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Positive A-Probe bei Tischtennis-Profi Dimitrij Owtscharow. Der 22 Jahre alte Sportler bestreitet Doping.

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Update

Positiver Dopingtest: Schock für den Tischtennis-Aufsteiger

Dimitrij Owtscharow wird positiv auf Clenbuterol getestet, das vor allem in der Tiermast eingesetzt wird. Der Sportler beschwört seine Unschuld und vermutet, der Befund könne mit seinem Aufenthalt in China zusammenhängen.

Vor einer Woche noch ist Dimitrij Owtscharow Mannschafts-Europameister im Tischtennis geworden. Jetzt gehört er nicht einmal mehr zur Nationalmannschaft. Nach einer positiven Dopingprobe hat ihn der Deutsche Tischtennis-Bund mit sofortiger Wirkung suspendiert und damit das Verfahren befolgt, das in solchen Fällen vorgeschrieben ist.

Owtscharow hatte sich in den vergangenen Monaten bis auf Platz 13 der Weltrangliste hochgearbeitet und ist damit hinter Timo Boll der zweitbeste deutsche Spieler. Längst ist der 22-Jährige in der Lage, auch gegen die Allerbesten zu gewinnen. "Ich bin schockiert und beschwöre öffentlich, dass ich noch nie in meinem Leben eine verbotene Substanz zu mir genommen habe", teilte er in einer Erklärung über seinen Rechtsanwalt Michael Lehner mit, der schon einige Verfahren mit Dopingbetroffenen geführt hat. Lehner sagte: "Ich fresse zehn Besen, wenn er das Mittel vorsätzlich genommen hat."

Nachgewiesen wurde bei Owtscharow Clenbuterol, das fettverbrennend und muskelbildend wirkt. Clenbuterol stammt ursprünglich aus der Kälbermast, hat aber auch in Deutschland schon Dopinggeschichte geschrieben. 1992 wurden die Leichtathletinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr mit Clenbuterol überführt. Ihr Trainer war Thomas Springstein. Weil Clenbuterol jedoch damals nicht auf der Dopingliste stand, konnten die Athletinnen nur wegen Medikamentenmissbrauchs gesperrt werden.

Clenbuterol ist noch immer ein gängiges Mastmittel, und genau das ist auch Owtscharows Erklärung für die positive Probe. Er hielt sich vom 16. bis zum 22. August in China auf, um bei den China Open zu spielen. Die Trainingskontrolle nahm die Nationale Anti-Doping-Agentur von ihm am Abend nach seiner Rückkehr, also am 23. August. "Es liegt für mich deshalb nahe, dass ich im normalen Nahrungsmittelkreislauf, also etwa bei den täglichen Fleischmahlzeiten in China, Opfer einer für mich nicht erkennbaren Nahrungsmittelkontamination geworden bin", teilte Owtscharow mit.

Mario Thevis, Professor am Zentrum für präventive Dopingforschung in Köln, hält eine solche Kontamination für möglich. "Wir haben schon vor den Olympischen Spielen in Peking davor gewarnt, dass Anabolika und Clenbuterol auch heute noch in manchen Ländern in der Tiermast eingesetzt werden", sagte er. Gerade in China sind solche Mastmittel stark verbreitet.

Die nächsten Schritte zu seiner Verteidigung sind für Anwalt Lehner daher klar: "Antrag auf Öffnung der B-Probe, genaue medizinische Untersuchung, Recherche über das Kontaminationsrisiko von Clenbuterol in China, Untersuchung aller Nahrungsergänzungsmittel." Denn auch über Nahrungsergänzungsmittel kann Clenbuterol unwissentlich aufgenommen werden. Eine Haaranalyse kann zudem feststellen, ob Clenbuterol einmal oder mehrmals eingenommen wurde. "Ich will erreichen, dass ein Disziplinarverfahren gegen Owtscharow erst gar nicht eröffnet wird", sagte Lehner. Dann könnte er auch sofort wieder ins Nationalteam zurück.

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