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Rassismus: "Er rief: Neger, geh zurück!“"

Babelsbergs Babacar N’Diaye spricht über Rassismus im Fußball. Beim Testspiel gegen Hertha BSC war er von den Rängen von einem Berliner Fan beleidigt worden. Er sagt: "Im normalen Leben habe ich sonst nie Probleme."

Herr N’Diaye, ist für Sie der Zwischenfall vom Dienstag, als Sie während des Hertha-Testspiels gegen den SV Babelsberg 03 von einem Berliner Fan rassistisch beschimpft wurden, schon vergessen? Hertha BSC hat sich bei Ihnen entschuldigt.



Mit Hertha habe ich keinerlei Probleme, der Verein hat mir ja überhaupt nichts getan. Das war halt ein Zuschauer. Ich frage mich allerdings immer noch, warum niemand von den Fans, die ringsher um standen, auf die Beschimpfungen reagiert hat. Es war ja bis auf den Platz zu hören, wie er rief: ,Neger, geh zurück!’ Ich musste mich erst selbst wehren, ehe Ordner eingeschritten sind.

Was haben Ihnen die Herthaner Arne Friedrich und Josip Simunic gesagt, die Ihnen an der Seitenlinie zu Hilfe eilten?

Sie sagten, ich solle mich wieder beruhigen – das sei halt ein Idiot.

Sie haben mit den Tränen gekämpft.

Ach, diese Beleidigung macht mich einfach traurig. Solche Zuschauer müssen mich ja nicht mögen. Aber dann können sie mir doch aus dem Weg gehen und einfach den Mund halten. Es ist schade, wenn solche Dinge passieren. Das hat mir gerade erst wieder Gerald Asamoah am Telefon bestätigt, der ebenso wie ich bedauert, dass es zu solchen Szenen kommt.

Gerald Asamoah ist beim Pokalspiel von Schalke in Jena ebenfalls beleidigt worden.

Gerald hat ja mit solchen Beleidigungen auch schon seine schlechten Erfahrungen machen müssen und weiß daher, wovon ich spreche. Wir haben früher zusammen bei Hannover 96 gespielt, sind seitdem gut befreundet und telefonieren noch oft miteinander.

Sie selbst haben 2007 kurzzeitig beim FC Carl Zeiss Jena gespielt. Haben Sie da auch Ausländerfeindlichkeit erlebt?

Nein, nie. Ich selbst hatte dort keine Probleme.

Mussten Sie sich am Dienstag erstmals solche rassistische Pöbeleien auf dem Fußballplatz anhören?


Direkt während eines Fußballspiels war es das erste Mal. Als ich 2006 mit Unterhaching in Aue spielte, wurde aber beim Warmmachen eine Banane auf den Rasen geworfen. Und während meiner Zeit beim FC St. Pauli wurde mir mal der Zugang zu einer Gaststätte verweigert, obwohl der Wirt uns Spieler direkt eingeladen hatte. Der Türsteher sagte mir: Schwarze sind hier nicht erwünscht. Dem Wirt, einem Fan und Vereinsmitglied St. Paulis, war das sichtlich unangenehm, als er davon erfuhr. Er hat sich auch entschuldigt und mir Freigetränke bei jedem meiner künftigen Besuche in seinem Lokal versprochen.

Sie leben seit 1994 in Deutschland und wohnen mit Ihrer Freundin Nicole und Ihren gemeinsamen Kindern David und Alyssa in Hemmingen bei Hannover. Mussten Sie außerhalb des Sports auch schon Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit machen?

Nein, im täglichen Leben hatte ich noch nie Probleme.

Das Gespräch führte Michael Meyer.

Babacar N’Diaye, 35, war Erstliga-Profi bei Hannover 96. Der Deutsch-Senegalese wechselte im Januar dieses Jahres in der Regionalliga von Türkiyemspor Berlin zu Babelsberg 03.

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