackson Spuren hinterlassen. Nach zuvor elf Siegen in Serie „kannten wir nicht mehr das Gefühl, zu verlieren“, sagt Berlins Kotrainer Hartmut Nickel. „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir in der Lage sind, wieder aufzustehen. Aber wir können das – ganz sicher.“ Nickels Zuversicht nährt sich auch aus der vorangegangenen Saison. Immer wieder zieht er den Vergleich zum damaligen Play-off-Halbfinale gegen die Düsseldorfer EG, als die Eisbären nach einem 1:5 in der vierten Partie die Serie doch noch für sich entscheiden konnten. „Ich weiß noch, da hat keiner mehr an uns geglaubt“, sagt er. „Und Sven Felski ist beim Zuschauen fast durchgedreht.“

Ohne Felski, mit Ustorf

Auch bei der dritten Begegnung der Best-of-five-Serie am Freitag gegen die Adler Mannheim (19.30 Uhr, live auf Premiere) müssen die Berliner auf Sven Felski verzichten, weil er sich am Dienstag seine zweite Zehnminutenstrafe eingehandelt hat. Dafür kehrt Felskis Sturmkollege Stefan Ustorf ins Team zurück. Einen wie ihn brauchen die Eisbären jetzt. Ustorf, der sich in der Hauptrunde gegen Iserlohn in einen Schuss geworfen und damit einen Kieferbruch und den Verlust sämtlicher Vorderzähne in Kauf genommen hatte, geht dahin, wo es wehtut.

Und spätestens seit Dienstag wissen die Eisbären, wie schmerzhaft eine Begegnung mit den Adlern sein kann – mental, aber vor allem physisch. Ihr harter Einsatz hat die Berliner sichtlich eingeschüchtert. „Den Mannheimern sind alle Mittel recht“, sagt Nickel. „Damit müssen gerade unsere jungen Profis umgehen können.“ Aus Sorge vor Verletzungen sind die Eisbären der Konfrontation mit dem aggressiv aufspielenden Gegner in der vergangenen Partie meist aus dem Weg gegangen. Selbst erfahrene Spieler wie Denis Pederson beließen es allzu oft beim Zusehen. „Wir dürfen keine Angst vor der aggressiven Spielweise haben“, sagt Don Jackson. 

Mehr Zurückhaltung beim Meister

Wohl auch deshalb könnte Alexander Oblinger aus der zweiten Mannschaft am Freitag sein zweites Spiel für die Profis bestreiten. Der bullige Angreifer – knapp 100 Kilo verteilt auf 1,91 Meter – personifiziert sozusagen die Vorgabe Jacksons: Intensiveres und kämpferischeres Eishockey will der Berliner Trainer heute von seiner Mannschaft sehen. Konkret gesagt: ein bisschen mehr Mannheimer Eishockey aufseiten der Eisbären.

„Am Freitag werden wir eine andere Berliner Mannschaft sehen“, sagt auch André Rankel, bislang erfolgreichster Play-off-Torschütze. „Wenn wir wieder unser schnelles und offensives Eishockey spielen, können wir gewinnen.“ Die Eisbären wollen sich also nicht nur auf ihre kämpferischen Qualitäten verlassen, sondern den körperlich überlegenen Halbfinalgegner vor allem spielerisch schlagen.

Trotz allem demonstrativem Optimismus haben die Konjunktive in der Eisbären-Rhetorik zugenommen: Man ist zurückhaltender geworden beim Deutschen Meister. Die überheblichen Sprüche in Richtung Gegner, die nach dem 4:0-Sieg im ersten Spiel nur so durch die Arena geflogen sind, sucht man am Donnerstag vergebens. Bevor sie etwas Falsches sagen, sagen einige Spieler lieber gar nichts mehr. Ein Zeichen von Nervosität? „Nein“, sagt Hartmut Nickel. „Wir sind nur realistisch.“

 Katrin Schulze

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