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Reine Formsache. Die Fitness-Serie (3): Gesunde Denke für Gelenke HEUTE: „TRIMM DICH“

Der Spaß-Sport aus den Siebzigern heißt heute „Functional Training“.

In den 70er Jahren hieß es „Trimm-dich“. Damals machte uns das sportliche Maskottchen „Trimmy“ Beine und schickte alle Trainierwilligen an die frische Luft auf Trimm-dich-Pfade. Neben dem Laufen wurden verschiedene Übungen eingestreut, die vor allem Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen und die allgemeine Fitness erhöhen sollten. Mit der Zeit verdrängten Joggen, Aerobic und Fitness-Studios mit schicken Geräten die Trimm-dich-Idee, und die Pfade gerieten vielerorts ins Abseits. Heute erlebt die Bewegung durch neue Parcours und Übungen eine Renaissance. Auch in Fitnessclubs ist die alte Idee wieder präsent: Functional Training heißt jetzt der neue Breitensport zur Straffung der Alltagsmuskeln.

„Das funktionale Training ist im Vergleich zum Gerätetraining ganzheitlich“, sagt Martin Herzberg, Personal Trainer im Fitness-Studio „Holmes Place“ am Potsdamer Platz. „Es ist ein Zurück zur natürlichen Bewegung mit Sprüngen, Drehungen und Balanceübungen, bei denen ich bestimmte Muskelpartien intensiv trainiere und gleichzeitig den ganzen Halteapparat beanspruche.“ Er setzt vor allem auf klassische Übungen, die er modern interpretiert, um ihnen mehr Intensität zu geben. So macht er mit seinen Kunden nicht einfach nur Liegestütze, sondern sogenannte Spiderman-Liegestütze, bei denen man aussieht wie die berühmte Comicfigur an der Hauswand.

Liegestütze sind eine gute Übung für den ganzen Körper. „Es kommt nicht nur darauf an, den Oberkörper mit den Armen vom Boden hochzudrücken und wieder abzulegen, sondern auch darauf, den ganzen Körper auf Spannung zu halten“, sagt Herzberg. Somit sind Liegestütz optimal zur Kräftigung des Trizeps, der Brust- und oberen Rückenmuskulatur, aber auch für die Bauch- und untere Rückenmuskulatur als Teil des Halteapparats. Dafür ist entscheidend, dass man beim Training weder ins Hohlkreuz fällt noch den Po nach oben drückt. Wer das funktionale Training mit einem Laufprogramm kombiniert, kann Liegestütze als Zwischenübung einbauen und dafür eine Parkbank zum Abstützen benutzen. „Das ist auch effektiv“, sagt der Personal Trainer.

„Als Kinder sind wir herumgesprungen und haben uns ganz frei bewegt, als Erwachsene leiden wir dann an Bewegungsarmut“, erläutert Herzberg. „Das funktionale Training fokussiert auf die Arbeit mit dem eigenen Körper.“ Wobei er gerne Hilfsmittel wie Kurzhanteln, eine zusammengerollte Matte oder einen kleinen Medizinball einsetzt, um eine Übung noch effizienter zu machen. Oft geht es darum, während einer Übung das Gleichgewicht zu halten und dabei durch die kleinen ausgleichenden Bewegungen die Gelenke zu stabilisieren, während man die Oberflächen- und Tiefenmuskulatur trainiert. Dabei kommt es ganz entscheidend auf die Technik und die richtige Kombination der Übungen an.

Das intensive, präventive Training eignet sich für jeden. Gerade Menschen mit Rücken- oder Haltungsproblemen sind prädestiniert, auf diese Weise ihre Muskulatur aufzubauen. „Wichtig ist der Wechsel von Belastung und Entspannung, wodurch die Muskelschlingen, die sich durch den Körper ziehen, gestrafft werden“, so Martin Herzberg. „Wenn man die Bewegungsmuster eintrainiert, lernt der Körper, sich von allen Seiten zu halten, und man wird stark, ohne dass man Gewichte stemmen muss.“

Wer dem 28-Jährigen zuhört und vor allem zuschaut, bekommt sofort Lust auf Bewegung. Der Enthusiasmus des gebürtigen Schweriners ist ansteckend. Wichtig ist Martin Herzberg beim funktionalen Training vor allem eines: dass man jede Übung konzentriert und nach allen Regeln der Kunst ausführt, um Fehlbelastungen auszuschließen und die Verletzungsgefahr gering zu halten.

Viele Übungen aus dem funktionalen Training lassen sich übrigens auch mit Laufeinheiten oder Nordic Walking kombinieren. Zusammen bilden sie dann ein optimales Training, das an der frischen Luft zusätzlich das Immunsystem stärkt. „Man bekommt durch das Training ein vollkommen anderes Körpergefühl und lernt, wieder auf den eigenen Körper zu hören“, sagt Martin Herzberg. Und dieser Effekt bekämpft auch den inneren Schweinehund. „Die Veränderungen motivieren nämlich, weiterzumachen.“

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