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Sport: Profis in der Vierten Liga

Hertha BSC besiegt den Nachwuchs von Hansa Rostock 2:0

Von André Görke

Dirk Schlegel macht es kurz: „Jaja, der Stefan hat ganz gut gespielt. War schon in Ordnung.“ Das sind eher sachliche Worte, gemessen an denen der Nachrichtenagenturen, die sich etwas spektakulärer ausdrückten. „Glänzend“ habe Stefan Beinlich gespielt, einfach „überragend“. Das mit den spielerischen Künsten des Herrn Beinlich ist lobenswert, wohl aber auch zu erwarten. Stefan Beinlich war deutscher Nationalspieler. Von ihm darf Dirk Schlegel, der Trainer der Amateurmannschaft von Hertha BSC, eine „ganz gute“ Leistung in der Fußball-Oberliga auch erwarten.

Seit einigen Wochen kickt Beinlich für die Amateure seines Arbeitgebers. Nicht etwa, weil er in der Bundesliga so schwach spielte, sondern weil er so lange verletzt war. Doch es geht aufwärts für ihn: Am Sonntag gewannen Herthas Amateure 2:0 beim Nachwuchs des Bundesligakonkurrenten Hansa Rostock. Beide Tore erzielte Benjamin Köhler – und beide Tore bereitete Stefan Beinlich vor.

Doch nicht so sehr die spielerische Leistung will Trainer Schlegel hervorheben, sondern die Einstellung des prominentesten Zeitarbeiters in seinem Team. Keine Frage, Beinlich sei „ein guter Regisseur“; viel beeindruckender aber ist, dass „er in der Kabine vor den jungen Spieler kein Stück den großen Fußballprofi raushängen lässt. Der Stefan hat einen sauberen Charakter“.

So ein richtiges Amateurspiel war das in Rostock jedoch nicht. Denis Lapaczinski war dabei. Der Verteidiger hatte am Samstag noch eine Halbzeit für Herthas Profis gegen Nürnberg gespielt. Bei den Amateuren soll er nach seinem Knöchelbruch im April zu alter Spielstärke zurückfinden. Schlegel sagt: „Er hat noch Hemmschwellen, die Bänder schmerzen. Aber er ist auf einem guten Weg.“ Weiter geht’s mit den Profis: Alexander Madlung kickte gegen Rostock ebenfalls mit. Er hatte im Europapokal gegen den FC Aberdeen gerade sein Profi-Debüt gegeben. Auch Nando Raffael, der neue Stürmer von Ajax Amsterdam, wird vorerst bei den Amateuren spielen. Nicht zu vergessen: den polnischen U-21-Nationalkeeper Thomasz Kuszczak und Torschütze Benjamin Köhler. Auch sie gehören zum erweiterten Profikader. Und selbstverständlich sind die Rostocker ebenfalls mit Jungprofis angetreten.

Herthas Amateure wollen mit aller Macht in die Regionalliga. Von dort ist der Schritt zu den Profis geringer. Dass so viele Jungprofis und Rekonvaleszenten in der Oberliga spielen, ärgert kleinere Klubs wie Tennis Borussia oder Schönberg. Auch sie wollen gerne aufsteigen, haben aber dem finanziellen und sportlichen Potenzial der Bundesligaklubs nur wenig entgegenzusetzen. Ihre Kritik ist verständlich, und doch ist sie Hertha nicht vorzuwerfen. Wo sollen die Spieler sonst spielen oder fit werden?

Dass die Sache mit dem Aufstieg nicht so einfach ist, hat Hertha in der vergangenen Saison bemerkt. Ein Jahr haben sie die Oberliga-Klubs der Nordstaffel beherrscht – und dann sind sie doch in den Aufstiegsspielen gegen Dynamo Dresden gescheitert, dem Meister der Südstaffel.

Rostock gehört mit Hertha zu den Favoriten der Liga. Trotzdem, sagt Trainer Schlegel, „sind wir noch lange nicht durch.“ Fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten sind nicht übel. Ein Torverhältnis von 26:4 auch nicht. Schlegel sagt, dass „weiterhin der eine oder andere von den Profis bei uns spielen wird“. Sein Wunsch: „Zwei, drei sind okay, sieben oder acht, das wäre zu viel.“ Einer der nächsten Kandidaten könnte der verletzte Profi Josip Simunic sein.

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