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Das Markenzeichen des Erfolgs. Roberto Serniotti, italienischer Trainer der BR-Volleys.

© imago/Sebastian Wells

BR Volleys: Roberto Serniotti, der Video-Nerd

Volleys-Trainer Serniotti steht vor dem Triple mit den BR Volleys. Der Italiener ist äußerst prinzipientreu, auch wenn das nicht immer auf Begeisterung stößt.

Von Johannes Nedo

Es ist eine so oft wiederkehrende Szene in dieser Saison. Roberto Serniotti steht am Spielfeldrand, in der linken Hand hält er sein großes schwarzes Klemmbrett mit den Taktikanweisungen. Er beobachtet den entscheidenden Ballwechsel – und reißt beide Arme nach oben. Mit ausgestreckten Armen und dem Klemmbrett über seinem Kopf schreit er dann seine Freude heraus.

Dieser Jubel ist ein Markenzeichen der BR Volleys im Jahr 2016. Der Trainer zeigt ihn fortwährend im DVV-Pokal, im CEV-Cup und auch in der Bundesliga. An diesem Sonntag könnte er sein Klemmbrett noch einmal besonders ekstatisch emporreißen. Denn an dem Tag, an dem der Italiener 54 Jahre alt wird, kann er mit den Volleys die deutsche Meisterschaft holen. Die Berliner empfangen erneut den VfB Friedrichshafen in der Max-Schmeling-Halle (15 Uhr/live auf Sportdeutschland.tv). In der Play-off-Finalserie „best of five“ führen sie bereits mit 2:0. Ein Sieg fehlt noch zum dritten Titel der Saison.

Dass die Volleys so dicht vor dem ersten Gewinn des Triples in der Vereinsgeschichte stehen, hat auch viel mit Serniotti zu tun. Der, wenn er nicht gerade mit dem Klemmbrett an der Seitenlinie umhertigert, eher ruhig, ja fast zurückhaltend ist. Der kleine Mann mit den kurz geschorenen graumelierten Haaren macht abseits des Feldes keinerlei Aufhebens um sich. Und diese demütige Haltung schien vor Beginn der Saison auch angebracht.

Die Mannschaft befand sich in einem Umbruch. Leistungsträger und Identifikationsfiguren wie Scott Touzinsky und Kawika Shoji hatten den Verein verlassen. Fünf Neuzugänge mussten integriert werden. Zudem spricht Serniotti kein Deutsch, auch sein Englisch holpert. Nicht gerade die einfachsten Voraussetzungen. Darum sagt Serniotti mit Blick auf die Ausgangssituation im vergangenen Sommer: „Niemals hätte ich damit gerechnet, dass wir das Triple gewinnen können. Alles war neu für mich in Berlin.“ Sein eigentliches Ziel sei stets nur gewesen, das Team so gut wie möglich auf die immer neuen Herausforderungen der Saison vorzubereiten, sagt er.

„Ich würde ihn als eine Art Video-Nerd bezeichnen“

Dabei geht Serniotti äußerst pedantisch vor. Jeden Gegner studiert er mit seinem japanischen Co-Trainer Koichiro Shimbo intensiv in langen Videositzungen. „Ich würde ihn als eine Art Video-Nerd bezeichnen“, sagt Volleys-Libero Erik Shoji. „Er weiß definitiv alles über Volleyball. Und weil uns bewusst ist, wie hart er für den Erfolg arbeitet, hängen wir uns genauso rein.“ Auch während der Spiele will er all sein Wissen ständig an seine Spieler weitergeben. „Dann ist er sehr emotional“, sagt Shoji. Und droht seine Spieler mit Informationen fast zu überfrachten. Aber die entscheidenden Dinge scheinen anzukommen. „Er hat es verstanden, selbst erfahrene Spieler weiter nach vorne zu bringen und sie besser zu machen“, lobt Manager Kaweh Niroomand.

Allerdings sind nicht alle Ideen des prinzipientreuen Serniotti auf Begeisterung gestoßen innerhalb der Mannschaft. So setzt er pro Partie meist nur sieben bis acht Spieler ein. Deshalb ist der Stamm zwar eingespielt. Die Ersatzspieler haben es so aber umso schwerer. „Diejenigen auf der Bank sind natürlich nicht alle glücklich. Er möchte nicht so oft wechseln und nicht so viele verschiedene Systeme spielen“, sagt Niroomand. „Und die Erfolge geben ihm ja recht.“ Serniotti begründet diese Strategie auch mit den vielen Verletzungen, die die Volleys in dieser Saison zu beklagen hatten. „Ich weiß, dass ich alle Spieler brauche und dass alle bereit sind“, betont er. „Wir werden alles für diesen Titel geben.“

Serniotti ist als Trainer zwar schon Meister und Pokalsieger in Italien geworden. Auch die Champions League hat er bereits mit dem französischen Klub Tours VB gewonnen. Ein Triple aber fehlt ihm noch. Und nun will er es unbedingt. Er will sein Klemmbrett noch einmal am Spielende in die Höhe strecken. „Unsere Saison ist jetzt schon großartig“, sagt Serniotti. „Mit der Meisterschaft wäre es jedoch eine super fantastische Saison.“

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