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Radsport: Leipheimer gewinnt Deutschland-Tour

Der Amerikaner Levi Leipheimer vom Team Gerolsteiner hat die schwerste Deutschland-Tour aller Zeiten gewonnen. Jan Ullrich landete im Gesamtklassement auf Platz zwei.

Bonn (23.08.2005, 16:48 Uhr) - Dem mit großen Ambitionen gestarteten Jan Ullrich, der 31 Sekunden hinter dem Amerikaner auf Platz zwei landete, blieb nur das kleine Trostpflaster des Sieges beim Zeitfahren in Weinheim. Der Gerolsteiner-Triumph wurde am Dienstag abgerundet durch Rang drei des Österreichers Georg Totschnig. Den letzten Tagessieg nach 168 Kilometer hatte sich der Italiener Bennati gesichert, der durch seinen dritten Erfolg den inoffiziellen Titel des «Sprinterkönigs» für sich in Anspruch nehmen konnte.

Die Siegerehrung fand ausgerechnet vor der T-Mobile-Zentrale in Bonn statt, aus deren Kasse 110.000 Euro für dieses Vorrecht geflossen waren. «Keine Häme. Man stelle sich vor, eine Tour-de-Fance-Etappe endet vor unserer Firmenzentrale und ein T-Mobile-Fahrer gewinnt», sagte Hans-Michael Holczer, der Manager der nationalen T-Mobile-Konkurrenz aus der Vulkaneifel, die lange im Schatten des Branchenriesen stand.

«Leistungssport ist kein Wunschkonzert», sagte T-Mobile-Manager Olaf Ludwig, der Ullrich und der Mannschaft keinen Vorwurf machte, «obwohl wir unser Ziel Gesamtsieg verpasst haben». Der unterlegene Ullrich erkannte neidlos an: «Die Gerolsteiner waren einfach besser aufgestellt und insgesamt sehr stark. Sie haben offensichtlich die Tour de France besser überstanden. Wir hatten unter Krankheiten und dem Ausfall Winokurows zu leiden.»

Der Tour-de-France-Dritte, der sich mit seinem ersten Sieg auf der neuntägigen Rundfahrt durch Deutschland und Österreich über seine erneute Niederlage in Frankreich hinwegtrösten wollte, verpasste den Erfolg in den Bergen. Auf der Königsetappe verlor er gegen den überragenden, ehemaligen Armstrong-Helfer Leipheimer auf 2670 Meter Höhe 56 Sekunden. Auf der völlig verregneten Etappe auf den Feldberg kamen noch einmal 30 Sekunden hinzu. Dieser Rückstand war für Ullrich, der am Montag bei seinem Zeitfahrsieg an glorreichere Zeiten erinnerte, auch in seiner Spezialdisziplin nicht mehr aufzuholen.

Der im Vorjahr zu Gerolsteiner gewechselte Leipheimer, vor vier Wochen in Paris im Tour-Finale Sechster, wertete seinen Sieg im «Ullrich-Land» als «größten Erfolg meiner Laufbahn». Nach dem Karriereende Armstrongs, dessen bekannt gewordene Doping-Affäre die Schlussetappe überschattete, kündigte der 31-jährige Amerikaner an, sich im kommenden Jahr ausschließlich auf die Tour de France zu konzentrieren.

Die 7. Deutschland-Tour nach der Wiederbelebung 1999 war nicht nur wegen des Gesamtsiegers fest in ausländischer Hand. Ullrich sorgte für den einzigen Teilerfolg eines Einheimischen. Dass die hohen Zuschauer-Zahlen des Vorjahres (4,2 Millionen) auf insgesamt 1520 Straßen-Kilometern nicht erreicht wurden, lag am schlechten Wetter. An fünf von neun Tagen regnete es. Vorjahressieger Patrik Sinkewitz (Fulda), im kommenden Jahr Team-Kollege von Ullrich, musste mit Rang zehn zufrieden sein. (Von Andreas Zellmer, dpa)

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