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Radsport: An die falsche Tür geklopft

Der Radsport macht es einem nicht leicht. Da liefern sich der fast 42-jährige Chris Horner und Giro-Champion Vincenzo Nibali ein packendes Duell. Viermal wechselte das Führungstrikot der Vuelta a Espana zwischen beiden, dann hatte der Amerikaner es mit nur 37 Sekunden Vorsprung sicher.

Natürlich war diese Werbung für spannenden Radsport von den üblichen Verdachtsmomenten überwölbt. Von der „Gazzetta dello Sport“ angestellte Berechnungen ergaben bei einer Bergetappe verdächtige Kraftwerte von 437 Watt bei Horner. Er selbst stellte für eine andere Bergetappe, die er deutlich vor Nibali gewann, Werte ins Internet. Da las man menschliche 390 Watt für die letzten Kilometer heraus. Und dass Horner, seit langem als exzellenter Bergfahrer bekannt, sein Leistungsniveau auf einmal über drei Wochen abrief, konnte man sich mit Frische, Motivation und Bestform zur rechten Zeit erklären.

Dass er nach seinem Gesamtsieg nicht mehr im offiziellen Teamhotel logierte und deshalb für eine Kontrolle der von Dopern gefürchteten US-Anti-Doping-Agentur (Usada) nicht zur Verfügung stand, macht aber auch dem Gutwilligsten das Glauben schwer. Der Usada waren Tests bei der Vuelta nicht erlaubt. Usada-Chef Travis Tygart hatte das laxe Dopingregime des Radsport-Weltverbands UCI, der bei Wettkämpfen niemand anderen Blut zapfen lässt, zuvor scharf kritisiert und deshalb eigene Kontrollen angesetzt.

Weil Horner dabei nicht zur Stelle war, wirkt sein bislang größter Karriereerfolg nun besonders zweifelhaft. Nicht ausgeschlossen ist allerdings die Variante seines Rennstalls, dass sich die Kontrolleure schlicht im Hotel geirrt haben. Er würde dann als Individuum für den Verdacht bezahlen, den die gesamte Branche durch jahrelangen Großbetrug aufgehäuft hat.

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