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Sport: Rauswurf nach dem Abschied

Der FC Schalke 04 trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Trainer Ralf Rangnick

Am Ende rang sich immerhin Andreas Müller zu einem Eingeständnis durch. Der Sportdirektor des FC Schalke 04 bekannte sich dazu, lange der Fürsprecher des Trainers Ralf Rangnick im Schalker Machtgerangel gewesen zu sein – gegen den Widerstand des Managers Rudi Assauer. „Ich war derjenige, der Ralf stark favorisiert hat“, sagte Müller, „aber auch ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht mehr funktioniert.“ Nein, das hat es nicht mehr. Am Montagmorgen ereignete sich, was nach den Ereignissen vom Wochenende unausweichlich schien: Ralf Rangnick wurde mit sofortiger Wirkung vom Verein beurlaubt.

Die 15-monatige Zweckbeziehung endete auf unspektakuläre Weise am Telefon. „Es war ein sehr kurzes Gespräch“, berichtete Sportdirektor Müller später einem großen Aufgebot an Kamerateams und Reportern. „Wir bedauern den Schritt“, aber der Vorstand sei einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass „es keine sinnvollere Lösung gibt, als Ralf Rangnick zu beurlauben“. Die jüngste Entwicklung habe den Verantwortlichen keine andere Wahl gelassen. Das Training leitet übergangsweise Torwarttrainer Oliver Reck; er werde auch an diesem Samstag beim VfB Stuttgart, im letzten Ligaspiel der Hinrunde, für die Mannschaft verantwortlich sein.

Rangnick, seit längerem mit Manager Assauer über Kreuz, hatte am Freitag angekündigt, seinen bis Saisonende gültigen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Der Trainer reagierte damit auf den Bericht eines Boulevardblattes, der Vorstand habe bereits beschlossen, Rangnick keinen neuen Kontrakt anzubieten. Mit Blick auf verschiedene Indiskretionen gerade in Bezug auf ein bestimmtes Boulevardblatt behauptete er, der Vorstand verhalte sich unprofessionell. Er habe „keinen Bock mehr auf diese politischen Possenspiele“. Einen Tag nach seiner emotionalen Rede vor der Presse leitete Rangnick seinen Abschied im Stadion ein. Vor dem Heimspiel gegen den FSV Mainz 05, das Schalke 1:0 gewann, suchte er die Nähe der Basis und ließ sich von den Fans feiern.

Das Szenario wirkte wie eine Demonstration gegen Manager Rudi Assauer. Der Schlussapplaus mag Rangnick gut getan haben – geholfen hat er ihm nicht. Den meisten Beobachtern, vermutlich auch ihm selbst, war klar, dass der Vorhang bald fallen würde. Zwei Tage später überraschte nicht einmal der Zeitpunkt seiner Beurlaubung. „Die Situation am Wochenende hat uns zum Handeln gezwungen“, sagte Müller. Diesmal saß der Sportdirektor in der Mitte des Podiums und musste „die Entscheidung, die nötig war“, bekannt geben. Assauer hörte ihm konzentriert zu und beschränkte sich darauf, Fragen zu beantworten, ohne jedes Triumphgeheul, aber auch ohne falsches Mitgefühl für seinen internen Gegenspieler.

Rangnick hatte (zu) lange darauf vertraut, gemeinsam mit Müller im Machtgefüge des FC Schalke eine neue Ordnung schaffen zu können. Die nackten Zahlen schienen ihm Recht zu geben. Er führte Schalke vom fünfzehnten Tabellenplatz in die Champions League. In dieser Spielzeit hat er allerdings zwei Saisonziele verfehlt: den Verbleib in der Champions League und das Überwintern im DFB-Pokal. Schon nach dem 0:6 in Frankfurt habe sich der Eindruck aufgedrängt, „dass etwas nicht stimmt“, sagte Müller.

Ein Trainer habe „nicht das Recht“, der Schalker Vereinsführung vorzuwerfen, sie arbeite unprofessionell, „das halte ich für starken Tobak“. Nach der Partie gegen Mainz habe Müller nicht nur im Vorstand, sondern auch bei den Spielern den Eindruck gewonnen, dass die medienwirksamen Alleingänge des Trainers Befremden hervorgerufen hätten.

So konnte Assauer dem Vorwurf, wieder einen Trainer verschlissen zu haben, leichter entgegentreten. „Das stimmt in diesem Fall nicht, weil ich seit anderthalb Jahren nicht mehr so in das sportliche Tagesgeschäft involviert bin wie früher“, behauptete Assauer. „Aber ich werde mehr als bisher versuchen, gemeinsam mit Andy Müller die richtige Lösung zu finden.“ Welcher Trainer das sein könnte? Müller zuckte nur mit den Schultern. Klarheit herrschte gestern in Schalke nur darüber, wer es nicht mehr sein kann.

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