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Sport: Raus und nach Haus

Titelverteidiger Griechenland ist nach dem 0:1 gegen Russland ausgeschieden und bleibt noch ohne Tor bei dieser EM. Russland muss nun gegen Schweden gewinnen, um weiterzukommen

Die machen Tempo! So schnell wie Griechenland hat sich noch kein amtierender Europameister vom Unternehmen Titelverteidigung verabschiedet. Zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen genügten der Mannschaft des deutschen Trainers Otto Rehhagel, alle Gedankenspiele über eine Wiederholung des Wunders von Lissabon 2004 abzubrechen. Vier Tage nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Schweden gab es gestern vor 30 000 Zuschauern in Salzburg ein 0:1 (0:1) gegen Russland. Konstantin Syrjanow erzielte das Tor des Tages für die Russen, die nun am letzten Spieltag der Vorrundengruppe D am Mittwoch in Innsbruck gegen Schweden gewinnen müssen, um das Viertelfinale zu erreichen. Den Schweden genügt wegen der besseren Tordifferenz ein Unentschieden.

Nur die Griechen sind unwiderruflich raus, ihr letztes Spiel gegen die bereits als Gruppensieger feststehenden Spanier wird für sie nicht mehr sein als eine Protokollnotiz – und für die Spanier eine Möglichkeit, sich unter Wettkampfbedingungen für das Viertelfinale einzuspielen. Vielleicht gelingt den Griechen dann, was ihnen bisher in 180 EM-Minuten versagt blieb: ein Tor. Dabei hatte Rehhagel, angeblich einer Intervention des Mannschaftsrates folgend, sein Team weitaus offensiver aufgestellt als zuletzt beim Zementkick gegen Schweden. Hinten spielte keine Fünfer-, sondern eine Viererkette ohne Libero. Und vorn versuchten sich gleich drei Stürmer, wobei der dritte neben den Bundesligaspielern Amanatidis und Charisteas auf den schönen Namen Liberopoulos hörte, was fast schon wieder als Pointe des Defensivfreundes Rehhagel durchgehen könnte. Der zeigte sich nicht sonderlich enttäuscht: „Wir haben ganz großes Engagement gezeigt.“

Es zeigte sich aber schnell, dass allein eine offensivere Aufstellung kein Garant ist für attraktives Spiel. Es fehlt dieser griechischen Mannschaft am Format für modernen Tempofußball. Das wurde gegen die ballgewandten Russen noch deutlicher als gegen Schweden.

Die Russen, beim 1:4 gegen Spanien unter Wert geschlagen, hätten eigentlich nervös sein müssen. Waren sie aber nicht. Oder kaschierten es geschickt. Der Unterschied in Sachen gedanklicher und physischer Schnelligkeit war besonders nach 33 Minuten beim alles entscheidenden Tor zu beobachten. Griechenlands Torhüter Nikopolidis schritt nach einer harmlosen Flanke von Schirkow gemächlich Richtung linke Strafraumgrenze, eskortiert von Amanatidis, doch plötzlich spritzte der Russe Semak dazwischen und hob den Ball per Rückzieher über sich und die beiden verdutzten Griechen zurück in die Mitte. Dort stand Syrjanow und schob den Ball unbedrängt ins leere Tor.

Rehhagel reagierte und brachte für Verteidiger Seitaridis seinen Spielmacher Karagounis, den er für das Projekt forcierte Offensive nicht von Beginn an benötigte, warum auch immer. Fortan hatte Griechenland zwar ein optisches Übergewicht, Charisteas vergab eine Kopfballchance, aber den besseren Fußball spielten weiter die Russen. Ja, kontern können sie auch, Pawljutschenko und Biljaletdinow hatten je zweimal das zweite Tor auf dem Fuß, Schirkow zirkelte einen Freistoß knapp über das rechte Dreieck. Und der Europameister? War müde und fügte sich mürrisch, aber nicht gerade leidenschaftlich kämpfend in den vorzeitigen EM-K.o.

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