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 Wolfgang Hatz (r.), 53, ist bei Porsche seit 2011 als Entwicklungschef für den sportlichen Bereich verantwortlich. Zuvor war er unter anderem als Ingenieur für BMW in der Formel 1 aktiv.

© dpa

Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz im Interview: „Ein ideales Labor“

Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über die Rückkehr seiner Marke in die Langstrecken-WM, die Vorteile gegenüber der Formel 1 und den sportlichen Widersacher Audi.

Herr Hatz, ab 2014 nimmt Porsche wieder an der Langstrecken-WM WEC und am 24-Stunden-Klassiker von Le Mans teil, die ersten Testfahrten mit dem neuen Wagen haben bereits stattgefunden. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?

Für uns war eines klar: Wir mussten zurück in den Spitzensport – und da gab es nicht viele Optionen. Wir kommen ja aus der Langstrecke, deshalb ist die neu geschaffene WEC für uns das richtige Betätigungsfeld. Das neuerliche Engagement ist aus mehreren Gründen geschehen. Erstens: aus der Geschichte heraus. Was die Zahl der Gesamtsiege angeht, sind wir bis heute der erfolgreichste Hersteller in Le Mans. Viel wichtiger ist allerdings der zweite Grund. Dass wir hier Dinge ausprobieren können, die man später auch mal in Straßenautos sehen wird. Mir gefällt der Ansatz des energiebasierten Reglements sehr gut. Dort können wir neue Technologien entwickeln, das ist in anderen Rennserien nicht der Fall.

Auch nicht in der Formel 1?
Das Problem dort ist, dass es ja praktisch nur noch um Aerodynamik geht und alles andere kaum noch eine Rolle spielt. Deswegen hat die Langstrecke für uns absolute Priorität. Und deshalb fiel die Entscheidung, in die WEC zu gehen und nach Le Mans zurückzukehren.

Aber die Formel 1 bringt doch auch Energierückgewinnungssysteme?
Das hat für meine Begriffe eher den Charakter eines Feigenblatts. Es wird bei weitem nicht so konsequent durchgezogen und spielt eben auch beim neuen Reglement ab 2014 keine so entscheidende Rolle. Für Porsche ist das Thema CO2 eine Zukunftsfrage. Wir werden mit immer stärkeren Anforderungen von Gesetzesseite konfrontiert. Das zeigt sich bereits bei den Serienmodellen, in denen mittlerweile mit Selbstverständlichkeit ein Hybridantrieb angeboten wird. Wir sind der erste europäische Autohersteller, der einen Plugin-Hybrid anbietet, und ich glaube, dass das eine Technologie ist, die ganz entscheidend wird.

Was bietet die Langstrecken-WM in dieser Hinsicht Besonderes?
Im neuem Reglement wird eben auf Effizienz und Energierückgewinnung extremer Wert gelegt – und das kann nicht durch andere Aspekte übertönt werden. Deshalb ist die Langstrecken-WM ein ideales Labor, um neue Technologien auszuprobieren und junge Ingenieure auszubilden, die das Ganze dann auch in die Serie bringen. Das ist eine Investition in die Zukunft.

Wolfgang Hatz war von 1983 bis 1989 bei der BMW AG und bei BMW Motorsport Ingenieur und Projektleiter in der Motorentwicklung. 1989 kam er zu Porsche und war dort unter anderem an der Entwicklung des Formel-1-Motors beteiligt.

© promo

Entsteht das neue Auto denn komplett in Eigenregie, oder sind auch Zulieferer mit eingebunden?
Nein. Für uns war es ganz wichtig, alles direkt von unserem Firmenstandort in Weissach zu machen. Wir entwickeln alles selber aus dem Werk heraus und kaufen die Technologie nicht irgendwo bei einer Firma hinzu. Ich glaube, diesen Ansatz gibt es sonst nur noch bei Ferrari. Wir haben ein großes und tolles Team, über 200 Mitarbeiter, alles Top-Leute, hoch motiviert und enthusiastisch.

Das Auto ist jetzt zum ersten Mal in Weissach gefahren, in ein paar Wochen sollen die ersten Tests auf einer regulären Rennstrecke stattfinden. In genau einem Jahr haben Sie dann die große Herausforderung 24 Stunden von Le Mans vor sich – vor allem gegen Audi, die dort seit über zehn Jahren sehr erfolgreich sind. Kann Porsche bis dahin wirklich konkurrenzfähig sein?
Wir werden dann sicher nicht herkommen und sagen, wir gewinnen. Aber wir werden alles tun, um so konkurrenzfähig wie möglich zu sein, und wir sind sicher, dass wir ein sehr gutes technisches Konzept haben. Aber wir wissen natürlich, dass das alles nicht einfach ist. Es ist sicher ein steiniger Weg, das wird uns nicht in den Schoß fallen. Wir werden auch Rückschläge erleben, aber deswegen handelt es sich ja auch nicht um ein kurzfristiges Projekt, sondern um eine mittel- bis langfristige Strategie.

Audi gegen Porsche, Diesel gegen Benziner, auch verschiedene Hybridkonzepte. Man hört immer wieder, dass der Konzernvorstand so im Sport testen will, was auch für die Serie das perfekte Konzept wäre...
(lacht) Das habe jetzt nicht ich gesagt.

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