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Sport: Rechtsfrei im Strafraum?

Lars Spannagel fragt sich, was man auf einem Fußballplatz sagen darf

Die Sprache des Fußballs ist meist ungeschliffen, oft rüde, manchmal beleidigend. Sobald die Stutzen nach oben gezogen sind, schlagen auch Emotionen hoch. Es gehört dazu, einen Gegenspieler nicht nur mit harten Zweikämpfen einzuschüchtern, sondern mitunter auch verbal zu provozieren. In der Berliner Verbandsliga soll nun ein Spieler von einem Gegner als „Scheiß-Neger“ beschimpft worden sein. Derlei ist im Fußball an der Tagesordnung, genauso wie „Scheiß-Türke“ oder „Scheiß-Deutscher“. Wer petzt, macht sich unbeliebt.

In Berlin ist der TuS Makkabi wohl der einzige Verein, der dem Fußballverband jede Beleidigung konsequent meldet. „Warum lassen die sich nicht mal ganz normal beleidigen und halten den Mund“, lautet der Vorwurf hinter vielen vorgehaltenen Händen. Makkabi will erreichen, dass die Beleidigungen da geahndet werden, wo sie passieren: auf dem Platz, durch den Schiedsrichter. Der hat die schwere Aufgabe, zu entscheiden, was eine fußballtypische Auseinandersetzung ist („Arschloch.“ – „Selber Arschloch.“), und was eine persönlichkeitsverletzende Beleidigung darstellt. So sehr sich die DFB-Spitze auch bemüht, dem Fußball von oben seine schlechten Manieren auszutreiben: Letztlich muss der Unparteiische eine Grenze ziehen, die dann auch von den Vereinen, Verbänden und Sportgerichten durchgesetzt wird. Einen stummen, lammfrommen Fußball will niemand. Aber niemand sollte sich rassistisch beleidigen lassen müssen, nur weil er gerade auf einem Fußballplatz steht.

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