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Wann kommt der Funkspruch? Sollte Sebastian Vettel (vorn) auch während des Rennens am Sonntag besser als Mark Webber und Fernando Alonso (hinten) fahren, dürfte der Teamchef des Deutschen doch noch ins Grübeln geraten. Foto: dpa

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Red Bull: Schweigen im Stall

Red Bull will sich immer noch auf keine Rangordnung im Team festlegen, bei Ferrari ist vor dem Rennen in Brasilien Alonso die klare Nummer eins.

Für Sebastian Vettel ist die Situation klar. Auch wenn seine eigenen Chancen auf den Weltmeistertitel der Formel 1 nicht mehr allzu groß sind, hat er keine Lust, seinen Teamgefährten Mark Webber bei dessen Ambitionen im WM-Kampf zu unterstützen. Vor dem Großen Preis von Brasilien fand der Deutsche deutliche Worte für die Einstellung zu seinem Kollegen: „Wenn Webber Hilfe braucht, muss er einen Krankenwagen rufen.“

Ganz so einfach ist die Situation vor dem vorletzten Grand Prix der Saison aber nicht. An der Spitze des Klassements steht der Spanier Fernando Alonso mit 230 Punkten, Vettels Red-Bull-Kollege folgt mit 220 Zählern. Vettel liegt hinter Lewis Hamilton (210) mit 206 Punkten leicht abgeschlagen auf Rang vier. Deswegen wird Red-Bull-Chef Christian Horner von vielen Seiten bestürmt, die Fronten im Team zu klären. Zuletzt forderte Niki Lauda, Red Bull müsse sich in Brasilien auf Webber als einzigen WM-Kandidaten festlegen. Ansonsten riskiere man, dass Ferrari-Pilot Fernando Alonso endgültig als lachender Dritter aus dem internen Teamduell bei Red Bull hervorgehe. Vettel sieht das anders: „Es ist noch viel zu früh, um an so etwas zu denken.“

Bevor sich Horner zu einer – eigentlich verbotenen – Stallorder zugunsten Webbers durchringen könnte, gilt es erst einmal, das Qualifying abzuwarten. Und wahrscheinlich sogar den Start des Rennens am Sonntag. Denn auf dem Kurs in Interlagos passiert in der ersten Kurve, dem „Senna-S“, oft einiges. Erst danach wird man beurteilen können, ob sich eine Order überhaupt anbietet. Davon abgesehen: Vettel dürfte derartigen Anweisungen gegenüber alles andere als aufgeschlossen sein. Zumindest so lange, wie er selbst noch kleine WM-Chancen hat. Und er weiß auch, dass er sich diese Haltung leisten kann.

Schließlich ist er für Red Bull der Star, um den das Team für die nächsten Jahre aufgebaut werden soll. Man würde ihn wohl kaum wegen einer „überhörten“ Anweisung vor die Tür setzen. Das ist natürlich auch der Red-Bull-Führung von Horner bis Dietrich Mateschitz klar. Gut möglich, dass man deshalb das Thema erst einmal ruhen lassen will. Mark Webber sagt nur lakonisch: „Bis jetzt hat noch keiner über Stallregie gesprochen. Vielleicht passiert es am Donnerstag beim ersten Briefing, vielleicht nie.“

Bei Ferrari hingegen ist die Strategie klar: Sollte Massa vor Alonso liegen, wird er Platz machen müssen – oder besser gesagt freiwillig Platz machen, um keine Probleme mit dem Reglement zu bekommen. „Wer den Sport kennt, weiß, dass er kompliziert ist. Und zumindest bei Ferrari kommt das Team zuerst“, sagt Alonso. „Natürlich werden das einige nicht verstehen, aber es ist nicht meine Aufgabe, die Sicht der Fans zu verstehen, sondern meine Arbeit auf der Strecke zu erledigen.“

Auch Felipe Massa, der in Brasilien von 2006 bis 2008 dreimal auf der Poleposition stand, ehe er letztes Jahr nach seinem Ungarn-Unfall fehlte, kennt das Geschäft. Sollte er etwa das Rennen anführen und Alonso hinter sich haben, dann müsste er wohl sogar einen Sieg vor heimischem Publikum hergeben. Es sei denn, die Konkurrenten lägen so weit zurück, dass dem Spanier auch ein zweiter Platz hinter seinem Teamkollegen schon zum Titelgewinn reichen würde. Auf eine entsprechende Frage reagierte der Brasilianer dann auch leicht gereizt: „Ich habe das doch schon mal gemacht, habt ihr das schon vergessen?“ In Interlagos musste er 2007 seinem damaligen Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen den Sieg schenken, um ihm den WM-Titel zu sichern.

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