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Während Barcas Gerard Martino (l.) in der Kritik steht, könnte Carlo Ancelotti bei Real Madrid einen Vereinsrekord knacken.

© AFP

Clasico heute in Spanien: Real Madrid gegen FC Barcelona: Friedensstifter trifft Unruhestifter

Der Clasico zwischen Real Madrid und FC Barcelona ist auch ein Trainerduell. Carlo Ancelotti wird bei Real gefeiert, Gerardo Martino ist bei Barca fast schon gefeuert.

Kaum war Carlo Ancelotti im vergangenen Sommer bei Real Madrid angekommen, erlebte er seine erste Niederlage. Der Trainer schätzte die personellen Möglichkeiten seiner neuen Mannschaft als ungenügend ein, es mangelte ihm am Gleichgewicht zwischen Künstlern und Arbeitern, zwischen Offensive und Defensive. Ancelotti bat Präsident Florentino Perez inständig um die Verpflichtung des chilenischen Mittelfeldspielers Arturo Vidal von Juventus Turin, doch Perez lehnte ab. Vidal wer?

Kaum war Gerardo Martino im vergangenen Sommer beim FC Barcelona angekommen, erlebte er ein erstes Gefühl tiefer Zufriedenheit. Der Klub hatte viele Wochen zuvor seinen wichtigsten Transfer getätigt, der Brasilianer Neymar war längst da und meldete sich wie alle anderen fit für das erste Training unter Martino. Die Mannschaft sei homogen, nur hier und da ein paar kleine Veränderungen, dann läuft das schon, befand Martino. Er sollte sich irren.

Ein Dreivierteljahr später hat sich die Ausgangslage der Trainer von Real Madrid und des FC Barcelona ins Gegenteil verkehrt. Inzwischen ist Ancelotti ein höchst zufriedener Mann und Martino steht bei seiner ersten Trainerstation in Europa schon unter Druck. Wenn er das direkte Aufeinandertreffen an diesem Sonntag in Madrid (21 Uhr) nicht gewinnt, sinken Barcelonas Chancen, die Titelverteidigung in der spanischen Meisterschaft zu schaffen. Derzeit liegt die Mannschaft vier Punkte hinter Tabellenführer Real Madrid auf Platz drei. Zweiter ist Atletico Madrid.

Trainer Martino hat beim FC Barcelona wenige Fürsprecher

In Barcelona hat Martino wenige Fürsprecher. Unter den Fans ist er unbeliebt, die Presse beäugt ihn immer kritischer. Sein Vertrag läuft nach Ende dieser Saison aus, in der Klubführung sind sie sich uneinig, ob man mit ihm verlängert oder das Experiment doch lieber beendet.

Martino war nach Pep Guardiola und Tito Vilanova der erste Trainer seit fünf Jahren, der keine Vergangenheit als Spieler oder Trainer im Klub hatte. Er sollte neue Ideen einbringen, weil das typische Kurzpassspiel inzwischen oft einfallslos und statisch wirkte. Martino sollte einen Plan B entwickeln, für den Fall, dass Tiki-Taka ins Stocken gerät. Seine Idee lautete: weniger Ballbesitz, dafür mehr Raum für Konter. Er beorderte die Spieler weiter in die eigene Hälfte zurück, so sollte Lionel Messi mehr Platz bei Gegenstößen erhalten.

Real Madrid ist seit seit 31 Pflichtspielen ungeschlagen

Anfangs funktionierte das ganz gut, doch irgendwann fielen die Spieler wieder in alte Verhaltensmuster und passten sich den Ball genauso oft zu wie unter Guardiola und Vilanova. Martino schien mit der Situation überfordert und machte durch wirre Rotation und fragwürdige Personalentscheidungen von sich reden. Seine Mannschaft verspielte durch Niederlagen gegen Valencia, San Sebastian und Valladolid einen Sechs-Punkte-Vorsprung auf Real Madrid, das nach dem 1:2 im Hinspiel in Barcelona nicht mehr verloren hat.

Inzwischen ist Real seit 31 Pflichtspielen ungeschlagen und könnte den Vereinsrekord aus der Saison 1988/89 brechen. Damals blieb die Mannschaft 34 Spiele in Serie ohne Niederlage. Gefeiert für die aktuellen Leistungen wird Trainer Carlo Ancelotti. Weil er, anders als Martino, auch in schwierigen Situationen seinem Ideal treu bleibt: Harmonie schaffen auf allen Ebenen. In Spanien nennen sie ihn „Pacificador“, Friedensstifter.

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