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REGENSPIELE und Hitzeschlachten: Wenn das Wetter zur Geschichte wird

Eine halbe Stunde hat alles verändert im St.-Jakob-Park in Basel.

Eine halbe Stunde hat alles verändert im St.-Jakob-Park in Basel. Als wären Dutzende Löschflugzeuge über das Stadion geflogen und hätten tonnenweise Wasser über den Platz geschüttet, so stark regnete es beim Spiel Schweiz gegen Türkei. Diese Wassermassen werden zu den Bildern der EM gehören. Wäre es ein normales Liga-Spiel gewesen, Schiedsrichter Lubos Michel hätte die Partie wohl abgebrochen. Doch der Zeitplan ist eng. Uefa-Sprecher Rob Faulkner sagte, dass das Spiel in diesem Fall einen Tag später hätte nachgeholt werden müssen. Regelkonform wäre ein Abbruch wohl gewesen. Denn die Regel besagt, dass eine Partie abgebrochen werden kann, wenn der Ball gar nicht mehr rollt und die Verletzungsgefahr der Spieler zu groß wird. Die Situation in Basel war zumindest kurz davor. Das Schweizer Führungstor, als der Ball reglos in der Pfütze vor dem türkischen Tor liegen blieb, ist nur ein Beleg dafür. Aber auch die gute Drainage im Stadion verhinderte einen Abbruch. Andere legendäre Regenspiele hatten dieses Glück nicht – abgebrochen wurden sie trotzdem nicht. Unvergessen ist natürlich die „Wasserschlacht von Frankfurt“ während der WM 1974, als vor dem Spiel Deutschland gegen Polen ein Wolkenbruch niederging. Damals halfen nur noch Walzen, Pumpen und eine halbstündige Verschiebung des Anpfiffs. Am Ende siegte Deutschland 1:0. Unvergessen ist auch das verregnete WM-Finale 1954, als das Fritz-Walter-Wetter geboren wurde. Anders als die Deutschen hatten die Schweizer bisher wenig Glück mit harten Wetterbedingungen. Vielleicht wäre Hitze besser gewesen, mit der kennen sie sich nämlich aus. Das Viertelfinale bei der WM 1954 gegen Österreich ist als die Hitzeschlacht von Lausanne in die Geschichte eingegangen. Schon früh in der ersten Hälfte erlitt der österreichische Schlussmann Kurt Schmied bei 40 Grad einen Sonnenstich. Er taumelte nur noch im Tor. Schnell lag die Schweiz mit 3:0 vorn. Österreichs Masseur Josef Ulrich griff ein: Er stellte sich hinter das Tor, dirigierte den orientierungslosen Schmied, reichte ihm nasse Schwämme und Wasserkübel. Am Ende gewann Österreich 7:5. Sind die Schweizer am Ende etwa doch nur Schönwetter-Spieler? Christian Tretbar

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