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4:1 gegen Cleveland: Revanche geglückt: Golden State wieder NBA-Champion

In der Neuauflage der NBA-Finals von 2015 und 2016 setzen sich Golden State Warriors durch. Nach dem 4:1-Sieg in der Serie steht vor allem ein Mann mit Vorgeschichte im Mittelpunkt: Kevin Durant.

In der Arena von Oakland, einer der lautesten in den Vereinigten Staaten, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen, als der Konfettiregen noch in weiter Ferne war. Das letzte Viertel der Finalserie der National Basketball Association (NBA) hatte gerade begonnen, als sich die 19.500 Besucher kollektiv erhoben, unter ihnen allerhand Stars und Sternchen aus dem Showbuisness und anderen Geschäften sowie ein besonders verrückter, namentlich Unbekannter, der für zwei Tickets in der ersten Reihe schlappe 130.000 Dollar gelöhnt hatte.

So viel kann natürlich kein Event dieser Welt wert sein, das steht außer Frage. Immerhin aber hat das fünfte und finale Match der Best-of-Seven-Serie zwischen den Golden State Warriors und den Cleveland Cavaliers in der Nacht zu Dienst (MESZ) für eine zugegebenermaßen langweilige NBA-Saison und kaum unterhaltsamere Play-offs entschädigt.

Der Titelverteidiger aus dem US-Bundesstaat Ohio und der Meister von 2015, die sich bereits zum dritten Mal in Folge im Finale gegenüberstanden, lieferten sich auch in der neuerlichen Auflage ein umkämpftes, offensivgeprägtes, hochklassiges Duell – mit dem besseren Ende für das Heimteam: Dank eines 129:120-Sieges im fünften Spiel entschieden die Warriors die Serie mit 4:1 für sich und revanchierten sich für die Finalniederlage aus dem Vorjahr. Damals hatten die hochfavorisierten Kalifornier bereits mit 3:1 geführt – und am Ende dennoch denkbar dramatisch verloren.

"Ich war so aufgewühlt und konnte zwei Tage nicht schlafen, aber jetzt sind wir am Ziel", sagte Kevin Durant, Golden States überragender Mann, der wenig später zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finals ausgezeichnet wurde. "Sie haben uns den ganzen Abend beschäftigt", ergänzte er mit aller berechtigten Anerkennung für den Gegner aus Cleveland. Vor allem Lebron James und Kyrie Irving wehrten sich gegen das Star-Ensemble nach Kräften: James erzielte 41 Punkte, 13 Rebounds und 8 Assists, Spielmacher Irving kam auf 26 Punkte. Allein, es reichte nicht gegen die geballte Offensivpower des Gegners.

Und das lag vor allem an Kevin Durant: In jedem der fünf Finalspiele erzielte er mehr als 30 Punkte, das war zuletzt einem gewissen Shaquille O'Neal im Jahr 2000 gelungen. In der Nacht zu Dienstag waren es 39 Punkte. Durant sammelte sie besonders in kritischen Phasen, als seinen Teamkollegen wenig gelang. In der Crunch-Time, wie die Amerikaner sagen. "Für mich ist das ein unglaubliches Gefühl, es war eine verdammt lange Reise", sagte der MVP, während ihm seine Mutter, Tränen in den Augen, liebevoll am Zickenbärtchen herumzerrte.

Die Emotionen schaukelten sich in der Serie richtig hoch

Durants Wechsel aus Oklahoma nach Oakland war letzten Sommer die große Kontroverse in der NBA, weil er die ohnehin einseitige Liga noch weiter aus dem Gleichgewicht brachte: Mit Durant ging einer der drei, vier besten Spieler zu einem Team, das gerade den alten und vermeintlich unantastbaren Rekord der legendären Chicago Bulls von 72 Siegen in 82 Saisonspielen gebrochen hatte. Durant ist dafür durch das öffentliche Kreuzfeuer gegangen und hat so manch böse Konversation in fremden Hallen ertragen müssen, aber das interessierte nach der Schlusssirene und seinem ersten NBA-Titel niemanden mehr.

"Ich habe den besten und einfachsten Job der Welt", jubilierte etwa Golden States Trainer Steve Kerr. Auch für den Coach hatte der Titel, seiner zweiter als Trainer, besonderen emotionalen Wert: Kerr hatte mit Rückenproblemen fast alle Play-off-Spiele seines Teams verpasst, war aber pünktlich zu den Finals an die Seitenlinie zurückgekehrt. "Es war eine wirklich harte Serie", sprach Kerr noch, ehe er unter einer Getränke-Dusche verschwand.

Im vierten Spiel der Serie drei Tage zuvor hatten sich die Emotionen so richtig hochgeschaukelt: Die Schiedsrichter gaben allein sieben technische Fouls, die Superstars Durant und James gerieten aneinander und erzählten sich ein paar Takte, und nach der Partie verewigte sich Golden States Draymond Green mit der Aussage, er halte die Fans der Cavaliers "nicht gerade für die hellsten". Böses Blut war also vorprogrammiert, und deshalb pfiffen die Unparteiischen in der Nacht zu Dienstag von Beginn an streng respektive kleinlich, ohne dabei jedoch ihre Linie zu verlassen.

Das führte dazu, dass Schlüsselspieler beider Teams – Kevin Durant, Klay Thompson, Kevin Love – früh mit Foul-Problemen draußen saßen. Diesen Umstand wiederum kompensierte Golden State mit seiner extrem tief besetzten Ersatzbank besser als der Titelverteidiger: Abgesehen von einem 22:1-Lauf der Warriors im zweiten eineinhalb Viertel leistete Cleveland und James im speziellen hartnäckigen Widerstand. Bis weit in das vierte Viertel hielten die Cavaliers die Partie offen. Dann übernahm: natürlich Kevin Durant.

Auf der anderen Seite zeigte sich in der Schlussphase das Problem, das Cleveland im Grunde durch die ganze Serie begleitete: In den letzten fünf Minuten war LeBron James der einzige Cavaliers-Spieler, der überhaupt Punkte erzielte. Mit so wenig Unterstützung von den Teamkollegen kann selbst der beste Basketball-Spieler seiner Generation keine Finalserie gewinnen.

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