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Launisch by Nature. Steffen Baumgart ist ein temperamentvoller Coach.

© imago/Matthias Koch

Regionalliga: Berliner AK: Streit als Erfolgsrezept

Beim BAK geht es selten harmonisch zu, dafür aber erfolgreich. Der Verein könnte in die Dritte Liga aufsteigen und in Berlin dritte Kraft hinter Hertha und Union werden.

Oktober, vielleicht November. Länger würde es Steffen Baumgart als Trainer nicht aushalten beim Berliner AK, da waren sich seine engsten Vertrauten sicher. Oder der Verein nicht mit ihm. Es würde auf jeden Fall ein unheilvolles Ende nehmen, eines mit Krach und Streit, mit fliegenden Fetzen sowieso.

So ist es dann auch gekommen, zumindest was den Krach und die fliegenden Fetzen angeht. Streit würde Baumgart nicht sagen, eher sind es Meinungsverschiedenheiten, die er und Präsident Mehmet Ali Han regelmäßig austragen. „Ich glaube nicht, dass wir uns aneinander gewöhnen, aber wir arbeiten immer professioneller zusammen“, sagt Baumgart. Entgegen aller Prognosen aus seinem Umfeld ist er immer noch Trainer des BAK, und die Chancen, dass er diese Saison auch zu Ende bringt, sind eher gut als schlecht. Der Berliner Klub ist Zweiter in der Regionalliga, Staffel Nordost. Am heutigen Mittwoch kommt der BFC Dynamo zum Stadtderby ins Poststadion (18 Uhr), gewinnt der BAK, rückt er bis auf zwei Punkte an Tabellenführer FSV Zwickau heran. „Unser Ziel ist es, solange wie möglich um den Aufstieg mitzuspielen. Natürlich wollen wir auch in die Dritte Liga“, sagt Baumgart.

Es ist eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, die sich da gerade in der Nähe des Hauptbahnhofs abspielt, wo der BAK seine Heimspiele austrägt. Eigentlich dürfte das gar nicht funktionieren, das zwischen Klub und Trainer. Weil sich beide viel zu ähnlich und in anderen Momenten viel zu unterschiedlich sind. „Der BAK ist ein emotional geführter Verein und auch ich bin ein emotionaler Trainer. Dadurch entstehen Reibungen“, sagt Baumgart, in Rostock geboren, ohne norddeutsches Gemüt. Als Spieler schon war er ein Hitzkopf, bei Hansa Rostock, bei Energie Cottbus oder beim 1. FC Union Berlin. Immer volle Pulle. Rennen, kämpfen, grätschen, das konnte er gut. Tore schoss er auch. Ein Stürmer, der die Defensive mitdachte.

Der Verein ist dabei, die dritte Kraft der Stadt zu werden

So will Baumgart auch seine Mannschaften sehen, ein 1:0 ist ihm lieber als ein 5:4. Weil es ein „richtiges Fußballergebnis ist“, wie er sagt. Der Präsident sieht das anders. Der liebt das Schöne, das Elegante, das 5:4.

Han hat den BAK in mehr als einem Jahrzehnt nach oben geführt, von der Berliner Verbandsliga an die Tür zur Dritten Liga. Sein Führungsstil ist autokratisch, gemacht wird, was Han sagt. Er, der Bauunternehmer, gibt das Geld, er bestimmt die Regeln. Trainer mussten in dieser Zeit einige gehen, auch Baumgart besitzt noch keinen neuen Vertrag für die kommende Saison. Im Winter schickte der Präsident gleich neun Spieler weg, darunter auch jene, die der Trainer sehr gern behalten hätte.

Das alles macht Baumgarts Arbeit nicht leichter, aber er sagt auch: „Der Präsident ist ein starker Mann.“ Und im Fußball geht es nur mit starken Männern, findet Baumgart. „Der Verein entwickelt sich, auch wenn er im ersten Moment manchmal Fehler macht.“ Das Geld komme pünktlich und für Viertligaverhältnisse auch reichlich, dazu seien Trainingsbedingungen und die Betreuung rund um die Mannschaft erstklassig.

Der Klub ist gerade dabei, sich als dritte Kraft in der Stadt hinter Hertha BSC und Union einzurichten. Diese Position beanspruchen andere, der BFC Dynamo zum Beispiel oder Viktoria 89. Deren Voraussetzungen sind eigentlich besser. Vielleicht geht es dort zu ruhig zu? Baumgart muss bei diesem Gedanken lachen, er schüttelt den Kopf und lenkt sofort auf seine Mannschaft. „Ich will Spieler auf Augenhöhe, keine, die nur hinter mir hermarschieren.“

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