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Sport: Qualität qua Herkunft

Stefan Hermanns über Stefan Kuntz und seine Rückkehr nach Kaiserslautern

Milan Sasic ist kein Pfälzer, aber der Fußballtrainer hat schon nach ein paar Monaten in der Pfalz verstanden, wie Pfälzer ticken. Nach der Niederlage des 1. FC Kaiserslautern gegen Hoffenheim, die den Abstieg aus der Zweiten Liga noch ein bisschen wahrscheinlicher macht, hat Sasic seine Spieler am Freitag zur Strafe in die Fankurve delegiert – damit sie „die traurigen Gesichter der Leute sehen, die diesen Verein über alles lieben“. Treue wird in der Pfalz über alle Maßen geschätzt.

Vielleicht liegt genau darin das große Problem des FCK. Dass der Klub da steht, wo er jetzt steht, haben nicht zuletzt die Pfälzer Recken zu verantworten, die in den vergangenen 15 Jahren in verschiedenen Funktionen für den Verein gewirkt haben: Jürgen „Atze“ Friedrich, Reiner Geye, Andreas Brehme, Michael Schjönberg, Wolfgang Wolf oder Klaus Toppmöller. Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach der Pfalz in der Pfalz ungebrochen.

Kein Verein in Deutschland ist – im Guten wie im Schlechten – derart Provinzverein wie der 1. FC Kaiserslautern. Herkunft ist entscheidendes Qualitätsmerkmal, wobei man nicht in der Pfalz geboren sein muss, um Pfälzer zu sein; man muss sich nur mit Herz und Verstand auf die Pfalz einlassen. Stefan Kuntz, der aus Neunkirchen im Saarland stammt, ist qua Biografie schon längst ein Pfälzer Bub. Mit ihm ist der FCK Meister und Pokalsieger geworden, und mit seiner Bestellung zum allmächtigen Vorstandsvorsitzenden verbinden sich jetzt die Hoffnungen auf die Rettung des Vereins.

In Bochum hat Kuntz als Sportdirektor nachgewiesen, auch unter erschwerten Bedingungen erfolgreich arbeiten zu können. Wichtiger noch aber als seine sportliche Kompetenz ist die Tatsache, dass er als allgemein anerkannte Identifikationsfigur das schwierige Pfälzer Umfeld befrieden kann. Wenn er das nicht schafft – wer dann? Man könnte auch sagen: Stefan Kuntz ist die letzte Chance für den 1. FC Kaiserslautern.

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