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Sport: Riesen-Erleichterung bei Alba Berlin

FRANKFURT .Vor dem Eingang zu den Katakomben der Frankfurter Ballsporthalle, wo die Mannschaftskabinen untergebracht sind, stand Kevin, der Sohn von Alba Berlins Präsident Dieter Hauert, und verteilte Zigarren an die Sieger.

FRANKFURT .Vor dem Eingang zu den Katakomben der Frankfurter Ballsporthalle, wo die Mannschaftskabinen untergebracht sind, stand Kevin, der Sohn von Alba Berlins Präsident Dieter Hauert, und verteilte Zigarren an die Sieger.Zumindest an jene, die sich nicht schon unmittelbar nach dem Ende des 33.Finales um den Pokal des Deutschen Basketball Bundes versorgt hatten.Selten dürfte den Spielern dieser Brauch so viel Spaß gemacht haben wie an diesem Sonntag, an dem Alba mit dem 69:48 (32:27) über den MTV Gießen zum zweiten Mal nach 1997 den Pokal nach Berlin holte.Nicht nur der tiefe Zug am Erfolg hat der jüngsten Mannschaft der Europaliga geschmeckt, viel mehr noch die Art und Weise, wie er zustande kam."Ich bin stolz", sagte Trainer Svetislav Pesic, "nach so einer guten Leistung gibt es nicht viel zu analysieren." Hatte es vor der Pokalendrunde berechtigte Zweifel an der Macht-Position der Berliner im deutschen Basketball gegeben, so wurden diese zumindest für einen Tag mit einer Leistung beseitigt, die am besten mit einer Übermacht-Position beschrieben ist.

"Ich habe lange nicht so eine gute Defense-Leistung erlebt", kommentierte Pesic schließlich doch das entscheidende Detail des einseitigen Endspiels.In der zweiten Halbzeit war der Deutsche Meister um Klassen besser als der dreimalige Cupsieger MTV, der noch tags zuvor gegen TTL Bamberg so aufgetrumpft hatte.Die Bamberger sicherten sich gestern vor 3500 Zuschauern Rang drei mit einem 88:77 gegen DJK Würzburg."Alba hat exzellent verteidigt", sagte Gießens enttäuschter Coach Stefan Koch.Sein Team fand kein Mittel gegen die wechselnde Mann-gegen-Mann- und Zonenverteidigung Albas, wurde immer unsicherer und gab sich schließlich geschlagen, als noch fast zehn Minuten zu spielen waren."In der zweiten Halbzeit", meinte Koch, "ist das ganze Spiel in eine Einbahnstraße geraten, und wir konnten nicht gegensteuern."

Vor der Pause hatten die Hessen phasenweise mitgehalten, obwohl sie einen katastrophalen Start hinlegten.Erst nach knapp drei Minuten kamen sie zu ihrem ersten zählbaren Erfolg, da führte ihr Kontrahent bereits mit 7:0.Übermotiviert wirkten die Bemühungen Gießens, Alba mit harter Defense den Schneid abzukaufen.Dennoch kam der MTV Mitte der ersten Halbzeit einmal zu einer kleinen Führung (19:17), als dem Meister technische Fehler unterliefen.Doch diese Phase war bald überwunden.Kurz vor der Pause und vor allem direkt nach dem Wechsel dominierte Alba die Partie.Gießen blieb rund neun Minuten ohne Korberfolg.Berlin nutzte dies mit einer Serie von 16:0 Punkten zu einer vorentscheidenden 43:27-Führung (26.Minute).Den Bärenanteil daran hatte Marko Pesic mit acht Punkten hintereinander.

Wie überhaupt die "young guns", die jungen Spieler um Pesic, Vladimir Bogojevic, Jörg Lütcke und Patrick Femerling der Partie neben Mannschaftskapitän Henrik Rödl eindrucksvoll ihren Stempel aufdrückten."Dieser Erfolg ist so wichtig für uns, denn er kann uns einen großen Schub für die nahe Zukunft geben", sagte Jörg Lütcke.Die Riesen-Erleichterung war nach den vielen Wellentälern in dieser Saison förmlich zu greifen.Auch Vladimir Bogojevic sah die Mannschaftsleistung als Schlüssel zum Erfolg an: "Das Halbfinale gestern gegen Würzburg hat besonders die Leistungsträger viel Kraft gekostet, deshalb war es so wichtig, daß heute alle Verantwortung übernommen haben."

Alle schienen im rechten Moment hungrig nach einem hohen Sieg zu sein.Das macht Mut, denn zum ersten Mal ging es für das im Durchschnitt 24 Jahre junge Team schlicht darum, ein Saisonziel zu erreichen oder zu verpassen."Titel sind wie Kinder", philosophierte Trainer Svetislav Pesic, "man liebt sie alle, obwohl sie alle verschieden sind.Aber dieser geht besonders ans Herz.Denn unsere junge Mannschaft brauchte diesen Titel ganz besonders." Wer den 49jährigen Jugoslawen kennt, der weiß, daß seine Wunschliste noch länger ist: Nun gilt es, die Europaliga zu halten und zum dritten Mal in Folge Meister zu werden.Das Team von Alba Berlin hat das Zeug, alle Wünsche Pesics zu erfüllen.

DIETMAR WENCK (MAIN)

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