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Reportage: Eine Geschichte aus zwei Städten

Schalke 04 verpflichtet Felix Magath als Trainer und Manager – und wünscht ihm den Titel mit dem VfL Wolfsburg. Eine Reportage aus zwei Städten.

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Vor dem Training mussten sie einen Halbkreis bilden. Die gesenkten Köpfe der Spieler ließen schnell erahnen, dass Felix Magath Ernstes zu berichten hatte. „Ich denke, ich habe eine vernünftige Entscheidung getroffen“, sagte der 55 Jahre alte Trainer des VfL Wolfsburg. „Der Zeitpunkt ist nicht der günstigste, aber das Ziel hier ist erreicht.“ Felix Magath verabschiedet sich nach zwei Jahren in der niedersächsischen Fußballprovinz und zieht weiter. Wie erwartet beginnt er die nächste Saison beim FC Schalke 04, wie dessen Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies stolz verkünden durfte.

Für die nächsten vier Jahre wird Magath als Cheftrainer bei dem westfälischen Bundesligaklub arbeiten und zugleich als Manager dem Vorstand angehören. „Felix Magath ist eine erstklassige Lösung, er wird die Marke Schalke weiter nach vorn bringen“, sagte Tönnies. Und die große Lösung könnte noch größer werden. Schalke bemüht sich auch um die Dienste des Stuttgarter Managers Horst Heldt, der Magath entlasten soll. VfB-Präsident Erwin Staudt lehnt aber einenWechsel Heldts ab. „Er gehört zum VfB und bleibt bei uns“, sagte der Stuttgarter Chef. Tönnies will dennoch versuchen, den Mann, der vor zwei Jahren mit Stuttgart Meister wurde, zu locken. „Unser Verein ist so groß, dass wir auch für Horst Heldt Verwendung hätten“, sagte Schalkes Aufsichtsratschef. Und er könnte auch groß genug sein, um Kevin Kuranyi zu halten – jenen Stürmer, der Schalke eigentlich verlassen wollte, nun aber unter seinem einstigen Entdecker Magath wieder zum Zuge käme.

Tönnies berichtete, dass es nicht leicht gewesen sei, Felix Magath zu überzeugen. Da Magath nicht sofort zugesagt habe, sei es auch zu dem viel beachteten Sondierungsgespräch mit Oliver Kahn gekommen. Doch letztlich sei es ihm gelungen, Magath „emotional aufzuladen“, behauptete Tönnies. „Schalke ist, bei allem Respekt, eben nicht Wolfsburg.“ Doch Magath erwartet bei seinem neuen Klub angesichts wirtschaftlicher Zwänge keine einfache Situation. „Wir wissen, dass es eine Durststrecke geben kann“, sagte Tönnies. Magath sei aber einverstanden mit Einsparungen. Mittelfristig wolle Schalke jedoch wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga mitspielen. In den letzten vier Spielen sympathisiert Tönnies sogar mit Wolfsburg.  „Es wäre doch ein besonderer Kick, wenn Magath Meister wird und dann zu uns kommt“, findet er.

Magath hat den VfL Wolfsburg als Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer in nur zwei Jahren umgekrempelt. Seine Ämterhäufung war ein erfolgreiches Modell, das jetzt aber beendet werden wird. „Unser Klub hat sich verändert, wir springen künftig von einem anderen Plateau ab“, sagte Aufsichtsratssprecher Stephan Grühsem. Künftig sollen offenbar sportlicher und kaufmännischer Part wieder getrennt werden. Als Magaths Nachfolger sind Mirko Slomka und Armin Veh im Gespräch. Slomka war im April 2008 bei Schalke gescheitert und hält sich in Hannover mit PR-Terminen fit. Armin Veh gilt nach seinem Rauswurf beim VfB Stuttgart Ende 2008 als ein Kandidat, dem die Doppelrolle als Trainer und Sportdirektor zuzutrauen ist. Dass Frank Rijkaard bereits in Wolfsburg gesehen worden sein soll, wurde aus der Führungsetage von VW mit einem Lächeln kommentiert. Kombiniert mit der Frage, ob sich da jemand eine Perücke ausgeliehen habe.

Wolfsburgs Spieler nahmen den Entschluss ihres Trainers gefasst auf. Grafite, mit 23 Treffern der erfolgreichste Torjäger der Bundesliga, versicherte: „Ich will auf jeden Fall in Wolfsburg bleiben, ich habe ja noch für zwei Jahre einen Vertrag.“ Die nächste Saison, in der der VfL Bekanntschaft mit der Champions League machen könnte, nennt der Brasilianer vielversprechend. Auch Magath sagt: „Die guten Leute hier haben noch einen Vertrag über die Saison hinaus. Von daher ist der VfL Wolfsburg sehr gut aufgestellt.“ Er räumt aber auch ein, dass es nicht einfach sein wird, Edin Dzeko zu halten. Für den 23-Jährigen liegen Angebote von Arsenal, Chelsea und dem AC Mailand vor. Aber das ist nicht mehr Magaths Problem.

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