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Sport: Rackern in Brackel

Jürgen Röber startet mit Borussia Dortmund in die Vorbereitung zur Rückrunde

Der Mann weiß, was er seinem neuen Arbeitgeber schuldig ist. Über eine Stunde vor Beginn der ersten Trainingseinheit im neuen Jahr erschien Borussia Dortmunds neues Trainergespann Jürgen Röber und Bernd Storck auf dem Trainingsgelände im Stadtteil Brackel, gelegen auf einem heruntergekommenen Terrain einer ehemaligen britischen Kaserne. Dort bereiteten sich beide auf die erste Schicht in neuer Umgebung vor. Kurz vor Weihnachten war der 52-jährige Röber vom Revierklub angeheuert worden. Dass sein Vorgänger Bert van Marwijk beim BVB auch deshalb gescheitert ist, weil ihn sein reduziertes Arbeitspensum zunehmend angreifbar machte, weiß Röber genau.

Jürgen Röber ist auffallend bemüht, als eine Fachkraft wahrgenommen zu werden, deren Berufsethos keinen Spielraum für unerfreuliche Diskussionen lässt. Schon bei seiner Vorstellung hat Röber deutlich gemacht, er werde im Gegensatz zum reiselustigen van Marwijk, der ständig zwischen seiner Arbeitsstätte und der holländischen Heimat pendelte, nach Dortmund ziehen. „Wenn es machbar ist, so nahe wie möglich ans Trainingszentrum. Wir werden rund um die Uhr für den Verein da sein, das ist eine Selbstverständlichkeit.“ Solche Worte kommen an. Schließlich hat sich im bisherigen Saisonverlauf eine verunsicherte und wenig inspirierte Mannschaft präsentiert, die vor allem in den Heimspielen hinter den Erwartungen geblieben ist. Was der neue Trainer leisten soll, formulierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gestern so: „Wir erwarten, dass er speziell zu Hause die Voraussetzungen schafft, dass der Funke vom Rasen auf die Ränge überspringt.“ Er freue sich sehr auf die zweite Saisonhälfte, so Watzke, „aber diese Freude muss durch guten Fußball dokumentiert werden“.

Zumindest das Auftreten und die Körpersprache von Röber signalisieren, dass er gewillt ist, diese Vorgaben zu erfüllen: Anthrazitfarbener Trainingsanzug, schwarzes Käppi und ein braungebranntes Gesicht, das von einem strahlenden Lächeln erhellt wurde – so betrat der Trainer den Rasenplatz, um mit seinem Kader erste Übungen zu absolvieren. Bei den rund tausend Zaungästen kam das gut an. Sie begrüßten Röber an einem regnerisch-trüben Januarmorgen mit warmem Applaus.

Trotz des wohlmeinenden Empfangs bleibt es eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung, der neue Mann könne sich in Dortmund zum Heilsbringer aufschwingen. Im Dortmunder Umfeld gehen alle Beobachter davon aus, dass Röber eine Übergangslösung ist und im Sommer dem Bielefelder Kollegen Thomas von Heesen weichen muss. Eine Vermutung, die durch die befristete Laufzeit von Röbers Kontrakt bis zum 30. Juni gestützt wird. In diesem Punkt gibt sich Röber zupackend optimistisch. „Viele sagen Feuerwehrmann und rümpfen die Nase. Ich arbeite bei Borussia Dortmund in einem Stadion mit 80 000 Besuchern, und gleich als erster Gegner kommt Bayern München. Das ist doch herrlich. Wissen Sie, wie viele Kollegen mich darum beneiden?“ Dass sein Klub bei positivem Saisonverlauf Schwierigkeiten bekommen könnte, einen Nachfolger zu installieren, hält Röber für ein Luxusproblem: „Ich glaube, es gibt Schlimmeres, als Erfolg zu haben und am Ende im Europacup zu spielen.“

Um die fünf Punkte, die dazu derzeit fehlen, aufholen zu können, müssen vor allem die sichtbar gewordenen physischen Defizite aufgearbeitet werden. „Das heute war wohl nur ein lockerer Aufgalopp“, sagte Lars Ricken, „ich denke, in den nächsten Tagen wird er richtig anziehen.“ Eine Ahnung, die auch Nationalspieler Christoph Metzelder beschleicht: „Wir werden jetzt sicher mehr Ausdauerläufe machen.“

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