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© EPA

Rennen in Singapur: Vettel: Zu schnell für die Formel 1

Durch eine Strafe verspielt Sebastian Vettel beim Sieg von Lewis Hamilton in Singapur seine letzte WM-Chance. Timo Glock wird Zweiter.

Sebastian Vettel war einfach nur noch sauer. Er pfefferte seine Mütze in die Ecke, das ein oder andere Ausrüstungsteil flog noch hinterher. Noch fast drei Stunden nach Rennende war dem 22-Jährigen der Frust deutlich anzusehen. Eine Durchfahrtsstrafe wegen Zu-Schnell-Fahrens in der Boxengasse nach dem zweiten Boxenstopp hatte ihn beim Großen Preis von Singapur um einen sicheren zweiten Platz gebracht, ihn auf Rang vier zurückgeworfen und seine letzte WM-Chance in der Formel 1 gekostet. „Meiner Meinung nach war ich nicht zu schnell, wir müssen schauen, ob es die Elektonik war oder oder ob ich zu spät auf den Knopf gedrückt habe“, sagte er direkt nach dem Rennen.

101,4 Kilometer pro Stunde waren gemessen worden, damit war er 1,4 km/h zu schnell. Die Durchsicht der eigenen Datenaufzeichnungen bei Red Bull ergab aber, „dass das Auto an der fraglichen Stelle an der Boxeneinfahrt nicht schneller als 100 km/h war“, sagte Teamchef Christian Horner dem Tagesspiegel. „Wir waren deshalb bei der Fia, um eine Erklärung zu bekommen, wie das sein kann. Dass wir es wirklich schaffen würden, das Ergebnis nachträglich ändern zu lassen, haben wir nicht erwartet.“ Die Erklärung, die die Fia, der Motorsport-Weltverband, dann lieferte, beschrieb Horner so: „Sie messen da ja über eine bestimmte Strecke. Es könnte jetzt sein, dass Sebastian die Kurve ein bisschen abgeschnitten hat, eine etwas andere Linie hatte, und damit die gemessene Distanz kürzer und damit die errechnete Geschwindigkeit höher war“, berichtete Horner. Das sei natürlich alles sehr frustrierend, „weil Sebastian nichts falsch gemacht hat“.

Als der große Gewinner wurde unterdessen ein anderer gefeiert: Lewis Hamilton sicherte sich in der Nacht von Singapur einen souveränen Sieg, Timo Glock erzielte mit Platz zwei vor Fernando Alonso sein bisher bestes Saisonergebnis in diesem Jahr. „Ein toller Tag für mich, ich habe ja meine ganze Familie hier, wir werden diese Nacht richtig feiern“, jubelte der Weltmeister nach seinem zweiten Saisonsieg. Auch Mercedes-Chef Norbert Haug konnte strahlen: „Es geht voran.“

Das Gleiche durfte Timo Glock von sich behaupten. Der Deutsche hatte während des Rennens zeitweise sogar ein bisschen den Überblick verloren, wo er sich genau befand: „Als mein Ingenieur mir gesagt hat, dass wir sicher Zweiter sind, war das eine tolle Überraschung.“ In der achten Kurve war er gleich an Alonso vorbeigekommen. „Hier kann man als Fahrer wirklich einen Unterschied machen“, freute sich Glock. Der überholte Alonso sorgte dagegen für einen Aufreger: Er widmete seinen Podiumsplatz demonstrativ dem wegen des fingierten Unfalls in Singapur von Renault gefeuerten Flavio Briatore, „der sicher zu Hause zuschaut und daran großen Anteil hat“.

Den größten Aussetzer auf der Strecke hatte derweil Sebastian Vettel zu beklagen. Über seinen vierten Platz war er natürlich enttäuscht – vor allem nach der Panne in der Boxengasse. Da seine WM-Rivalen Jenson Button und Rubens Barrichello trotz schlechterer Startplätze noch auf den Rängen fünf und sechs ins Ziel kamen, konnte er seinen Punktrückstand praktisch nicht verkürzen. Vettel liegt jetzt drei Rennen vor Saisonende 25 Punkte hinter Button, der am nächsten Wochenende in Suzuka schon Weltmeister werden könnte, und zehn hinter Barrichello. Das Verrückte: Kurz nachdem Vettel seine Strafe angetreten hatte, flog sein Teamkollege Mark Webber mit explodierter Bremsscheibe heftig ab. Hätte es da, wie sonst nach fast jedem Crash in Singapur, noch eine Safety-Car-Phase gegeben, hätte Vettel das Rennen trotzdem noch gewonnen. Doch zu seinem Pech „parkte“ der Red Bull des Australiers in einer der wenigen Auslaufzonen der Strecke.

So wurde es nur für einen deutschen Fahrer eine gute Nacht in Singapur: Timo Glock. Kein Wunder, dass der sich von Lewis Hamilton auf dem Podium mit Champagner begießen ließ.

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