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Sport: „Rallyefahren ist wie Zehnkampf“

Der ehemalige Weltmeister Walter Röhrl über die deutsche WM-Premiere, eine Panzerplatte und weggesperrte Stars

Herr Röhrl, was haben Sie am vergangenen Sonntag um 14 Uhr gemacht?

Jedenfalls habe ich nicht Formel 1 geguckt. Ich hatte etwas Privates vor.

Interessiert Sie die Formel 1 denn nicht?

Nicht so, dass ich mir ein ganzes Rennen ansehen würde. Meist ist doch nur der Start interessant. Und diesmal war mir klar, dass Schumacher seinen Teamkollegen Barrichello nicht angreifen würde.

Hat der Rallyesport mehr zu bieten?

Ich denke schon, denn er lebt immer noch von der Improvisation. In der Formel 1 dreht es sich um Perfektion auf bekannten Kursen.

Sind Rallyefahrer also die besseren Fahrer?

Das will ich nicht unbedingt behaupten. Wenn ich nur an Michael Schumacher denke, der ja in der Formel 1 alle in den Schatten stellt…

Das war zu Ihrer aktiven Zeit anders...

Stimmt, da zählte das Können des Fahrers noch mehr. Damals konnte man mit dem Fuß auf dem Gaspedal noch grobe Fehler machen, selbst am Schalthebel schieden sich die Geister. Die heutige Technik nimmt den Fahrern viel ab, macht alle ziemlich gleich. Für mich ist Rallyefahren vergleichbar mit dem Zehnkampf der Leichtathletik.

Aber die Stars rücken, wie in der Formel 1, immer weiter von den Zuschauern ab...

Ja, das ist eine Entwicklung, die mir überhaupt nicht gefällt. So ist der Rallyesport nicht mehr mein Sport. Nach dem WM-Lauf in Deutschland möchte ich damit eigentlich nichts mehr zu tun haben.

Gab es für diesen Frust bei Ihnen ein einschneidendes Erlebnis?

Vielleicht das im vorigen Jahr, als ich bei der WM-Generalprobe als Testpilot dabei war. Zu mir konnten die Fans kommen, ich habe drei Tage lang Autogramme geschrieben und mir dabei an den Fingern ein Überbein geholt. Die eigentlichen Stars waren dagegen vor den Fans abgeschirmt.

Das klingt ja alles nicht sehr reizvoll vor der Rallye-WM-Premiere in Deutschland. Was wird die Fans erwarten?

Es wird viele Stellen geben, die spektakuläre Aktionen versprechen.

Sehr viel wird über die Panzerplatte gesprochen. Was hat es denn mit der auf sich?

Das ist ein zentraler Punkt auf einem Truppenübungsplatz. Die Autos kehren aus verschiedenen Richtungen immer wieder dorthin zurück.

Und was ist mit den Blindgängern auf dem Übungsplatz?

Deswegen werden die Fans nur sehr begrenztes Territorium betreten dürfen. Ich erwarte dennoch einen interessanten WM-Lauf und möglichst viele Zuschauer.

Und hinterher versuchen einige Fans im Straßenverkehr, es den Könnern nachzumachen...

Davor kann ich nur warnen. Man braucht Jahre und viel, viel Training, um ein Auto so zu beherrschen wie die Rallyeprofis.

Sind Sie denn im Straßenverkehr ein ganz normaler Fahrer?

Natürlich. Ich kann doch nicht im ADAC-Magazin Tipps für Sicherheit im Straßenverkehr geben, andererseits dagegen verstoßen. Wenn mir so etwas passieren würde, wäre das eine Schlagzeile in der „Bild“-Zeitung.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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