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Kaka

© AFP

Preisverleihung: Spielmacher Kakà ist Fussballer des Jahres

Jung, dynamisch, genial: Nach seiner Wahl zu "Europas Fußballer des Jahres 2007" nahm Kakà in Paris brav gescheitelt den "Goldenen Ball" entgegen, dankte Gott und nannte die Krönung für sein herausragendes Jahr 2007 fast emotionslos "etwas Besonderes".

Mit zehn Toren führte der 25-jährige Mittelfeldspieler seinen Arbeitgeber AC Mailand praktisch im Alleingang zum Triumph in der Champions League. Als Bestätigung seiner Dominanz erhielt er bei der Abstimmung unter 96 Sportjournalisten aus aller Welt 444 Punkte. Der Portugiese Cristiano Ronaldo (Manchester United/277) wurde Zweiter vor dem Argentinier Lionel Messi (Barcelona/255). Der einzige Deutsche unter den 50 Kandidaten, Bayerns Nationalstürmer Miroslav Klose, bekam keine Stimme.

Milans Ballflüsterer zelebriert europäischen Fußball mit südamerikanischem Flair. "Kaka war der beste Spieler 2007. Er war Brasiliens Anführer und hat Milan mitgerissen. Vor allem wegen seiner Tore hat Milan die Champions League gewonnen", lobte Franz Beckenbauer in der "Gazzetta dello Sport", "er scheint mir auf dem richtigen Weg zu sein, ein neuer Cruyff zu werden." Nach Ronaldo (1997, 2002), Rivaldo (1999) und Ronaldinho (2005) bekam Kaka bereits als vierter Brasilianer die begehrte Auszeichnung des französischen Fachmagazins "France Football". Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres gilt er ebenfalls als Favorit.

Milan erhöht Gehalt für Starspieler

Milans Club-Boss Silvio Berlusconi war die Sehenswürdigkeit Kaka vor ein paar Wochen sogar eine Gehaltserhöhung auf neun Millionen Euro netto pro Saison wert. Und selbst Milans Coach Carlo Ancelotti, nicht unbedingt als Schwärmer bekannt, meinte entzückt: "Er ist der neue Platini." Mit scheinbar müheloser Eleganz kommt Kaka seinen teuren Pflichten nach. Der Beau am Ball vereinfacht selbst komplizierteste Situationen mit spielerischer Leichtigkeit. Er kombiniert Schönheit und Zweckmäßigkeit und hat dabei mehr Gefühl für Breite und Tiefe als ein Innenarchitekt. Und torgefährlich ist er auch noch. Sieben Treffer in der Serie A und zwei Champions-League-Tore hat er in dieser Spielzeit bisher auf seinem Konto.

Als Kakà nach seinem Profidebüt 2001 zwei Jahre später für acht Millionen Euro vom FC Sao Paulo nach Mailand ging, galt er als Talent, als spielerischer Chef-Animateur der Zukunft. Inzwischen ist Ricardo Izecson dos Santos Leite der Vordenker einer Mailänder Mannschaft, die in die Jahre gekommen ist, langsam, müde und fragil wirkt, und von der Inspiration ihres Feingeistes abhängig ist. Beeindruckend unbeeindruckt von grimmigen Zerstörern oder seinen meist aggressiven Gegenspielern entzückt der Taktgeber als unaufgeregter Mittelfeldherrscher.

Teilzeitmodel bei Armani

Dabei sieht das Teilzeitmodel des Mailänder Modeschöpfers Armani mit seinen weichen Gesichtszügen immer noch so aus wie ein kindlicher BWL-Student. Außerhalb des grünen Karrées ist Kakà auch schüchtern, eher brav und sehr fromm. Vor zwei Jahren heiratete er seine Jugendfreundin Caroline, und unter dem Trikot trägt er oft ein T- Shirt mit der Aufschrift: "Ich gehöre zu Jesus." Nach seinem Karriereende will er Pastor werden.

Die Erfolgsstory Kakas ist keine dieser romantischen Geschichten, bei denen ein Ghettojunge aus den brasilianischen Favelas die Fußballfans berauscht. Kakà ist belesen, hat Abitur, schreibt Gedichte und stammt aus einer bürgerlichen Familie. Sein Vater ist Ingenieur, seine Mutter Lehrerin. Als 18-Jähriger brach er sich bei einem Kopfsprung in den Pool seiner Großeltern einen Halswirbel. Er hätte im Rollstuhl sitzen können. Zwei Jahre später war er mit der "Selecao" Weltmeister, weil er in der Vorrunde gegen Costa Rica 19 Minuten lang hatte spielen dürfen. (dm/dpa)

Sven Busch

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