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Sport: Rennen ohne Sieger

Doping: Riis als Tour-Sieger 1996 gestrichen, Razzia in Belgien, Selbstmordversuch von Vandenbroucke

Paris/Brüssel - Aus der Siegerliste der Tour de France ist der Name Bjarne Riis seit Donnerstag verschwunden. Der Däne hatte die Frankreich-Rundfahrt 1996 in Diensten des Teams Telekom gewonnen, zuletzt aber den Missbrauch des Blutdopingmittels Epo zugegeben und wurde nun als Sieger gestrichen. Tour-de- France-Sprecher Philippe Sudres erklärte in Paris, die endgültige Entscheidung, ob Riis nicht mehr als Sieger geführt werde, obliege dem Rad-Weltverband UCI. Die UCI hatte den jetzigen Chef des dänischen CSC-Rennstalls nur zur Rückgabe seines Gelben Trikots aufgefordert. Da sein Dopingvergehen verjährt ist, kann ihm der Titel nicht mehr aberkannt werden. Es war nicht die einzige schlechte Nachricht aus dem Reich des Radsports: In Belgien fanden Behörden am Donnerstagmorgen bei Hausdurchsuchungen verbotene Mittel und verhörten 13 Personen, bei denen es sich um Radprofis und Betreuer handeln soll. Und der belgische Radprofi Frank Vandenbroucke wurde nach einem Selbstmordversuch in ein Mailänder Krankenhaus eingeliefert.

Riis wird trotz der neuen Entwicklungen zumindest formaljuristisch Sieger der Tour 1996 bleiben. Dies unterstrich UCI-Justiziar Philippe Verbiest: „Aus disziplinarischer Sicht kann ihm der Titel nicht mehr aberkannt werden. Aber es ist möglich, ihn nicht mehr zu erwähnen. Nach dem, was er zugegeben hat, ist er nicht mehr der Sieger der Tour de France.“ Somit bleibt die Siegerliste im Jahr 1996 leer, denn ein Aufrücken des Zweitplatzierten wäre kaum vermittelbar. Riis hatte die Tour damals vor seinem Telekom-Teamkollegen Jan Ullrich gewonnen, der ebenfalls unter starkem Dopingverdacht steht. Dritter war damals der geständige Doper Richard Virenque.

Riis hatte vor zwei Wochen jahrelanges Doping mit Epo eingeräumt und angeboten, das Symbol seines Tour-Sieges abzugeben. „Mein Gelbes Trikot liegt zu Hause im Pappkarton in der Garage. Wenn ihr es holen wollt, bitte schön“, hatte der Däne gesagt. Das Geständnis wird vermutlich nicht nur Auswirkungen auf Riis’ Vergangenheit haben. Asger Jensby, der frühere Geschäftsführer von Riis’ Team CSC, rechnet damit, dass die namensgebende Computerfirma ihr Engagement als Hauptsponsor aufgrund dieser Enthüllungen beenden wird.

Etwa zur gleichen Zeit waren in Belgien rund 40 Beamte an einem Dutzend Hausdurchsuchungen beteiligt. „Es ist noch zu früh, um mitzuteilen, welche Personen betroffen sind und welche möglichen Verbindungen sie zu gewissen Radsport- Mannschaften haben“, sagte Gerichtssprecher Tom Janssens. Der Chef des Quick-Step-Teams, Patrick Lefevere, räumte ein, zu den Verhörten gehöre ein Betreuer der belgischen Mannschaft um den italienischen Weltmeister Paolo Bettini und den früheren Titelträger Tom Boonen. Teamsprecher Alessandro Tegner erklärte später aber, der Mann sei sofort auf freien Fuß gesetzt worden, Dopingprodukte seien bei ihm nicht gefunden worden. Auch Fahrer des Teams seien von den Verhören nicht betroffen.

Kurz zuvor hatte Frank Vandenbroucke einen Selbstmordversuch begangen. Nach Angaben der Mailänder Ärzte schwebt der 32-Jährige aber nicht in Lebensgefahr. Der Fahrer des italienischen Rennstalls Acqua e Sapone gewann einst den Radklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, machte in den vergangenen Jahren aber vor allem durch Dopingaffären negative Schlagzeilen und litt unter Depressionen. dpa

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