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Randale in Sachsen: Steine, Flaschen, Diskussionen

Steine und Flaschen flogen, Knallkörper explodierten: Das Ergebnis eines Fußballnachmittags in Dresden war ernüchternd. Die beständige Randale im sächsischen Fußball löst einen Streit um die Bezahlung der Polizeieinsätze aus.

Berlin -  Zehn Verletzte gab es, darunter waren vier Polizisten, 229 Gewalttäter kamen in Gewahrsam, einer sitzt im Gefängnis. Rund 1200 Polizisten waren im Einsatz. Grund dafür war – ein Landesligaspiel. Am vergangenen Sonntag trafen die beiden verfeindeten Klubs Dynamo Dresden und der 1. FC Lok Leipzig, die sich in der DDR-Oberliga regelmäßig bekämpft hatten, in der Landesliga zum ersten Mal seit langer Zeit wieder aufeinander. Dynamo II gewann 2:0, doch das interessierte hinterher kaum. Nach dem Spiel versuchten rund 600 Dresdner, die etwa 500 mitgereisten Leipziger Fans mit Steinen, Flaschen und Knallkörpern zu bewerfen. Allerdings trafen sie dabei auch die Polizeibeamten, die die Leipziger Fans begleiteten.

Nach den Ausschreitungen entbrannte wieder einmal ein Streit darüber, bei wem die Zuständigkeit bei dieser Art von Ausschreitungen liegt. Ausgangspunkt waren die Äußerungen des Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) Rainer Wendt, der mehr Verantwortung der Klubs forderte. „In Dresden ist deutlich geworden, dass die Bemühungen des Deutschen Fußball-Bundes auf ganzer Linie gescheitert sind, solche Ausschreitungen zu verhindern“, wird Wendt auf der Homepage der DpolG zitiert. Er forderte ein Recht für Städte und Kommunen, selbst über die Absage von Spielen mit hohem Gewaltpotenzial bestimmen zu dürfen.

Der DFB wies die Vorwürfe scharf zurück. Das Spiel habe bereits die höchste Sicherheitsstufe gehabt. „Es gab konkrete Absprachen zwischen dem Sächsischen Fußball-Verband, bei den Vereinen und dem DFB“, sagt Harald Stenger, Mediendirektor des DFB. Natürlich trage auch der Verband eine Mitverantwortung, wenn Fußballfans öffentlich auffielen. Es handle sich aber nicht um ein reines Fußballproblem. „Das ist ein gesellschaftliches Problem. Wir fordern eine Allianz der Vernünftigen.“ Dabei müsse jeder so gut es geht seinen Teil dazu beitragen, die Situation zu verbessern. Gegenseitige Schuldzuweisungen hingegen würden nicht weiterhelfen. „Die Absage von Fußballspielen ist jedenfalls keine Lösung. Wer weiß, zu was für Ausschreitungen es dann kommt“, sagt Stenger.

Der Meinung ist auch Christian Kabs, Diplom-Pädagoge und Mitarbeiter des Fanprojekts Dynamo Dresden: „Der Fußball bietet durch das große mediale Interesse eine Bühne. Gewaltbereite Leute werden auch durch die negative Berichterstattung angelockt.“ Im Stadion habe man die Kontrollen verschärft und die Situation erheblich verbessert. Der Verein bezieht nun klar Stellung. „Diese Fans wollen wir hier nicht“, bestätigt Kabs. Im Stadion selbst habe es lange keine Ausschreitungen gegeben, sagt der Pädagoge. Dass viele Menschen an den Krawallen beteiligt waren, die sonst nicht ins Stadion gehen, vermutet auch der DFB. „Wir warten aber noch den Polizeibericht ab, um genaueres sagen zu können“, sagt Stenger.

Die indirekte Forderung der DpolG, Vereine an der Finanzierung von Polizeieinsätzen zu beteiligen, ist bei jetziger Gesetzeslage nicht realistisch. Diesbezüglich macht Stenger klar: „Wenn es Versäumnisse bei den Vereinen gibt, könnte das eine Möglichkeit sein. Wenn die Politik auf uns zukommt, dann sind wir in jedem Fall gesprächsbereit.“ Solange dürfte weiterhin die Polizei allein die Verantwortung bei Krawallen im öffentlichen Raum übernehmen, auch wenn es sich dabei um gewalttätige Fußballfans handelt.

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